Donnerstag, 23. April 2020
FLY, der Puppy (1)
Jahrelang habe ich nun einen Blog zum Thema Dogplay geführt. Meine Gefühle sind zwiespältig. Einerseits froh über den zahlreichen Zuspruch habe ich ihn akribisch gepflegt. Andererseits bin ich traurig darüber, dass meine Themen keinen der Leser und Leserinnen dazu animiert, dies alles einmal live erleben zu wollen.
Während ich meinen Blog mit Themen zum Dogplay füttere und mit den meist weiblichen Kommentatoren diskutiere, schaue ich mich also im Internet weiter nach Petplay-Communitys um und finde tatsächlich zwei, in denen sich Mitglieder austauschen und von Zeit zu Zeit zu Stammtischen und Events verabreden.
‚Hier hätte ich gefunden, was ich suche,‘ denke ich mir und schaue mir die Termine und Veranstaltungsorte an.
Schon trifft mich die Ernüchterung. Ich müsste zwischen 200 und 600 Kilometer fahren, um mich mit den Mitgliedern der Communitys live treffen zu können. Also lege ich in die Rubrik ‚Suche‘ einen kleinen Artikel ab, um einen Kontakt herzustellen. Leider habe ich bisher damit keinen Erfolg.
Nach einigen Monaten entschließe ich mich, selbst einen Stammtisch zu organisieren. Für einen ersten Stammtisch an einem neuen Standort reicht es, wenn sich zwei oder drei Leute in einem Café treffen, um sich miteinander über das gemeinsame Faible zu unterhalten. Jedoch lässt sich niemand finden, der sich an meinem Heimatort mit mir privat treffen will, bis auf Einen, der an einem großen Stammtisch interessiert ist, wo man Leute für Sex kennenlernen kann. Diesem Menschen sage ich sofort ab.
Enttäuscht suche ich im Netz weiter. Eine andere Internetseite hat sich ganz auf Anzeigen spezialisiert. Dort versuche ich nun Interesse für das Dogplay bei Mitgliedern aus der Nähe zu wecken – mit spärlichem Erfolg.
Frauen sagen leider alsbald wieder ab, oder melden sich schnell nicht mehr. Junge Männer haben hier weniger Berührungsängste. Ich kann mich und mein Faible erklären, aber dann erhalte ich fast nur die Antwort ‚Bye, alter Mann.‘
So bin ich vorsichtig optimistisch, als mich wieder einmal eine Nachricht erreicht:
„Hallo, bist du aktiv? Streng? Würdest du dich bitte mal genau beschreiben? LG Max 19j und mobil.“
‚Hm,‘ denke ich. ‚Die jungen Kerle sind anscheinend etwas sexlastig. Ich muss vorsichtig vorgehen, Max nicht gleich vertreiben, aber in die richtige Richtung lenken.‘
Also schreibe ich ihm zurück:
„Bin aktiv, suche anpassungswilligen (devoten) – aber NICHT masochistischen – jungen Mann, sehr schlank, nicht groß… Bin selbst 53/183/79.“
„Und wie groß ist dein Schwanz?“ kommt zurück. „Bin schlank, passiv 170/52…“
Ich schreibe ihm, dass ich kein Freund von ‚ohne Anlauf‘ bin. Dass ich mich gerne zu einem Vorgespräch für ein Rollenspiel mit ihm treffen möchte. Dieses erste Treffen darf ruhig im öffentlichen Raum stattfinden, gerne in einem nahen Café.
„Auf was stehst du denn so?“ fragt er in der nächsten Nachricht.
Vorsichtig schreibe ich:
„Ich mag Rollenspiele aktiver und passiver, bzw. bestimmender und anpassungswilliger, oder eben dominanter und devoter Personen miteinander. Wenn du tun magst, was ich sage – und gleichzeitig Sicherheit und Geborgenheit spüren möchtest, sollten wir uns einmal treffen. Du vergibst dir dabei ja nichts. Aber bitte: Setze ‚dominant‘ nicht mit ‚sadistisch‘ gleich! Ich bin KEIN SMler!“
„Okay, ich komme, wenn du im Café bezahlst.“
Ich muss grinsen und schreibe zurück:
„Der dominante Herr sorgt für den devoten Part. Das, unter Anderem, meinte ich mit ‚Sicherheit und Geborgenheit für dich‘. Ein Treffen mit mir ist also für dich völlig risikoslos!“
Tatsächlich folgt nun eine Terminabsprache, und am vereinbarten Wochenende fahre ich mit einer gewissen Unruhe zum vereinbarten Treffpunkt. Schließlich bin ich bisher schon mehrmals versetzt worden.

*

Max hat mir ein Portraitfoto geschickt. Also sende ich ihm auch eins von mir. So können wir uns am Treffpunkt erkennen. Ich fahre mit dem Bus zum Bahnhof unserer Stadt und gehe durch den Eingang in die Halle mit den Geschäften. Sein Zug ist vor etwa zwanzig Minuten angekommen. Vor dem Buchladen wollen wir uns treffen, haben wir vereinbart.
Tatsächlich steht dort ein junger Mann auf den die Beschreibung passt und schaut sich den Zeitschriftenständer an. Ich trete näher und begrüße ihn lächelnd:
„Hallo Max.“
Er schaut auf und lächelt mich verhalten an. Sein Blick hat etwas Abschätzendes.
„Hi,“ antwortet er.
Ich stelle mich vor:
„Ich bin Peter. Wollen wir uns in das Café am Ende des Ganges setzen?“
„Okay,“ meint er und wendet sich in die Richtung, in die ich weise.
Dort angekommen bestelle ich mir einen Cappuccino. Max wählt für sich eine Cola. Mit den Getränken gehen wir zu einem freien Tisch und setzen uns. Er schaut mich nun erwartungsvoll an.
„Erst einmal vielen Dank, dass du dich her getraut hast,“ beginne ich. „Oft sitze ich hier alleine und gehe nach dem Cappu unverrichteter Dinge wieder nach Hause. Wir haben uns ja getroffen, um über ein Rollenspiel zu sprechen, in dem du der devote Part wärst, also meinen Anweisungen gehorchst…“
„Ja, weiß ich,“ unterbricht mich mein Gegenüber. „Ich tue was du sagst, jedoch nicht alles!“
Ich schüttele energisch den Kopf und antworte:
„Das ist mir klar! Das ist der wichtigste Grund, warum wir uns nicht bleich bei mir zuhause treffen und uns in ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang stürzen, sondern erst einmal hier besprechen…“
„Du bist also wirklich nicht auf ein reines Sextreffen aus? Ein schneller Fick – und tschüß?“