Sonntag, 28. März 2021
Mars06-Leben mit Pets (5)
Tatsächlich öffnet sich der Wald und macht wieder einem Feld Platz. In der Ferne kann ich wieder ein Haus erkennen. Als wir näherkommen, macht mich der Rikschfahrer darauf aufmerksam:
?Dort vorne liegt das Gestüt der Willows!?
?Ah,? meine ich lächelnd.
Es liegt etwas abseits der Landstraße. Der Rikschafahrer lässt den Hengst in einen schmalen Feldweg einbiegen und ihn die letzten hundert Meter die Rikscha im Schritt ziehen.
Endlich sind wir am Ziel. Die Rikscha stoppt auf dem Hof mit knirschenden Rädern. Während Madikwe und ALBA bei der Rikscha bleiben, gehe ich zum Eingang des Wohnhauses und betätige die Klangstäbe.
Wie alle Häuser in den Lavakanälen auf dem Mars, einschließlich der großen Wohnblocks, hat auch dieses kein Spitzdach, stelle ich, Tim Armstrong, fest. Der Grund dafür ist der fehlende Regen. Dafür dürfte das Flachdach des Hauses, genau wie bei den Wohnblocks, als offener Wohnbereich genutzt werden.
Die Rikscha hat uns im Hof des Gestüts zwischen einstöckigen Wirtschaftsgebäuden und im Hintergrund dem zweistöckigen Wohnhaus abgesetzt. Nun stehe ich vor der Eingangstür und warte, dass jemand auf den Ton der Klangstäbe reagiert.
Während ich so in meine Betrachtungen versunken bin, geht vor mir die Tür auf und ich stehe einer Frau gegenüber.
?Guten Abend, Frau Willows,? grüße ich. ?Wir sind die neuen Besitzer ihres ?Sunshine?. Nachdem wir in der letzten Zeit so oft mit ihrem Mann wegen des Hengstes in Kontakt standen, haben wir gedacht, wir besuchen Sie einmal und schauen uns ?Sunshine? persönlich an.?
?Ja, stimmt!? antwortet sie lächelnd. ?Mein Mann hat darüber gesprochen. Also, willkommen erst einmal, auf dem Willows-Hof. Mein Mann wird auch gleich aus dem Stall kommen, denn das Essen steht schon auf dem Tisch! Sie haben doch sicher auch Hunger nach der Reise aus der Hauptstadt??
Ich trete ein, nachdem sie die Tür freimacht. Madikwe ist mit ALBA nähergetreten und folgt mir nun ins Haus. Kaum haben wir am Tisch Platz genommen und Frau Willows zwei weitere Gedecke vor uns platziert, tritt Herr Willows hinzu, den ich schon im Hippodrom in Olympia kennengelernt habe.
Wir erheben uns wieder und begrüßen uns. Er fragt höflich, wie die Reise gewesen ist. Da tritt ein Mädchen hinzu. Herr Willows stellt sie uns als seine Tochter Andrea vor. Anschließend widmen wir uns dem wohlschmeckenden Abendessen von Frau Willows, was wir ihr auch sagen.
Wir sitzen noch eine Weile bei Tee zusammen und reden über Belanglosigkeiten. Danach zeigt uns Frau Willows unser Gästezimmer und wir wünschen uns gegenseitig eine ?Gute Nacht?.

*

Ich, Matt Willows, erhebe mich von meinem Stuhl. Ich trinke meine Tasse Tee leer. Noch immer ein klein wenig müde, stelle ich die Tasse in die Spüle und räume den Tisch ab. Es ist jetzt kurz nach sieben Uhr, als ich mein Frühstück beendet habe. Zwar fühle ich mich jetzt gestärkt, doch so richtig wach bin ich noch nicht. Meine Gedanken schweifen ab.
Als ?Sunshine? vor Wochen gefoult worden ist, ist das für mich gleichzeitig ein Schock gewesen. Ich habe viel in den Hengst gesetzt. Er sollte Preise gewinnen, und seine ersten Erfolge bei kleineren Rennen haben mir Recht gegeben. Dann der Bruch des rechten Unterschenkels. Ob die noch zu erwartenden Preisgelder die Behandlungs- und Rehabilitationskosten aufwiegen werden?
Dann meldet sich ein Erdling, der gerade eine Marsianerin geheiratet hat und will ihn mir abkaufen. Bei dem Gedanken an die Verkaufsverhandlung muss ich schmunzeln. Damit und mit ?Sunshine?s Sperma aus der ?falschen Stute? mache ich nun doch einen gewissen Schnitt!
Vielleicht kann ich diese Bekanntschaft später dazu verwenden, um Andrea ihren Wunsch nach einem Studium der Veterinär-Medizin zu ermöglichen?
Ich öffne die Verbindungstür zum Stall und stehe zuerst in der Rüstkammer. Hier befindet sich alles, was Ponys am Körper brauchen. Den Raum durchschreitend, stehe ich nun im Mittelgang des Stalles. Ich wende mich nach links und gehe an den beiden großen Toren vorbei in den hinteren Bereich. Dort befindet sich der Raum, indem wir das Futter der Ponys säckeweise aufbewahren.
Einen Handwagen mit Bügeln zum Einhängen und transportieren gefüllter Tröge rüste ich jetzt aus und fülle sie mit dem Frühstück für die Ponys. Danach schiebe ich den Wagen zu den Boxen und tausche die vollen gegen die fast leeren Tröge von gestern Abend aus. Die Pets sind noch nicht wirklich wach, also versuche ich so geräuschlos wie möglich zu arbeiten, was mir wegen des Handwagens nicht gut gelingen will.
Anschließend öffne ich das Stalltor zur Koppel hin, um etwas frische Luft in den Stall zu lassen. Dort steht schon unsere Mitarbeiterin, die den Stall reinigt, während wir mit den Ponys auf der Koppel arbeiten. Sie schiebt ihr Fahrrad in den Stall und grüßt freundlich:
?Guten Morgen, Herr Willows.?
?Guten Morgen, Mary,? gebe ich den Gruß freundlich lächelnd zurück. ?Bonnie und Beauty können gleich auf die Koppel, wenn sie gefrühstückt haben. Wir haben Besuch im Haus. Die neuen Besitzer von ?Sunshine? wollen sich später ihren Hengst anschauen? Ich gehe dann mal wieder ins Haus. Ich denke, dass inzwischen dort alle zum Frühstück auf mich warten.?