Mittwoch, 3. März 2021
Mars03-Die Hündin (9)
Irgendwann beginnt der Mann zu sprechen. Er sagt:
?Du kennst mich noch nicht, und ich bin mir nicht sicher, wie ich mit dir umgehen soll. Auf der Erde ist es dem Hund egal, wer sein Herrchen ist, ihm ist nur wichtig, dass er gut behandelt wird. Das stärkt das Vertrauen. Du benimmst dich wohl wie ein Hund, siehst aber aus wie ein Mensch?
Also, ich heiße Tim Armstrong und bin ein Raumfahrer von der Erde, der hier auf dem Mars gestrandet ist. Ich möchte nun hier leben, weil mich auf der Erde einige Unannehmlichkeiten erwarten würden. Also habe ich Arbeit und Wohnung hier auf dem Mars bekommen. Man sagte mir, dass ich mich um ein Pet kümmern muss. Darum bist du jetzt hier.
So, das war es eigentlich, was ich dir erzählen wollte. Das Programm gibt nicht mehr viel her, was mich interessiert und es ist Zeit fürs Bett, wenn man pünktlich auf der Arbeit sein will.?
Ah, Mister Armstrong heißt also mein neues Herrchen. Ich mache ihm Platz, damit er nicht über mich stolpert. Er hat eine eigentümliche Gangart, als müsse er darauf achten, wohin er tritt. Zuerst geht er zum Schlafzimmer und entkleidet sich, um danach ein Schlafdress anzuziehen. Ich bin ihm gefolgt und beobachte ihn von der Schafzimmertür aus. Sein nächster Weg führt ihn ins Bad. Anschließend kommt er zurück und legt sich ins Bett.
Dann aber schüttelt er den Kopf, erhebt sich noch einmal und holt eine Kunstfell-Decke aus dem Schrank. Damit geht er zu meinem Käfig und legt die Decke zur Hälfte auf dessen Boden und den Rest auf die herunter geklappte Käfigtür. Nun schaut er mich an, zeigt auf das Arrangement und sagt:
?DECKE!?
Ich nähere mich also der Decke und er geht an mir vorbei in Richtung Bett, in das er sich nun legt und zur Seite dreht. Auf der Decke lege ich mich ab und ziehe die Beine an. Anschließend versuche ich zu schlafen.
Die neuen Eindrücke heute lassen mich lange nicht einschlafen. Hinzu kommt noch, dass ich diese Nacht seit langem alleine schlafen soll. Im Ministerium habe ich mich an die anderen Fähen im Zwinger gekuschelt. Diese Nähe hat wunderbar beruhigt.
Irgendwann zeugen die regelmäßigen Atemzüge aus dem Schlafzimmer davon, dass mein Herr eingeschlafen ist. Ich erhebe mich und schaue mich um. Meine Augen haben sich inzwischen an das geringe Licht gewöhnt, das durch die große Fensterwand hereinfällt.
Auf der Seite, an der mein neuer Herr den Käfig platziert hat, steht ein geräumiger Schrank für Kleidung und Wohntextilien. Gegenüber an der Wand befindet sich dagegen ein Schrank für Geschirr und Bestecke. Dort steht auch das Fernsehen, das gleichzeitig Phonofunktion hat. Zwischen den Schränken befindet sich eine Couch, der Fensterwand zugewandt und so gestellt, dass man den Fernseher im Blick hat.
Daneben steht ein Tisch mit sechs Sitzplätzen, und schließlich folgt ein offener Küchenblock mit einer Küchenmaschine, die ans Internet angeschlossen ist, sowie andere Automaten. Mittig führt ein schmaler Gang aus der Wohnung, der auch als Garderobe benutzt wird. Hinter der Küche befindet sich ein kleiner Raum, das Bad mit Toilette. Auf der anderen Seite des Ganges liegt ein schmales Schlafzimmer, gerade so groß wie Bad und offene Küche zusammen. Die Tür zum Schlafzimmer steht offen.
In mir regt sich ein Bedürfnis, das mich nun in Richtung Bad treibt. Seit im Ministerium der Zwinger zu meiner Heimat geworden ist, habe ich mich daran gewöhnt, mich über eine Wanne zu halten, die mit einem Wasserabsorbierenden Granulat gefüllt ist. Diese Wanne, das weiß ich vom Umgang mit Draco, besteht aus mehreren Sieben mit versetzt angeordneten Löchern. So fällt das trockene Granulat durch, wenn man das oberste Sieb anhebt, während das durch die Feuchtigkeit verklumpte Granulat liegen bleibt und in einen Sack geschüttet werden kann.
Nachdem ich mein Geschäft gemacht habe, wende ich mich ins Schlafzimmer und schleiche an das Bett des Herrn. Immer noch künden regelmäßige Atemzüge von seinem tiefen Schlaf. Beherzt klettere ich auf das Bett und lege mich auf die Bettdecke neben ihn. Es dauert nicht lange bis ich ruhig eingeschlafen bin.
Ich werde wach, weil jemand eine Decke über mich wirft und mich etwas zur Seite schiebt. Die Decke vom Gesicht ziehend, drehe ich mich auf den Rücken und sehe den Herrn mir gegenüber auf der Bettkante sitzen. Er hat die Bewegung wahrgenommen, dreht sich zu mir um und schaut mich lächelnd an. Sofort hole ich meine Vorderläufe hoch, so dass sich die Pfoten in Schulterhöhe befinden. Nun liege ich in einer Demutsgeste unter der Bettdecke, während sich der Herr erhebt.