Samstag, 27. März 2021
Mars06-Leben mit Pets (4)
Nun schmunzele ich. Ich habe gelesen, dass er ?Sunshine? für 11.500 Stein erworben hat. Natürlich hat Herr Willows eine Menge Arbeitszeit in den Hengst investiert. Ich biete ihm:
?Kommen Sie, Herr Willows, schlagen Sie ein! Ich biete Ihnen 12.000 Stein sofort und 800 Stein Bruttogebühr pro Monat. Soviel würden Sie von keinem anderen Interessenten erhalten.?
?Hm,? brummt Herr Willows. ??Sunshine? verbraucht zurzeit eine Menge Geld durch Veterinärrechnungen. Auch medizinische Hilfsmittel sind nicht billig!?
?Das stimmt wohl,? gebe ich ihm Recht. ?Für Pets gibt es noch keine Krankenversicherung? Wir wären dann die Besitzer und der Veterinär, sowie der Hersteller für medizinische Produkte, sollten sich für die Bezahlung an uns wenden! Allerdings wünsche ich, in die Entscheidungsfindung eingebunden zu werden, was ?Sunshine zur Genesung braucht! Sonst bleibt der Rechnungsersteller auf der Rechnung sitzen, oder Sie springen ein!?
Herr Willows zeigt einen entspannten Gesichtsausdruck und schlägt nun wirklich ein. Wir schreiben unsere Vereinbarung auf ein Blatt Papier, unterschreiben es beide, und Herr Willows verspricht uns, dass wir bald eine notariell beglaubigte Besitzurkunde in Händen halten.
Danach fahren wir wieder nachhause.

*

In den folgenden Wochen stehen wir mit Herrn Willows wegen ?Sunshine? in regelmäßigem Kontakt. Nach drei Wochen darf der Hengst zum ersten Mal aufstehen. Man hat ihm die Arme aus der ledernen Hülle befreit, damit er sich auf Kranken-Gehstöcke stützen kann.
Schweren Herzens hat er sich damit abgefunden, denn ohne seine daran befestigte Mähne fühlt er sich nicht so richtig als Hengst. Aber so kommt er wenigstens selbständig an die Futter- und Wassertröge.
Andrea Willows, die Tochter des Besitzers hat ?Sunshine?s Pflege übernommen. Ihre Zeugnisvergabe, und damit das Ende ihrer Schulzeit, rückt näher. Wegen ?Sunshine?s Schicksal hat sie sich entschlossen in den nächsten Jahren Medizin zu studieren. Ihr Vater ist zuerst nicht davon erbaut gewesen, aber Andrea hat argumentiert, dass sie das Gestüt in jedem Fall weiterführen wird. Sie wird dann zwar keine Sportponys mehr ausbilden wollen, sondern noch einen Zwingertrakt anbauen und ihren Hof als Petklinik in den Medien bewerben.
Mit der Zeit kann sich Herr Willows damit anfreunden. Er und Tina werden dann ihren Lebensabend damit verbringen, den Pethaltern Mobilisations-Training anzubieten.
Sechs Wochen nach dem verunglückten Rennen darf ?Sunshine? mit wieder zusammengebundenen Armen auf die Koppel. Immer noch trägt er die Schiene am rechten Unterschenkel, weswegen der Schaft dieses Hufschuhes aufgeschnitten werden musste. Lange Schuhriemen halten alles zusammen.

*

Wir haben uns mit dem behandelnden Veterinär unterhalten, und dieser sagt, dass ?Sunshine? wohl noch etwa 18 Wochen braucht, bis man ihm die Schienen abnehmen kann. Danach sollte er erst langsam das Gehen und Laufen wieder lernen. Den Rat des Veterinärs beherzigend, machen wir jetzt unseren ersten Besuch auf dem Hof der Familie Willows.
Zu dritt fahren wir mit der Rohrbahn nach Arsia. ALBA verbringt die Fahrt in einer gemieteten Transportbox im Frachtwaggon der Bahn. Im Bahnhof von Arsia hole ich sie dort ab. Anschließend treten wir aus dem Bahnhofsgebäude heraus, das an die natürliche Seitenwand des Lavatunnels angebaut ist. Wir gehen auf die wartenden Rikschas zu und nennen dem vordersten Fahrer als Ziel das Willows-Gestüt.
Wir steigen hinten auf und nehmen jeder eine der Sitzbänke rechts und links in Fahrtrichtung. ALBA legt sich zu unseren Füßen ab. Schon beginnt die Fahrt. Der Fahrer lässt den Hengst, ein Kraftpaket, anziehen und im Schritt auf die Straße treten.
Kurz orientiert sich der Fahrer, lässt den Hengst sich in den Verkehr einfädeln und kommandiert Trab. An einer kleinen Kreuzung lässt er anhalten und den Querverkehr vorbeilassen. Dahinter beginnen die großen Wohn- und Büroblocks. Die Straße wird ab da sechsspurig. Drei Spuren in jede Richtung. Die äußeren Spuren kann man zum Halten nutzen, zum Anliefern und Abholen. Auf der mittleren Spur ist Trab als Minimum vorgesehen und die innere Spur ist die Expressspur.
Nach ein paar Minuten Trab biegen wir nach rechts ab. Der Fahrer wechselt bald auf die innere Spur und lässt den Hengst galoppieren. Nun geht es geradeaus über mehrere Kreuzungen an dutzenden Häuserblocks vorbei. Eine halbe Stunde später kommen eine Reihe kleinerer Häuser und die Straße wird vierspurig.
Der Verkehr wird geringer. Wir fahren jetzt im Trab auf der inneren Spur an Feldern und Bambuswäldern vorbei. Das ständige Klackern der Hufe des Hengstes ist unsere einzige Musik, die wir hier draußen vernehmen. Der Fahrer hat außerhalb Arsias auch die starken Scheinwerfer eingeschaltet, die dem Hengst den Weg weisen.
Irgendwann kommt ein Haus in Sicht, aber wir fahren daran vorbei. Auf meine Frage hin, erklärt der Rikschafahrer:
?Hier wohnt die Familie Kelly. Sie besitzen einen Teil der Bambuswälder, durch die wir eben gefahren sind.?