Donnerstag, 8. April 2021
Mars07-Die Verkäuferin (7)
Der Mann dreht noch eine weitere Runde um sein Pony, ehe er antwortet:
"Die Zusammenstellung gefällt mir sehr gut. Und es ist eine gute Qualität. Bei welchem Preis liegen wir jetzt??
Ich brauche nicht nachschauen, um die Preise nennen zu können. Das Zaumzeug gehört zu den hochwertigsten Artikeln, die wir in diesem Bereich anbieten.
?Das Zaumzeug kostet 200 Stein. Die Scheuklappen würde ich Ihnen dafür kostenfrei dazu geben."
"Okay, das klingt fair. Ich nehme das Zaumzeug, einmal einfach und einmal mit den angesprochenen Applikationen,? erklärt der Mann lächelnd. ?Außerdem das Geschirr, einmal einfach und einmal mit den Applikationen. Sowie den Peniskäfig.?
Für ein paar Sekunden bin ich sprachlos. Rasch überschlage ich die Preise für alle Artikel zusammen im Kopf. Einen solchen Umsatz habe ich wahrscheinlich noch nie bei einem einzigen Kunden geschafft.
?Sehr gerne! Darf es sonst noch etwas sein??
Erneut mustert der Kunde seinen Hengst. Sein Blick bleibt eine Weile an den Hufschuhen hängen.
?Da wir nun schon einmal hier sind? Eine Information kann sicher nicht schaden: Sie wissen ja nun von ?Sunshines? Missgeschick. Er trägt immer noch die Hufschuhe aus der Medizintechnik, die seinen Unterschenkel zusätzlich stützen. Irgendwann darf er sicher wieder normale Hufschuhe tragen. Gibt es da zum heutigen Einkauf passende Modelle??
?Es gibt eine passende Produktlinie, die aus dem gleichen Leder gefertigt ist. Ich weiß jedoch nicht, ob wir die passenden Größen auf Lager haben,? erwidere ich.
Eine kurze Gedankenpause vergeht. Dann trifft der Kunde seine Entscheidung:
?Gut, dann heben wir uns das erst einmal auf. Schließlich ist ja irgendwann auch wieder Weihnachten, und da hätte ich dann ja zumindest schon mal eine gute Geschenkidee. Wenn ich vorher anrufen würde, könnten Sie dann die entsprechenden Größen zur Auswahl bestellen??
?Das wäre überhaupt kein Problem!? versichere ich ihm mit einem strahlenden Lächeln. ?Darf ich Ihnen die übrigen Artikel einpacken??
?Ja, gerne,? bestätigt mir der Kunde, und macht sich daran, dem Hengst das ursprüngliche Zaumzeug wieder anzulegen.
Einige Minuten später treffe ich den Kunden an der Kasse wieder. Ein klein wenig aufgeregt gebe ich die Artikel nacheinander in den Computer ein, der mit der Kasse verbunden ist. Die Summe wird immer größer, bis sie schließlich bei 1.800 Stein stehen bleibt. Das ist mehr, als ich in einem ganzen Monat verdiene.
Der Mann zahlt mit seiner Karte und ich reiche ihm eine größere Tüte, in die ich neben den Zaumzeugen, Geschirren, und dem Peniskäfig, noch die Scheuklappen und ein kostenloses Pflegeöl für das Leder gepackt habe.
?Danke für Ihren Einkauf und viel Glück für ?Sunshines? Zukunft,? wünsche ich und winke dem Mann hinterher, als er mit seinem Pony den Laden verlässt.
Einige Sekunden schaue ich dem wippenden Schweif des Hengstes hinterher. In mir verfestigt sich der Gedanke, dass er ein Glückslos mit seinem Besitzer gezogen hat. Ihm steht ein Leben im Luxus bevor, in dem er immer mit dem Besten ausgestattet werden wird, ob es nun neues Zaumzeug oder besonders nahrhaftes Futter sein wird.
?Wahnsinn, was hast du dem denn alles verkauft?? erkundigt sich Tina, als wir zur Schichtübergabe den üblichen Kassensturz machen. Sie schaut sich den letzten Beleg genauer an.
?Wahnsinn, das musst du Giselle erzählen!? meint sie und zwinkert mir zu.
Giselle ist die Geschäftsstellenleiterin, die heute Nachmittag zusammen mit einer neuen Auszubildenden Schicht hat. Nachdem Kassenbetrag und Geld übereinstimmen, warten wir Kaffee trinkend auf ihre Ablösung. Ich melde mich am Computer ab, fahre ihn aber nicht runter. So kann sich meine Ablösung gleich anmelden.
Wieder habe ich einen Arbeitstag geschafft, der dazu auch noch besonders erfolgreich verlaufen ist. Vielleicht erhalte ich von Pet Gear sogar noch eine kleine Prämie, wenn der Monat weiterhin so gut läuft und Giselle die Umsatzzahlen nach oben meldet.