Sonntag, 18. April 2021
Mars08-Alicia (9)
?Tee!? antworte ich. ?Das ist ein gutes Stichwort! Ja, gerne!?
?Dann setzen Sie sich erst einmal. Ich brühe uns eine neue Kanne auf!? sagt sie und zeigt auf die Esstischgruppe. Während ich mich dort niederlasse und ALBA sich neben meinen Stuhl ablegt, bringt die Frau ein Schüsselchen mit einer Gebäckvariation. Danach beginnt sie in der Küche zu werkeln.
Nachdem ich eine halbe Stunde Smalltalk mit der Bäuerin geführt habe, höre ich, wie sich eine Tür öffnet. Jemand zieht sich mit etwas Mühe die Stiefel aus. Danach betritt der Bauer den Wohnraum.
?Sol,? begrüße ich nun auch ihn und wiederhole noch einmal, was ich schon seiner Frau über meinen Besuch erzählt habe.
In der Zwischenzeit hat er sich zu mir gesetzt und ebenfalls Tee serviert bekommen. Nachdem ich meine Geschichte losgeworden bin, erhebt er sich und meint:
?Na denn los, Tim! Ich zeige ihnen gerne alles, was sie wissen möchten!?
Wir gehen einen Gang entlang und kommen zu einer Tür, durch die wir in einen Rüstraum gelangen. John erklärt mir die Geschirre und Stiefel, um dann durch eine weitere Tür zu gehen. Ihm folgend, stehe ich im Mittelgang des Stalles.
John macht eine umfassende Geste und meint:
?Hier neben dem Rüstraum haben wir den Besamungsraum. Der Haupteinrichtungsgegenstand ist ein Bock. Sonst ist alles klinisch steril gehalten. Gegenüber finden sie die Maschinen zur Rückgewinnung des reinen Wassers. Den Dung vermischen wir mit schmutzigem Stroh und pressen ihn zu Ballen. Andere Bauern sind sehr hinter diesem Dünger für ihre Felder her.
Wenn wir weitergehen, sehen Sie auf der einen Seite den Bereich für die Cows und hier auf der anderen Seite die Lager für das frische Stroh und das Futter. Am Ende des Ganges schließt sich daran noch der Tank für die Milch an. Sie sehen, das alles ist kein Hexenwerk??
?Der Bereich für die Cows ist ebenfalls gegliedert, wie ich feststelle,? bemerke ich.
?Ja,? bestätigt John. ?Gegenüber des Tanks liegt in ihrem Bereich ein Melk- und Fütterungsrondell. Davor haben die Cows einen kleinen Wellnessbereich. Sie können sich reinigen und massieren lassen. Mittig sehen Sie die Strohlager, wo die Cows dösen und schlafen können, und hier neben der Wasser-Aufbereitungsanlage haben Sie den Toilettenbereich der Cows.?
?Ah,? meine ich, ?ob nun Fäkalien oder die Milch: Immer den kurzen Weg. Außerdem liegen beide Bereiche weitestmöglich auseinander!?
?Ja! Schließlich ist die Milch ein steriles Naturprodukt. Wir müssen es gegen Kontamination schützen!?
Mein Blick geht hinauf zur Decke des Stalles. Die Träger sehen stabil aus und das Wellblech wird hier in den Lavaröhren ja nicht durch Regen, wie auf der Erde, oder Sandstürme beansprucht, wären sie an der Oberfläche erbaut worden. Alles in allem macht der Betrieb einen soliden Eindruck. Also wende ich mich wieder an den Bauern:
?Haben Sie vielen Dank, John. Ich glaube, ich weiß jetzt genug, um mich mit meiner Frau bei einer Flasche Bier entspannt besprechen zu können. Ich telefoniere nur eben, um eine Rikscha hierher zu bestellen, dann sind Sie uns erst einmal wieder los,? sage ich und lächele ihn an.
?Ja, kommen Sie nur wieder ins Haus!? meint er. ?Sie dürfen gerne mein Telefon benutzen!?
Wir gehen den Weg zurück. ALBA begrüßt mich freudestrahlend. Melli hat sich in der kurzen Zeit mit ihr beschäftigt. Ich rufe telefonisch eine Rikscha herbei und während der Wartezeit erhascht ALBA noch das eine oder andere Leckerlie von der Bäuerin.
Anschließend verabschiede ich mich höflich von den freundlichen Leuten und wir besteigen die Rikscha, als sie angekommen ist. Beim Verlassen des Hofes winke ich noch einmal kurz. Bald ist der Hof hinter uns verschwunden.