Mittwoch, 29. Juli 2020
Nicci (14)
„Dann ziehe ich mich aus!“
Er lächelt und geht zurück in die Wohnung, um kurz darauf mit meiner Reisetasche zurück zu kommen. Ich ziehe mich aus und, während er meine Sachen in der Reisetasche verstaut, die Knieschoner wieder an. Dann gehe ich auf allen Vieren zum Heck des Wagens und schaue Peter erwartungsvoll an. Er geht noch einmal zurück in den Flur und kommt kurz darauf mit Lederhandschuhen zurück.
„Pfotenfäustlinge habe ich noch keine, also müssen die hier erst einmal herhalten!“ erklärt er.
Er übergibt mir die Handschuhe und stellt meine Reisetasche neben den Transportkäfig, nachdem er die Heckklappe geöffnet hat.
„Ballerinas, oder anderes für die Zehen, habe ich jetzt auch noch nicht. Wir müssen also improvisieren und die Sache langsam angehen lassen – trotz deinem Sprung ins kalte Wasser! Aber das mache ich schon.“
Dann öffnet er den Transportkäfig und legt seine flache Hand auf den Boden der Ladefläche und sagt „HOPP!“
Ich steige also vorne hoch, stelle meine ‚Vorderpfoten‘ auf die Ladefläche und krabbele hoch bis ich auf allen Vieren quer unter der Heckklappe stehe, um dann rückwärts in den Transportkäfig zu kriechen. Peter streicht mir zärtlich durch mein Haar und sagt mit sanfter Stimme:
„Leg dich ruhig zusammen gekauert auf deine Seite.“
Nachdem ich das gemacht habe, streicht er mir sanft über meine Wange und schließt erst die Käfigtür und die Heckklappe; schließlich setzt er sich hinter das Steuer, wie ich hören kann. Anschließend ertönt ein helles schleifendes Geräusch und in der Garage wird es hell. Als Peter losfährt kann ich sehen, dass das Garagentor hochgefahren ist. Bevor wir auf die Straße einbiegen sehe ich noch, dass es selbsttätig wieder herunterfährt.
Danach fährt Peter durch mehrere Ortschaften bis er eine Schnellstraße erreicht. Nach einer kleinen Ewigkeit biegt er davon wieder ab und kurz darauf hält das Auto an. Ich bin schläfrig geworden. Den letzten Teil des Weges habe ich daher nicht mehr bewusst mitbekommen. Als Peter jetzt anhält und den Motor ausmacht stemme ich mich hoch, damit ich mich umschauen kann. Ich stelle fest, dass wir das einzige Fahrzeug auf einem Waldparkplatz sind.
Inzwischen ist Peter ausgestiegen und hat Heckklappe und Käfigtür geöffnet. Ich schaue unter schweren Augenlidern zu ihm auf. Das reizt ihn wahrscheinlich zum Lachen. Er beugt sich zu mir in den Käfig herunter, nimmt meinen Kopf in seine Hände und gibt mir einen Kuss.
„Hast du unterwegs geschlafen?“ fragt er. „Wir sind da. Steig vorsichtig heraus. Der Bodenbelag ist hier aus Schotter, damit sich bei Regen keine tiefen Löcher bilden wegen durchdrehender Reifen…“
Ich beherzige seinen Rat und bin froh, dass ich seine Knieschoner und die Lederhandschuhe angezogen habe. Er klickt den Karabinerhaken einer Leine an meinem Halsband fest und legt sich die Schlaufe um sein Handgelenk. So führt er mich auf die Bäume zu.
Die hochgewachsenen Kräuter teilen sich bald und geben einen Waldweg mit zwei tiefen Reifenspuren frei. Hier und da hat sich darin Regenwasser in einer Pfütze gesammelt. Moos und vereinzelte niedrig wachsende Pflanzen bedecken den Weg. Nach zehn Minuten erreichen wir eine Weggabelung an der uns eine etwa ein Meter hohe Sandsteinskulptur einer sitzenden Frau mit Katzenkopf entgegen schaut.
Ich verhalte im Schritt. Peter bleibt stehen und schaut zu mir zurück. Ich lasse ein leises Knurren vernehmen, ein Mittelding zwischen ‚Ch‘ und rollendem ‚R‘, und schaue die Skulptur an, die größer ist als ich auf vier Beinen. Peter folgt meinem Blick und lacht leise.
„Hier in der Nähe – wenn wir dem Weg rechts folgen – liegt ein Künstlerdorf mitten im Wald. Die Häuser, oder besser Hütten, haben große Ähnlichkeit mit den Häusern der Schlümpfe in dem Comic. Das Dorf wurde nach dem Krieg von Obdachlosen gegründet, deren Häuser in den umliegenden Orten zerbombt worden sind. Eigentlich sollten die Hütten, die keinen Bau- und Brandschutzbestimmungen entsprechen, schon nach wenigen Jahren abgerissen werden. Dann aber sind dort Künstler eingezogen und haben Ateliers gegründet…
Wir folgen aber der Abzweigung nach links!“ erklärt er mir und schlägt den Weg nach links ein.
Ich folge ihm und nach weiteren zehn Minuten liegt eine größere Wasserfläche vor uns. Die Bäume treten zurück und machen einem schmalen Sandstrand Platz. Am Horizont in allen Richtungen sind wieder Bäume zu sehen und dahinter ferne Bergkuppen.
„Dies ist ein See. Wir könnten über den Sand wandern und ihn so umrunden, aber das macht eher Wanderern Spaß. Ich denke, wir machen hier Rast und dann darfst du dich frei bewegen – austoben. Danach gehen wir zum Auto zurück und sind zum Mittagessen wieder zuhause.“
Peter setzt sich auf eine Baumwurzel am Rand der Vegetation und packt etwas zum Essen aus und die Saugflasche. Er beginnt zu essen und lässt auch mich abbeißen. Zwischendurch trinkt auch er aus der Flasche und lässt mich ebenfalls daraus trinken.
Dann merkt er auf. Man sieht richtig, dass ihm etwas eingefallen sein muss.
„Nicci,“ spricht er mich an. „Stell‘ dich mal auf alle Viere hin und drück‘ die Knie durch.“
‚Was wird das jetzt?‘ denke ich mir und tue, was er sagt. Nun stehe ich mit in den Himmel gestrecktem Hintern da.
„Stell‘ die Füße weiter auseinander, die Hände näher zusammen,“ kommt seine nächste Anweisung.
Auch das mache ich.
„Na, so nah brauchen die Hände nicht nebeneinander sein,“ meint er nun. „Jetzt heb‘ die Fersen an und beuge gleichzeitig die Knie! Aber die Knie berühren nicht den Boden! Deine Unterschenkel sind im Idealfall parallel zum Boden, genauso wie dein Rücken. Komm ruhig mit den Händen etwas vor…“
Ich probiere so zu stehen, wie er es gesagt hat.
„Du spürst jetzt bestimmt ein Ziehen in den Muskeln,“ nimmt Peter richtig an. Dann erklärt er: „Wenn du als Doggie in Bewegung bist, dann so! Bleibst du stehen, kannst du gerne wieder auf die Knie gehen, genauso später beim Kommando SITZ. Dann gibt es noch das beliebte Spiel APPORTIEREN. Damit du schnell bei dem geworfenen Gegenstand bist und ihn schnell wieder zurückbringen kannst, kommst du dafür in den Zweifüßler-Stand und läufst los, bückst dich nach dem Gegenstand und kommst auf zwei Beinen zurückgelaufen. Du gibst den Gegenstand ab und gehst dann wieder in die SITZ-Position.“
Er bückt sich nach einem Zweig, bricht einige Verästelungen ab und halbiert ihn, dann zeigt er ihn mir und wirft ihn ein Stück den Strand entlang. Ich starte wie ein Hundert-Meter-Läufer aus der hockenden Stellung, laufe dorthin, wo der Zweig auf dem Sand liegt und bringe ihn wieder zurück. Dabei trage ich ihn in meiner rechten Hand. Ich gebe ihn Peter zurück und kauere mich wieder in die SITZ-Position, wie er vorhin gesagt hat.
„Das hast du wunderbar gemacht, Nicci!“ lobt er mich und erhebt sich. „Komm, wir gehen ein paar Schritte auf und ab, in der Art wie ich eben gesagt habe.“
Ich mache mich also auf, an Peters Seite, hebe meine Knie vom Boden und gerate mehr als einmal mit den Knien an meine Arme. Nach ein paar Schritten dreht Peter um und sagt, während wir auf unserer Spur im Sand zurückgehen:
„Du musst die Beine etwas breiter machen, damit die Knie dich nicht ständig behindern, und die Hände näher beieinander halten. Das braucht Übung, ich weiß. ‚Noch ist kein Meister vom Himmel gefallen,‘ sagten schon die Alten.“



Nicci (13)
„Nein, Liebes,“ sagt er mit sanfter Stimme. „Wenn du mich immer noch willst – ich sehne mich sehr nach deiner Nähe! Aber ich will keinen Zwang ausüben. Du sollst das selbst bestimmen dürfen!“
Ich lege meine Hände um seinen Hals und steige auf meine Zehenspitzen, um ihm einen Kuss auf den Mund zu drücken. Er hat zum ersten Mal ein Kosewort benutzt!
„Du großer dummer Junge,“ flüstere ich zärtlich. „Was meinst du wohl, warum ich gekommen bin? Auch ich sehne mich nach dir!“
Er umfasst meine Taille und hebt mich an, dreht sich einmal um sich selbst und setzt mich glücklich lächelnd wieder ab. Meine Befürchtung, dass wir beide auf dem Teppich landen und wir uns die Köpfe an der Couch stoßen, bewahrheitet sich zum Glück nicht.
„Es ist schon spät,“ meint er dann. „Magst du einen Nudelsalat?“
„Gerne,“ sage ich lächelnd.
„Dann komm, wir basteln uns einen!“ fordert er mich flapsig auf.
Ich folge ihm in die Küche und helfe ihm bei der Zubereitung. Als wir dann die leeren Teller und den kleinen Rest in seiner Spülmaschine und Kühlschrank verstauen, ist es draußen schon dunkel geworden. Er fragt, ob ich mit ihm ins Schlafzimmer gehen wolle – noch etwas Musik hören und dann bald schlafen. Morgen möchte er dann früh aufstehen und mir die Gegend zeigen.
Im Schlafzimmer zeigt er mir eine große CD-Sammlung und lässt mich aussuchen. Natürlich wähle ich eine Reihe CDs mit schmusiger Musik. Dann lege ich mich zu ihm.

*

Tatsächlich beginnt am nächsten Morgen, dem Samstag, das Uhrenradio neben seinem Bett mit einer Nachrichtensendung. Peter schwingt seine Beine aus dem Bett. Ich brummele enttäuscht. So früh stehe ich am Wochenende sonst nie auf. Er hört das wohl und dreht sich, dass er quer im Bett auf dem Bauch zu liegen kommt. Dann stemmt er sich mit den Armen halbwegs hoch und küsst mich auf die Stirn.
„Guten Morgen, mein Mädchen!“ ruft er fröhlich.
Ich greife nach oben, umfasse seinen Nacken und ziehe. Statt ihn herunter zu ziehen, lupfe ich mich allerdings aus dem Bett. Peter gibt mir nun einen Kuss auf den Mund und wandert dann weiter. Sein nächster Kuss trifft meinen Hals. Ich lasse mich wieder ins Bett zurückfallen. Dann küsst er meinen Ausschnitt.
„Komm hoch, Liebes!“ fordert er mich auf. „Wir haben heute noch viel vor!“
„Sooo?“ dehne ich und stütze mich auf einen Ellbogen, ihm zugewandt. „Was denn alles?“
„Wir wollen die Gegend erkunden, gemeinsam kochen und essen, miteinander spielen und ein wenig Petplay machen!“
„Das ist wahrlich ein Tagesprogramm!“ seufze ich und folge Peter ins Bad.
„Morgen Nachmittag fährst du ja schon wieder fort…“ meint er mit gefasstem Unterton.
Ich umarme ihn noch einmal.
„Vielleicht ziehe ich ja bald nach hier, wenn ich hier eine Arbeitsstelle finde!“ verspreche ich ihm.
In seinen Augen sehe ich es freudig leuchten. Sein ganzes Gesicht zeigt ein stimmloses jungenhaftes Lachen.
Wenig später folge ich ihm aus dem Bad in die Küche. Wie selbstverständlich beginnt er mit den Vorbereitungen fürs Frühstück. Also halte ich mich zurück, um ihm nicht in die Quere zu kommen.
Bald spricht er mich auch darauf an:
„Geh ruhig schon einmal an den Frühstückstisch, und in deine Rolle.“
Ich verlasse die Küche und setze mich neben seinen Stuhl auf den Boden. Kaum sitz ich, kommt er auch schon und stellt das Geschirr und die Nahrungsmittel auf den Tisch. Zum Schluss kommt er mit einer Thermoskanne und setzt sich ans Frühstück. Er schneidet und schüttet eine Weile an seinem Platz, dann beugt er sich zu mir herunter und stellt einen Teller mit mundgerecht geschnittenen Brötchenstücken, unterschiedlich belegt, vor mich hin.
„Wenn du Durst hast: Ich habe Kaffee in deine Saugflasche getan. Melde dich dann also ruhig!“ fordert er mich auf und beginnt nun selbst zu frühstücken.
Ich nehme also ein paar Stücke Brötchen mit dem Mund auf und recke mich dann, um meine Wange an seinem Oberschenkel zu reiben. Peter interpretiert die Geste richtig und nimmt die Flasche in die Hand, um sie mir dann hin zu halten. Ich trinke zwei Schlucke und esse weiter.
Nach dem Essen räumt Peter die Reste wieder in den Kühlschrank und das Geschirr in die Spülmaschine. Ich schaue ihm von der Küchentür aus zu und ertappe mich dabei, wie ich denke:
‚So könnte es gerne immer sein – dass ich bedient werde!‘
Ich muss darüber lächeln und streiche an Peters Bein entlang, als er die Küche verlässt. Er geht in den Flur und zieht sich eine leichte Jacke an. Dann öffnet er eine andere Tür, als die, durch die wir gestern Abend seine Wohnung betreten haben. Neugierig stecke ich meinen Kopf hindurch und sehe, dass wir durch diese Tür direkt in die Garage kommen.
Peter sieht meinen erstaunten Gesichtsausdruck und meint:
„Komm nur! Schau, hier in der Nische habe ich Sachen, die kühl gelagert werden sollen – wie sie andere Leute im Keller haben. Außerdem können wir auf diese Weise ins Auto steigen, ohne von den Nachbarn dabei beobachtet zu werden. Mein Wagen hat hinten getönte Scheiben und auf der Ladefläche einen Transportkäfig befestigt…“
„Ich soll in den Transportkäfig kriechen?“ frage ich zurück.
Er schüttelt den Kopf und antwortet:
„Erst wenn du dir sicher bist, meine Doggie zu sein und zu bleiben – und der Transportkäfig für dich eine Selbstverständlichkeit ist! Ich zwinge dich nicht!“
„Aber welche Alternative hätte ich?“
„Jetzt, wo du die Welt einer Doggie erst kennenlernst, kannst du gerne wie gestern Abend noch neben mir sitzen. Du bist ja auch noch nicht nackt!“
„Auch Nacktheit hast du für mich vorgesehen, wenn ich mir sicher bin deine Doggie zu sein und zu bleiben?“
Peter zuckt kurz mit den Schultern und meint:
„Tiere tragen auch keine Textilien! Aber du brauchst dich wahrlich nicht zu verstecken! Du siehst wunderbar aus, und ich bewahre dich vor allen Gefahren!“
„Peter, dann versuchen wir das einmal!“ entscheide ich mich.
„Du meinst ‚ins Wasser springen‘ ist besser als erst einmal ‚mit dem großen Zeh vorfühlen‘? Du könntest von der ‚Wassertemperatur‘ einen Schock bekommen…“
„Irgendwann ist immer das erste Mal…“ meine ich.
„Okay,“ entscheidet Peter nun, „dann ändere ich unser heutiges Programm aber etwas.“
„Was hattest du denn geplant?“
„Du hattest gemeint, hierher zu ziehen, wenn du hier eine Arbeitsstelle findest. Also wollte ich dir die Landschaft in der Umgebung zeigen. – Gut, das hat natürlich wenig mit Petplay zu tun. Als Doggie lernst du die Umgebung hier mit der Zeit genauso kennen…“