Dienstag, 2. März 2021
Mars03-Die Hündin (8)
Tatsächlich spielen wir nun abwechselnd mit dem Ball. So geht das eine ganze Weile. Dann fordert Frau Ritter uns auf SITZ zu machen und gibt uns ein paar Leckerlies aus ihrer Gürteltasche. Sie streicht uns sanft durchs Haar und lobt uns.
Anschließend schickt sie uns in den Zwinger zurück, wo schon das Mittagessen bereitsteht. Die ältere Fähe liegt in einer Ecke und schaut zu uns herüber. Sie hat sich sicher schon bedient. Vorsichtig nähere ich mich der Schale. Sie lässt die jüngere Fähe und mich wirklich gewähren. Als die Schale leer ist legen wir uns aneinander kuschelnd zu der älteren Fähe und dösen in die Mittagspause hinein.

*

Heute dauert die Mittagspause ungewöhnlich lange. Irgendwann kommen die beiden Männer, die mich bisher im Käfig durch das Ministerium von Abteilung zu Abteilung gefahren haben. Wieder muss ich in den Käfig kriechen. Anschließend geht es wieder durch die Gänge des Ministeriums bis wir noch so eine Tür am Ende einer Sackgasse erreichen.
Als die Tür geöffnet wird, erkenne ich aber keine weitere Halle, sondern die Rampe, über die mich mein damaliger Mann Manuel im Ministerium abgegeben hat. Der Käfig mit mir wird durch die Tür geschoben und auf die Ladefläche einer Lastenrikscha gehoben.
Ein Mann übergibt den Männern irgendwelche Papiere. Er wirft mir einen neugierigen Blick zu und setzt sich dann neben den Rikschafahrer, der losfährt.
Der Mann kommt mir ungewöhnlich vor. Er ist so groß wie Menschen, aber viel breiter gebaut. Außerdem hat er helle Haare und eine helle Haut. Mir scheint, dass der Mann sicherlich ein Erdling sein muss. So stelle ich mir jedenfalls Menschen von der Erde vor, nach dem was wir früher in der Schule gelernt haben.
Nur? Was macht ein Erdling auf dem Mars? Und wozu braucht er eine Doggie wie mich? Gehört er einer politisch-wissenschaftlichen Delegation von der Erde an, und man macht später Experimente mit mir? Ich werde während der Fahrt immer unruhiger. Es hilft nichts! Ich muss abwarten, was passiert.
Die Zeit, hinten auf der Lastenrikscha, kommt mir ewig vor. Endlich hält sie vor dem Portal eines Wohnblocks. Der Mann von der Erde und der Rikschafahrer kommen nach hinten. Beide heben mich in dem Transportkäfig von der Ladefläche. Dann zahlt der Mann von der Erde die Passage und rollt den Käfig auf die Eingangstür zu. Der Rikschafahrer begleitet uns bis dort und hält uns die Tür auf.
Anschließend bedankt sich der Mann von der Erde und begrüßt im Vorbeischieben die Concierge hinter dem Schalter im Foyer. Es geht im Treppenhaus zum Lastenaufzug und dann einen Gang entlang bis eine Tür erreicht ist. Der Mann schließt auf und schiebt mit dem Käfig die Tür auf. Drinnen schließt er die Tür und hängt seine Jacke an den Garderobenhaken. Weiter geht?s, ins Wohnzimmer. Hier ist alles eine Nummer kleiner als in meiner früheren Wohnung.
Der Weiße schiebt mich in dem Käfig in eine Zimmerecke und öffnet den Käfig. Er klappt die Käfigtür dafür herunter und sagt:
?Du brauchst einen Namen, hat man mir gesagt. Ich werde dich ALBA nennen. ALBA, ZU MIR!?
Ich schaue misstrauisch zu ihm auf und erhebe mich langsam auf alle Viere. Anschließend tue ich so, als müsse ich am Boden etwas Interessantes erschnüffeln und nähere mich ihm auf diese Weise ganz allmählich. Er lässt mich gewähren.
Bei ihm angekommen, reibe ich mich sanft an seinem Oberschenkel. Er beugt sich zu mir herunter und fährt mir zart durch mein Haar. Dabei sagt er:
?Schau dich gerne in Ruhe in der Wohnung um.?
Sagt es und geht zu einer Couch, um sich darauf zu setzen und den Fernseher einzuschalten. Ich beobachte, was er macht. Nachdem dann einige Zeit nichts mehr passiert, beginne ich durch die Wohnung zu tigern und mir alles genau anzusehen. Der Mann hat nur eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit den üblichen Sozialräumen und der nötigsten Einrichtung. Er scheint alleine zu leben.
Bald habe ich mir alles angeschaut und lege mich zu seinen Füßen ab. Das Fernsehprogramm ist nichts für mich. Er hat irgendeine Technik-Doku laufen. So beginne ich bald vor mich hin zu dösen.