Donnerstag, 30. Juli 2020
Nicci (16)
Bald ist Peter in der Küche fertig und deckt den Tisch. Ich beobachte ihn dabei. Was er genau macht, kann ich aus meiner Position heraus nicht erkennen. Schließlich beugt er sich herunter und stellt einen gefüllten flachen Teller neben seinen Platz auf den Boden. Ich stehe auf und komme auf allen Vieren neugierig näher. Ja, das sieht lecker aus! Ich schaue zu Peter auf. Er lächelt mich aufmunternd an und sagt:
„Guten Appetit, Nicci!“
Dann beginnt er zu essen und auch ich mache mich darüber her, was er zubereitet hat.
Zwischendurch recke ich mich zu ihm hoch und er hat gleich die Flasche in der Hand, aus der ich einen Schluck nehme, um dann weiter zu essen. Als der Teller leer ist, nimmt er ihn hoch. Am Ton kann ich erkennen, dass er beide Teller aufeinanderstellt. Dann kommt er mit der Hand über die Tischplatte und hält mir einen Löffel Erdbeerpudding hin, den ich mit Genuss leer schlecke. Das macht er mehrmals, bis auch der Nachtisch verputzt ist.
Nun steht Peter auf und beginnt, den Tisch abzuräumen und die Sachen in die Küche zu bringen. Einmal muss er dazu über mich hinweg steigen, da ich ihm im Weg stehe. Aber er ist nicht böse deswegen! Auf dem Rückweg zum Esstisch sagt er allerdings „Nicci, DECKE!“ zu mir.
Sofort ziehe ich mich zurück und lege mich wieder in die Zimmerecke. Von dort beobachte ich sein Tun weiter.
Als er in der Küche fertig ist, kommt er ins Wohnzimmer zurück und setzt sich auf die Couch. Er schaut zu mir in die Zimmerecke und meint:
„Morgen musst du um die Mittagszeit schon fahren. Ich bringe dich früh genug zum Bahnhof. Wir frühstücken morgen früh wie zwei Menschen auf Augenhöhe miteinander. Danach wollte ich mich gerne mit dir über deine Eindrücke unterhalten, die du während des Wochenendes gewonnen hast, bis es Zeit ist zu fahren.
Heute Nachmittag ist noch Zeit, dich ins Kommandotraining ‚hineinriechen‘ zu lassen. Dann hast du aber immer noch nicht alles kennen gelernt, was das Dogplay ausmacht. Da gibt es noch das Dog-Swimming, das Dog-Agility, irgendwann vielleicht Dog-Dancing, und natürlich die Spiele mit Ball, Gummi-Knochen und anderem Spielgerät.“
Ich stemme mich hoch und frage ihn:
„Was ist denn Dog-Dancing?“
„Dafür bräuchten wir wohl einen Choreografen, dem das Dogplay nicht ganz fremd ist. Die Kommandos aus dem Kommandotraining können verbal oder nonverbal, also als Gesten kommen. Dann wird bei Musik eine Reihenfolge von Gesten ausgearbeitet, die du dann entsprechend der Kommandos, die die Gesten ausdrücken, in eine Bewegungsfolge umsetzt. Wir würden dann gemeinsam auf einer Bühne stehen und du bewegst dich laut Kommandos um mich herum und durch meine Beine. Andere Paare machen das auch und eine Jury bewertet dann die Paare – genau wie beim Paartanz.“
‚Oh,‘ denke ich mir und frage: „Und was bedeuten die anderen Ausdrücke?“
„Dog-Agility ist spielerischer Wettkampf unter mehreren Doggies. Es geht über einen Hindernis-Parcours, durch Reifen, einen weiten Schlauch, rechts und links an Hütchen vorbei. Das kann man auch als Mannschaftswettkampf machen. Dann bilden Doggie und Owner ein Team. Der Owner bleibt dabei neben seiner Doggie. Er muss nicht durch die Sportgeräte. Aber er kann seiner Doggie verbal helfen.“
„Und Dog-Swimming?“
„Wenn du die menschlichen Schwimmstile mit denen aus dem Tierreich vergleichst, dann ähnelt der normale Schwimmstil dem von Fröschen. Hunde halten ihre Gliedmaßen unter dem Körper und rudern. Wenn du das jetzt einfach so mal nachmachen willst, tauchst du ab… Dog-Swimming lernen geht also eher von ‚unter Wasser‘ nach oben. Der Schwimmstil ähnelt entfernt dem Kraulen. Auch das will geübt sein.“
„Hm,“ brumme ich und schaue Peter skeptisch an.
„Ein guter Herr kümmert sich ständig um seine Doggie. Nicht nur, dass er sich ihre Angelegenheiten zu eigen macht und Dinge in ihrem Sinne regelt, auch wendet er seine komplette Freizeit auf, um sich mit seiner Doggie zu beschäftigen. Du siehst aber auch, dass das kein Problem ist, wenn man es ernst meint: Mit Dog-Agility, Kommandotraining, Dog-Swimming, aufgelockert mit Spielen und ihr Zeit geben, sich frei zu bewegen, geführt durch ihre spontanen Gefühle – vielleicht mal Dog-Dancing, Dogplay-Events… Da gehen die Freizeiten schnell herum.“
„Ein Herr im Dogplay benutzt seine Doggie nicht zur Befriedigung seiner Lust?“ frage ich atemlos, gespannt, was er mir jetzt antwortet.
„Das kommt darauf an, welchen Hintergrund der Herr hat, Nicci,“ antwortet Peter. „Ist er ein Sado-Dom, sieht er in dir eine dev-maso ‚Sklavin‘. Er nutzt dann den Vierfüßler-Gang, um dich zu demütigen. Dev-maso Frauen erregt das! Er wird Befehle heraus’bellen‘, dich fesseln und dich benutzen wie einen Gegenstand…
Dann gibt es Petplayer, die wollen nur in die Rolle eines Hundes zum Beispiel – oder eines anderen Tieres – schlüpfen und es erregt sie, so zu tun, als wären sie dieses Tier. Vor dem Spiel ziehen sie sich eine Tiermaske an und ein Kostüm aus Leder oder Latex, oder auch aus Kunstfell. Diese Leute interessiert die sexuelle Seite kaum bis gar nicht.
Wenn sich dagegen Owner und Pet mögen, vielleicht gar ineinander verlieben, dann wäre asexuelles Spiel quasi nicht möglich. Es kommt zum Austausch von Zärtlichkeiten bis hin zum einvernehmlichen Geschlechtsverkehr. Hier lässt man zumeist jegliches Kostüm weg, außer man trifft noch unbekannte Leute, die man noch nicht einschätzen kann.“
„Bis jetzt durfte ich Top und Jogginghose anbehalten, bis heute. Heute hattest du mir erlaubt einen Bikini zu tragen…“
Peter grinst mich jungenhaft an.
„Heute bist du ja auch mit Wasser in Kontakt gekommen. - Ich möchte dir die Entscheidung überlassen, wann du soviel Zuneigung und Vertrauen spürst, dass du die Kleidung ganz weglässt.“
„Du möchtest also weder ein Domsad mir gegenüber sein, noch möchtest du Petplay mit mir machen, ohne dass Gefühle zwischen uns wachsen. Du magst mich und möchtest gerne dein Leben mit mir teilen?“
Ich weiß es schon, aber es ist etwas anderes, es auch aus seinem Mund zu hören. Peter steht von der Couch auf und setzt sich neben mich auf die Decke. Er schaut mir in die Augen und sagt einfach nur:
„Ja.“
Dabei nimmt er mich in den Arm. Ich umarme ihn ebenfalls und flüstere ihm ins Ohr:
„Du bist mein Traummann, Lieber!“
Dann küsse ich ihn auf den Mund und meine Zunge drängt zwischen seine Lippen. Er geht darauf ein und bald versinkt die Welt um uns herum. Als ich wieder auf die Wohnzimmer-Uhr schaue, sind die Zeiger eine Dreiviertel-Stunde weiter gerückt. Wir liegen entspannt nebeneinander auf der Decke und schauen beide träumend, noch gefangen von den Ereignissen, gegen die Zimmerdecke.
„Ich werde morgen nach Hause fahren und meine Arbeitsstelle fristgerecht kündigen. Das heißt, dass ich in zirka fünf Wochen zum Monatsende meinen letzten Arbeitstag haben werde…“ sage ich in die Stille hinein.



Nicci (15)
Ich versuche ein Lächeln, aber angesichts der Anstrengung gelingt mir nur ein gequälter Gesichtsausdruck, als sich unsere Blicke jetzt treffen.
„Okay, dann lassen wir es hiermit gut sein für heute,“ sagt Peter deshalb wohl.
Er bleibt stehen und ich gehe erwartungsvoll in SITZ-Position.
„Ein Hund,“ redet Peter weiter, „wird ab und zu frei laufen gelassen. Für das Doggie gibt es hier das Kommando FREI. Bis zum Kommando ZU MIR darfst du dich bewegen wie es dir in den Sinn kommt! Auf diesen Strand bezogen: Horche in dich hinein, was dein Gefühl dir sagt. Was sagt es dir? Willst du dich ins Wasser stürzen, ein paar Züge schwimmen? Einen Handstand-Überschlag im Sand machen? Oder einfach einen kleinen Sprint auf zwei Beinen hinlegen? Lass dich einfach von deinen Gefühlen leiten!“
Hier macht er eine Pause, schaut mich lächelnd an und sagt: „Nicci, FREI!“
Zuerst bleibe ich unschlüssig sitzen. Dann hebe ich meinen Hintern leicht an, wieder wie ein Hundert- Meter-Läufer in Startposition und steige auf meine ‚Hinterbeine‘ während ich schräg zur Uferlinie loslaufe. Als ich das Wasser erreiche laufe ich hinein, indem ich die Oberschenkel hoch anhebe. Dann hat die Wasseroberfläche fast meinen Unterleib erreicht, und ich werfe mich auf das Wasser, um dann ein paar Züge zu schwimmen. Nun drehe ich mich wassertretend um und schaue nach Peter. Er steht immer noch da, wo ich ihn verlassen habe und schaut zu mir.
Also schwimme ich zum Ufer zurück. Dort beuge ich mich spontan zu Boden, stütze mich mit den Händen ab und hebe erst ein Bein, dann das Andere vom Boden ab. Ich ziehe den Kopf auf die Brust und rolle so auf den Rücken im Sand. Danach erhebe ich mich wieder und laufe zwischen die Bäume, um mich Peter leise von hinten zu nähern. Der Waldboden ist weich. Ich versuche auch nur auf dem Moos aufzutreten und keinen trockenen Zweig zu erwischen. Vielleicht schaffe ich es ja, ihn zu erschrecken. Die Vorfreude erweckt ein Gefühl des Schwebens in mir. Ich muss lächeln.
Hier muss er stehen und warten! Ich schleiche in Richtung Strand – und bin enttäuscht. Peter hat seinen Platz verlassen! Ich kauere mich hin und schaue vorsichtig aus der Vegetation hervor. Peter wendet mir den Rücken zu und schaut, wo ich geblieben bin! Er ist zu der Stelle gegangen, an der ich für ihn zwischen den Bäumen verschwunden bin. Sorgt er sich um mich? Ein warmes Gefühl umfasst mein Herz. Augenblicklich habe ich vergessen, dass ich ihn erschrecken wollte. Der Teufel, der mich wohl geritten hat, hat sich in Luft aufgelöst. Ich trete auf allen Vieren aus der Vegetation hervor und lasse ein leises „Bau!“ hören.
Peter dreht sich um und erkennt mich. Ich kann eine steile Falte auf seiner Stirn erkennen, die sich augenblicklich glättet und einem breiten Lächeln Platz macht. Er kommt auf mich zu und ich laufe zu ihm, in der Art, die er mir vorhin gezeigt hat. Als wir zusammentreffen, streiche ich ihm um die Beine und er hockt sich hin, um mich in den Arm zu nehmen. Zuerst reiben wir unsere Wangen aneinander, dann küsst er mich. Meine Gliedmaßen werden schwach. Ich setze mich auf den Sand und liege mit geschlossenen Augen in seinen Armen. Er beginnt mich zu streicheln.
Nach einer kleinen Ewigkeit steht er auf. Enttäuscht, dass er nicht weitermacht, schaue ich zu ihm auf. Aber er streicht mir nur sanft über den Kopf und klickt die Leine in den Ring am Halsband.
„Komm,“ sagt er mit sanfter Stimme. „Es ist Zeit nachhause zu gehen.“
Wir spazieren in einer guten halben Stunde zum Auto zurück und ich lege mich in den Transportkäfig. Er rubbelt mit der Decke, die neben dem Käfig liegt, mein Haar provisorisch trocken und fährt los. Ich bin todmüde, aber die schmerzenden Gelenke – oder ist es die Beinmuskulatur? – lassen mich nicht zur Ruhe kommen.
Peter hält vor seiner Garage an, wartet bis das Tor hochgefahren ist und fährt hinein. Dann kommt er nach hinten und öffnet Heckklappe und Käfigtür. Ich versuche heraus zu krabbeln, tue mich aber schwer. Er zieht die Stirn kraus und geht weg. Ich quäle mich also aus dem Auto.
Plötzlich biegt Peter um die Ecke und steht wieder vor mir hinter seinem Wagen. Er verschließt das Auto und sagt:
„Steh auf, Nicci! Komm auf zwei Beine hoch.“
Ich komme hoch, indem ich mich auf den Stoßfänger stütze. In dem Moment bückt sich Peter und nimmt mich auf seine Arme. Das lässt mich lächeln, ihn umarmen und einen Kuss auf seine Wange drücken.
An der Verbindungstür zu seiner Wohnung bleibt er kurz stehen und stößt sie mit dem Fuß auf. Dann sind wir im Flur. Ein Tritt von ihm mit seiner Ferse schließt die Tür hinter unserem Rücken. Nun wendet er sich in Richtung Bad. Die Badtür öffnet und schließt er in gleicher Weise. Dann legt er mich in die Wanne und öffnet den Wasserzulauf. Er temperiert das Wasser angenehm und wartet bis mir das Wasser bis zur Taille geht.
Jetzt dreht er sich um und holt Shampoo und eine Massagebürste an die Wanne. Dann schäumt er mich ein und beginnt, mich sanft zu massieren. Schließlich holt er die Brause und entfernt den Schaum. Es ist ein wunderbares Gefühl gebadet zu werden! Das habe ich bis jetzt noch nie erleben dürfen!
Nun soll ich mich umdrehen. Ich gehe in der Wanne also auf alle Viere und er wiederholt die zärtliche Prozedur. Schließlich kümmert sich Peter um meine Haare. Dazu hält er die Hand an meine Stirn, damit mir kein Wasser in die Augen gerät.
Während der ganzen Prozedur redet Peter beruhigend auf mich ein und streichelt mir über die Flanken. Dann zieht Peter den Stöpsel und als das Wasser abgelaufen ist, muss er mit der Brause hinterher spülen. Eine Menge Sand geht so in den Abfluss! Anschließend krabbele ich aus der Wanne und werde von ihm trocken gerubbelt. Wieder eine zärtliche Massage! Danach fönt er mir das Haar und bürstet es zwischendurch mit der anderen Hand.
Als ich fertig bin, räumt er alle Accessoires weg und geht ins Wohnzimmer. Ich folge ihm. Im Wohnzimmer zeigt er auf die zweimal gefaltete Decke in der Ecke und sagt DECKE. Ich schaue ihn erst verständnislos an. Klar, die Decke habe ich schon gesehen. Die muss er mir nicht zeigen…
Peter lacht fröhlich und meint:
„Es ist besser, ich beginne das Kommandotraining. Danach erkennst du die Geste zusammen mit dem Wort als Kommando. – Ich wollte, ganz einfach, dass du dich auf die Decke legst und abwartest, bis ich uns das Mittagessen zubereitet habe. Bis wir gegessen haben, wird es ja bestimmt schon ungefähr 14 Uhr sein.“
Ah, darum geht es ihm! Ich trotte also in die Zimmerecke, lege mich so auf die Decke, dass ich in Richtung Küchentür und Eßecke schauen kann und beginne, vor mich hin zu dösen. Derweil höre ich Peter in der Küche rumoren.
‚Sieht so das Verhältnis Herr-Doggie aus?‘ frage ich mich in Gedanken. ‚Mein Ex ließ sich von hinten bis vorne bedienen! Das Verhältnis Dom-Dev habe ich im Internet genauso verstanden. Die Männer scheinen allesamt Chauvis und Machos zu sein, habe ich daraufhin angenommen. Hinzu kamen die vielen PNs in der Community. Aus deren Inhalt konnte ich entnehmen, dass ich in deren Augen ein Sexobjekt, Sexspielzeug bin – und damit zum Gegenstand herabgewürdigt werde. Wollen diese Kerle überhaupt Verantwortung für die Sub tragen, oder verweisen sie sie nicht eher auf ihre Selbstverantwortung, nachdem sie sich an ihr befriedigt haben?
Was ich hier erlebe, stellt alles auf den Kopf! Mein ganzes Weltbild gerät ins Wanken! Peter sorgt sich um mein Wohl. Das hat man heute am Strand gesehen. Er ermuntert mich ständig, meine Gefühle aktiv auszuleben, ruhig spontan zu handeln. Damit zeigt er, dass er in mir etwas ganz anderes sieht als einen Gegenstand, als ein Spielzeug! Dann pflegt ER mich, bedient ER mich – und nicht ich ihn. Ist das Dominanz? Sicher nicht der klassische Begriff von Dominanz!‘