Montag, 5. April 2021
Mars07-Die Verkäuferin (4)
Es ist meine Spätschicht-Woche. Also habe ich kein Problem damit, am nächsten Morgen mit einer Rikscha zuerst zu dem Stall zu fahren, in dem ich ?Sunshine? hier in Olympia untergebracht habe. Schon zuhause habe ich telefonisch eine Rikscha zum Ponytransport bestellt.
Ich lasse mich vom Rikschafahrer und seinen beiden Hengsten zum Stall bringen. Dort rede ich mit dem Stallbesitzer und führe ?Sunshine? hinten in eine der beiden Transportboxen. Nachdem ich gemeinsam mit dem Rikschafahrer die Rampe gesichert habe, starten wir zu dem Block, indem sich die Filiale von Pet Gear Limited befindet.
Mit dem Rikschafahrer habe ich vereinbart, dass er auf mich wartet, bis ich mit ?Sunshine? das Geschäft wieder verlasse. Wir haben die Rampe entriegelt und heruntergelassen. Anschließend führe ich meinen Hengst in das Gebäude. Es geht durch das Foyer in den Innenhof und dort unter der Balustrade entlang, bis wir das Geschäft erreicht haben.
Dort angekommen, öffne ich die Ladentür. Die Klangstäbe ertönen und zeigen an, dass jemand das Geschäft betritt. Ich halte die Tür auf bis ?Sunshine? im Laden ist. Seine Hufe machen dumpfe Geräusche auf dem Fußboden. Ich weiß noch, vor welchem Regal ich gestern mit der Verkäuferin gestanden habe. Dorthin führe ich ?Sunshine? langsam.
Unterwegs kommt mir die Verkäuferin freundlich lächelnd entgegen. Sie begrüßt mich:
?Ah, da sind Sie ja! Einen wunderschönen Guten Morgen, wünsche ich! Das ist der Hengst??
?Ja, das ist er!? gebe ich lächelnd zurück.
?Irgendwie kommt er mir bekannt vor?? meint die Verkäuferin.
Sie runzelt die Stirn. Ich helfe ihrem Gedächtnis ein wenig nach.
?Er hat in den vergangenen Marsumläufen einige kleinere Rennen gewonnen. In anderen Rennen hat er zumindest ein Treppchen-Platz errungen. ?Sunshine? hat sicher eine großartige sportliche Karriere vor sich.
Beim letzten Rennen, das liegt nun auch schon länger zurück, wurde er das Opfer eines groben Fouls. Er hat sich die rechten Unterschenkelknochen gebrochen. Damit ist er für seinen Rennstall eher zu einer Belastung geworden.
Ich habe ihn gekauft und er wurde mit meinem Geld soweit wiederhergestellt, dass er wieder Rennen laufen könnte. Die Ärzte raten aber von weiteren Wettkämpfen ab. Also habe ich ihn nach Olympia geholt und in einem der Ställe des Transport-Verbandes untergebracht.
Meiner Meinung nach braucht er eine Lebensaufgabe, etwas, das ihn fordert, damit er keine Depression entwickelt. Nun soll er auch eine Ausstattung erhalten, die ihm zeigt, wie ich ihn wertschätze.?
Die Verkäuferin hat mir ruhig zugehört und während meiner Rede den Hengst eingehend gemustert. ?Sunshine? hat sich anfangs in dem Geschäft umgesehen und erwidert den Blick der Verkäuferin mit unsteten Augen. Er scheint nervös zu sein. Freudige Erwartung sieht anders aus. Ich denke, das wird sich gleich ändern.
?Ein sehr schönes Pony,? sagt die Verkäuferin, ?schade, dass seine Karriere so abrupt beendet wurde. Aber als Rikscha-Hengst für Hochzeiten und ähnliche Anlässe wird er bald die Leute beeindrucken!?
?Das denke ich auch!? meine ich, und ergänze: ?Daran werden Sie mit ihren Produkten sicher einen großen Anteil haben.?
Sie schaut mich an und sagt lächelnd:
?Dafür sind wir ja schließlich da. Ich bin mir sicher, dass wir alles finden werden, um ihn besonders toll in Szene setzen zu können. Haben Sie eine bestimmte Vorstellung davon, was Sie möchten??
Einen Augenblick überlege ich. Dann lasse ich mich aber auf die Professionalität von Pet Gear Limited ein.
?Auf jeden Fall eine schönere Ausrüstung, als diese Massenware. Vielleicht auch ein schönes Geschirr dazu??
Die Verkäuferin nickt leicht mit dem Kopf. Sie überlegt einen Moment und denkt dabei laut:
?Der Hengst soll Pracht-Rikschas ziehen, vielleicht auch mal ein Sulkie für ein Picknick? In Ordnung. Ich würde einfach mal ein paar Sachen vorschlagen. Wenn Ihnen etwas nicht gefällt, sagen Sie bitte direkt Bescheid, wir haben genügend Alternativen.?
Ich nicke lächelnd und bestätige: ?Gut, einverstanden.?