Freitag, 26. März 2021
Mars06-Leben mit Pets (3)
Am frühen Abend schalte ich den Fernseher ein und scrolle in den Nachrichten. Beim Sport lese ich, dass heute ein Rennen im Hippodrom stattgefunden hat. Von 24 Hengsten am Start sind nur 19 im Ziel angekommen. Fünf sind unterwegs auf der Strecke geblieben, wegen mehr oder weniger gefährlicher Stürze. Einer der verunfallten Hengste wird wohl nie wieder ein Rennen bestreiten können nach einem gefährlichen Foul eines Konkurrenten.
Ich rufe den Namen ?Sunshine? auf und lese, dass er erst 11 Marsjahre und 14 Monate alt ist. Das wären 22 Erdjahre, rechne ich um. So jung und schon das Karriere-Ende vor sich!
Weiter lese ich, dass der Hengst im Gestüt Willows in Arsia steht. Ich wende mich an Madikwe:
?Möchtest du neben einer Doggie auch noch ein Pony besitzen? Dann kann uns niemand aus dem Ministerium für Pets nachdrücklich raten, ein weiteres Pet anzuschaffen, da laut Gesetz jeder erwachsene Marsianer ein Pet halten muss.?
?Ja, aber von welchem Pony redest du?? fragt Madikwe unsicher. ?Etwa von ?Sunshine???
Sie sieht natürlich das PopUp-Fenster auf dem Bildschirm und kann dessen Inhalt lesen.
?Ja,? erkläre ich, ?aber ich muss schnell sein! Am besten, ich fahre sofort ins Hippodrom. Kommst du mit??
?Na, klar!? antwortet sie mir.
Natürlich ist Madikwe neugierig auf meinen Gedankengang und wie das Gespräch mit Herr Willows ausgeht.
Ich bestelle also eine Rikscha und gehe mit Madikwe zur Parkbucht für Rikschas, draußen vor dem Foyer. Eine halbe Stunde später erreichen wir das Hippodrom. Der Rikschafahrer lässt uns vor dem Eingang zu den Ställen hinaus.
Ich wende mich nun an den Mitarbeiter des Hippodroms, der am Eingang zu den Ställen seinen Posten hat. Er weist mir den Weg zu den Unterkünften für die Besitzer der Ponys. Dort frage ich nach Herrn Willows. Der Mitarbeiter dort telefoniert und rät mir danach, mich auf einen der Sitze im Hintergrund niederzulassen.
Kurze Zeit später kommt ein hochgewachsener Mann auf uns zu und schaut unsicher zwischen mir und Madikwe hin und her. Ich erhebe mich und begrüße ihn:
?Herr Willows?? Er nickt.
?Guten Abend, Herr Willows. Mein Name ist Armstrong und das ist meine Frau. Ich habe eben in den Nachrichten vom Mißgeschick ihres Hengstes erfahren. Er hätte ja noch eine lange Karriere vor sich. Eine kurze Frage: ?Sunshine? steht in ihrem Stall. Sind Sie als Besitzer mein richtiger Ansprechpartner, oder muss ich mich an jemand wenden, der den Hengst gegen Gebühr bei Ihnen untergestellt hat.?
Herr Willows lächelt gequält.
?Nein, ich bin schon auch der Besitzer von ?Sunshine?.?
?Unsere Motivation für dieses Gespräch,? erkläre ich meinem Gesprächspartner, ?ist nun folgende: Wir haben vor kurzem geheiratet und nun brauchen wir gegenüber dem Ministerium für Pets eine weitere Besitzurkunde, neben der für unsere Doggie. Das zusätzliche Pet darf natürlich auch in irgendeinem Stall stehen.?
?Okay,? meint Herr Willows. Seine Stirn liegt in Falten. ?Wenn es unser Stall sein soll, warum muss es dann ?Sunshine? sein? Ich habe da noch zwei vielversprechende Stuten, die preisverdächtig sind??
?Würden Sie ?Sunshine? in der momentanen Situation verkaufen wollen, müssten Sie hohe Verluste inkaufnehmen. Niemand wollte ihn in seinem augenblicklichen Zustand haben, weil die Heilungschancen nicht abzusehen sind. Nun würde ich ihn kaufen wollen und fortan die Gebühren zahlen, um ihn bei Ihnen unterzustellen. Wir sprechen anschließend regelmäßig über seine Zukunftschancen. Wäre das nicht ein Angebot, das beide Seiten befriedigt??
?Welche Summe bieten Sie mir für ?Sunshine??? Herrn Willows Miene bekommt einen lauernden Ausdruck.
?Nennen Sie mir eine Summe!? sage ich.
Herr Willows lächelt breit. Er antwortet:
?25.000 Stein!?