Dienstag, 14. April 2020
Sarah, die Youtuberin (17)
Schnell schaue ich wieder nach vorne. Der Waldweg ist beidseitig von Bäumen eingesäumt und fordert meine ganze Aufmerksamkeit. Ich antworte ihr:
„Unser Zusammensein war ja von deiner Seite von Beginn an begrenzt. Du hattest anfangs gesagt, wenn du ein Angebot für einen Film bekommst, bist du weg. Schauspielerin ist dein Traum…
Bei mir hat sich in den letzten Monaten Zuneigung zu dir entwickelt. Ich mag dich und möchte dir Geborgenheit vermitteln. Daher wäre ich sehr wohl traurig, wenn du dich verabschieden würdest. Aber ich respektiere deine Entscheidung, weil ich dich respektiere! Ich würde aber fragen, ob ich dich nachhause bringen dürfte…“
Nach einer längeren Gesprächspause fragt sie:
„Du würdest nicht versuchen, mich umzustimmen, auf welche Art auch immer?“
„Nun, es mag sein, dass ich ein paar Argumente bringen würde, aus der Zuneigung für dich heraus. Aber dich zwingen, mit Gewalt zurückhalten wollen, das gibt es bei mir nicht! Ich achte deine Meinung!“
„Keine aggressiven Handlungen, aus dem Gefühl der Enttäuschung heraus?“ hakt sie nach.
„Nein, Sarah!“ stelle ich klar. „Ich fühle mich für dich verantwortlich, also würde ich dich nachhause bringen wollen, dir alles Gute wünschen, und dir anbieten, mich jederzeit anzurufen, wenn du einen Rat brauchst.
Dich aus der Enttäuschung heraus mit Schlägen aus dem Haus treiben, hier quasi mitten im Wald aussetzen und dir sagen ‚Dann sieh zu, wie du nachhause findest!‘, liegt mir nicht! Das wäre gegen meinen Charakter!“
„Dein Charakter!“ sagt sie und nickt. „Robert, ich habe dich in den vergangenen Monaten lieb gewonnen und will immer bei dir bleiben! Den Traum, Schauspielerin zu werden und viel Geld zu verdienen, habe ich begraben. Träume sind Schäume! Sie gehen oft an der Realität vorbei. Ich möchte mir nicht später sagen müssen, mein Glück nicht gesehen zu haben, nur weil es direkt vor meinen Füßen gelegen hat, während mein Blick in die Ferne gerichtet war!“
„Als meine Doggie?“ frage ich nun, schaue sie wieder kurz an und zwinkere dabei.
„Auch als deine Doggie!“ bestätigt sie. „Als deine Freundin, deine Partnerin, deine Hündin. Dir stets treu ergeben! Denn ich spüre, wenn ich in mich hinein horche, du bist mein Leben, meine Liebe. Deiner Führung kann ich mich getrost anvertrauen!“
Ich stoppe den Wagen für einen Moment und beuge mich zu ihr herüber, um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben. Sarah wendet sich mir zu, so dass sich unsere Lippen treffen. Ich frage sie:
„Bin ich dir wirklich nicht zu alt?“
Sie fasst nun meinen Kopf mit beiden Händen und schaut mir verlangend in die Augen.
„Du großer Junge!“ sagt sie, milde lächelnd. „Was soll ich mit den jungen Kerlen? Es sind alles Machos und schnell gekränkt! Keiner würde sich um mich kümmern, alle sind sie nur mit sich selbst beschäftigt. Da bist du ganz anders: verantwortungsbewusst und stets auf mein Wohl bedacht! Du bist nicht eingeschnappt, wenn ich einmal meinen eigenen Kopf durchsetze! – Und trotzdem bist du innerlich ein Junge geblieben. Du kannst noch sinnfrei spielen wie ein Kind und mich trotzdem gewinnen lassen wie ein älterer abgeklärter Mann. Das liebe ich so an dir!“
Wieder küsst sie mich auf den Mund. Kurz darauf spüre ich ihre vorwitzige Zunge zwischen meinen Lippen. So beginne ich kurz ein Duell der Zungen-spitzen und es dauert nun doch einige Minuten bis wir unseren Weg fortsetzen.
„Du hast eben die Grafik im Wohnzimmer zitiert,“ sage ich während der Fahrt. „Ich werde alles daransetzen, mich deiner Hingabe würdig zu erweisen!“

*

Eine Dreiviertelstunde danach haben wir in langsamer Fahrt über die Waldwege den Parkplatz der Waldarbeiter erreicht. Ich parke am Rand und schalte den Laptop ein. Nachdem ich Youtube aufgerufen habe und auf Sarahs Kanal gegangen bin, lesen wir uns die neuen Kommentare durch.
Zunächst hat es Reaktionen auf unsere Antworten unter dem ersten Video gegeben.
Der erste Kommentator, dem wir unser asexuelles Petplay erklärt haben, hat ein kurzes Statement darunter geschrieben:
„Also für mich ist Petplay eindeutig sexuell besetzt! Auf alle Viere geschickt zu werden und aus einem Napf fressen zu müssen, bedeutet eine Demütigung, die für mich den Kick bringt und kurz den Alltag vergessen lässt!“
‚Das kann man aus dem gleichen Grund kommentarlos stehen lassen, wie Lady Andreas Kommentar-Antwort: Jedem Tierchen sein Plaisierchen!‘ denke ich mir dazu.
Der zweite Kommentator hat damals zwei Fragen in Richtung ‚Erziehung‘ und ‚Abrichtung‘ gestellt. Ihm haben wir geantwortet, dass ich meine Doggie trainiere und ihr Abwechslung biete, dass hinter allem der Spaß am Spiel steht.
Dieser Kommentator antwortet:
„Das pet-typische Verhalten erst erlernen zu müssen, wäre mir zu langwierig und würde mir den Spaß am Petplay verderben! Auch brauche ich die harte Hand oder Gerte, Flogger… Sonst kann ich nicht gehorchen. Was du beschreibst, wäre mir zu soft!“