Sonntag, 26. Juli 2020
Nicci (8)
Wenige Minuten später parkt er im Parkhaus des Einkaufszentrums. Wir gehen in die überdachte Flaniermeile, an deren Rand sich ein Geschäft an das andere reiht. Bald haben wir die Schaufenster einer Tierzubehör- und Tiernahrungshandlung erreicht. Vorhin im Parkhaus hat er eine blaue Mappe hervorgeholt, in der sich gelbe Kreide, ein Maßband und verschiedene andere Dinge befinden. Das sei eine Unfallmappe, hat er mir erklärt. Mit dem Maßband hat er mir dann meinen Halsumfang locker gemessen, und mit diesem Maß im Kopf betreten wir nun das Geschäft.
Peter lässt mich aus dem Angebot ein ledernes Halsband in meiner Lieblingsfarbe auswählen. Er kauft dazu noch eine feingliedrige Kette mit Lederschlaufe an dem einen und Karabinerhaken an dem anderen Ende. Dann schauen wir uns noch verschiedene Transportkäfige an. Dabei bekomme ich große Augen und ein beklemmendes Gefühl in der Brust. Ich halte mich nicht lange in dieser Abteilung auf und Peter beeilt sich an meiner Seite zu bleiben. Kurz darauf sind wir wieder vor der Ladentür und wir gehen weiter an den Schaufenstern entlang.
Einige Minuten später wird der Weg schmaler, weil der Raum durch Caféhaustische belegt ist.
„Komm, wir setzen uns,“ fordert mich Peter auf.
Kurz darauf bestellen wir ein Stück Obstkuchen und einen Kaffee für jeden. Als man uns das Bestellte gebracht hat und wir wieder alleine sind, frage ich Peter:
„Der Transportkäfig… muss das wirklich sein?“
„Später, Nicci,“ antwortet er beruhigend. „Ich wollte mich nur über die hiesigen Preise erkundigen. Wenn ich dich gleich mit dem kompletten Accessoire konfrontiere, schrecke ich dich womöglich ab! Finde dich erst einmal richtig in die Rolle hinein. Das dauert individuell mal schneller, mal länger… Ohne großes Vertrauen zu mir, wirst du sicher nicht in einen Käfig steigen! Auch wenn das nur für die Dauer einer Autofahrt wäre…“
„Ich bin da etwas zurückhaltend…“ spreche ich meine Gefühle ‚durch die Blume‘ aus und schaue Peter zweifelnd an.
Er zieht seine Stirn in Falten und schaut mir in die Augen.
„Nicci, was du nicht magst, passiert auch nicht! Du musst mir einfach deine Gefühle offenbaren! Ich zwinge dich zu nichts.“
„Meine Gefühle hier, meine Gefühle da…“ flüstere ich und lege meine Hand auf seine.
„Ja,“ sagt er einfach. „Ich kann zum Einen keine Gedanken lesen. Zum Anderen ist Petplay im Allgemeinen und Dogplay im Besonderen immer noch ein weites Feld. Ich gebe dir Anstöße, sage dir, was alles möglich ist – und du sagst und/oder zeigst mir was du dir davon für dich nicht vorstellen kannst. Das verfolge ich dann auch erst einmal nicht weiter!“
„Erst einmal…“ wiederhole ich ihn.
„Ja, nimm zum Beispiel den Transportkäfig. Dazu ist hohes Verantwortungsbewusstsein meinerseits und großes Vertrauen deinerseits nötig! Sonst geht das nicht. Wenn es dir also jetzt unmöglich erscheint, kann sich das später anders darstellen.
Anderes, wie die auf Angst vor Strafen basierende Erziehung werde ich niemals anwenden! Schon allein, weil ich selbst kein Anhänger davon bin. Ich wende die Motivation mittels Lob und Belohnung im Training an, wie es heute auch die Hundeschulen bei echten Hunden anwenden.“
„Deswegen habe ich mich auch mit dir getroffen,“ bestätige ich ihm. „Ich mag auch keine Schläge, werde dabei nicht feucht, wie das einige im Internet berichten.“
„So fügt sich eins auf’s andere,“ antwortet er mir. „‘Gleiches gesellt sich zu Gleichem,‘ sagt man.“
„Was brauche ich denn sonst noch für Accessoires?“ setze ich gleich nach.
„Sollten auf einem Event nur Pets in Lack-, Leder-, Latexkostümen auftreten, oder in Kunstfell, dann wäre ein Overall gut – mit verstärkten Kniegelenken. Sagen wir aus Stoff mit Kunststoff-Knieschonern… Spezialschuhe und Pfotenhandschuhe vervollständigen dein Outfit. Auch gibt es metallene Halsreifen, die im Alltag wie Schmuck aussehen würden. Hundeschweife aus Roßhaar, nicht aus Latex, an deinem Outfit befestigt oder per Plug kämen hinzu, falls du das magst… Das wäre es im Grunde schon.“
„Und wenn ich mit dir alleine bin?“ frage ich ihn nun.
„Du musst dich nicht äußerlich in ein Doggie verwandeln, es sei denn, du brauchst das, um ins Dogspace zu rutschen. Unter vier Augen reicht eigentlich schon der Vierfüßler-Gang!“
„Was ist denn das Dogspace?“ will ich den neuen Begriff erklärt haben.
„Ich erkläre dir das einmal mit der Aussage, die ein anderer Doggie letztens getroffen hat,“ antwortet mir Peter bereitwillig. „Er sagte, sobald er auf allen Vieren ist, verändert sich seine Wahrnehmung. Gespräche unter den anwesenden Zweibeinern bekommt er zwar noch mit, aber den Inhalt nimmt er nicht mehr auf. Ihm wäre nur noch wichtig, dass seine Grundbedürfnisse befriedigt werden, dass er die Zuwendung erhält, die ein fühlendes Lebewesen nun einmal braucht.
In der Rolle nimmt er Räume anders wahr. Zweibeiner wirken auf ihn sehr groß. Möbel erschlagen ihn gefühlsmäßig. Andere Doggies sind für ihn Artgenossen mit denen er nonverbal kommuniziert. Hinter der Beschreibung fühlst du vielleicht ein großes Vertrauen zu seinem Herrn. Ins Dogspace kommst du also nicht allein, indem du einfach auf alle Viere gehst und die Welt aus der neuen Perspektive anschaust.
Du musst dich vertrauensvoll in der Rolle ‚fallenlassen‘ können. Je mehr Vertrauen du zu mir hast, desto eher klappt das. Vertrauen ist ein Gefühl, das Zeit braucht zum Wachsen. Du musst also offen sein und dir Zeit lassen. Dasselbe mache ich auch. Ich dränge dich nie! Das wäre kontraproduktiv! Du solltest einfach dein ‚inneres Tier‘ herauslassen, dir denken ‚der Hund in mir darf einfach sein‘! Du wirst sehen, wenn du eine gewisse zivilisatorische Scham überwunden hast, fühlt sich das gut an!“
„Hm,“ mache ich. „Und noch ein anderer Begriff: die ‚nonverbale Kommunikation‘, was ist das?“
„Die ‚nichtstimmliche Verständigung‘ auf Deutsch gesagt,“ erklärt mir Peter jetzt. „Da Hunde nicht reden können, verständigen sie sich über Gestik und Mimik. Die Mimik der Caniden – der Hundeartigen – kannst du kaum nachahmen: Du kannst weder deine Ohren verstellen, noch den Schwanz aufstellen oder zwischen die Beine klemmen. Aber die Gestik, keine Sorge, die bringe ich dir allmählich bei.“
Ich lehne mich spontan bei Peter an und umfasse seine Brust mit dem freien Arm. Das quittiert er, indem er mir den Arm um die Schultern legt und seine Wange kurz an meinen Kopf legt.
Bald sitzen wir vor leeren Tellern. Wir stehen also auf. Peter zahlt drinnen im Cafe, dann gehen wir zum Auto zurück und fahren zu mir nachhause. Unterwegs jagen sich die Gedanken in meinem Kopf. Keiner lässt sich wirklich fassen und ausformulieren. Erst als wir auf den Parkplatz hinter dem Wohnblock fahren, indem mein Appartement liegt, kann ich wieder etwas sagen.
„Ich fühle mich bei dir geborgen, Peter, und dein Faible, das Petplay, interessiert mich sehr. Vor allem, weil du es so einfühlsam und mit viel Geduld angehen willst… Wie stellst du dir aber die Gestik und Mimik von Hunden bei Doggies vor?“



Nicci (7)
Ich habe gedacht, Peter bringt die Sprache gleich auf das Petplay und teilt das Wochenende in verschiedene Trainingseinheiten auf. Wir haben uns schließlich auf eine Probesession geeinigt für dieses Wochenende.
„Und eine Tierhandlung, die nicht nur Futter, sondern auch Accessoires anbietet?“ setzt er nach.
„Da gibt es zwei in einem nahen Einkaufszentrum,“ erkläre ich ihm ernüchtert.
„Okay,“ antwortet er mir. „Hättest du Lust, mit mir in das Erlebnisbad zu gehen – nur eine Stunde oder so! Und nachher mit mir durch das Einkaufszentrum zu schlendern. Die Tierhandlungen zu besuchen und anschließend bei Kaffee und Kuchen in einem Cafe dort zu entspannen, bevor wir dann wieder zuhause sind?“
„Joah,“ dehne ich und schaue Peter prüfend an.
„Dann los!“ sagt er lächelnd. „Hol dir deine Badesachen.“
Wenig später sitzen wir nebeneinander in seinem Auto und ich zeige Peter den Weg zum Erlebnisbad. Er parkt auf dem weitläufigen Parkplatz daneben, dann gehen wir hinein. Bald darauf treffen wir uns an einem der Becken und gehen gemeinsam ins Wasser. Nach drei Stufen beginnt es knietief und erreicht zum gegenüberliegenden Beckenrand ein Meter sechzig Tiefe. Dort hängen durchsichtige Kunststoffbahnen von der Decke, durch die man in den Außenbereich kommt.
Als das Wasser meine Hüfte erreicht, stoße ich mich vom Boden ab und schwimme zum gegenüberliegenden Rand. Dort halte ich mich fest, drehe mich und suche auf dem Wasser nach Peter. Ich bemerke, dass er mir folgt, indem er durch das Wasser geht. Bald schauen nur noch sein Kopf und die Schultern über die Wasseroberfläche. Ich schwimme zu ihm zurück. Wo er steht, bekomme ich keinen Bodenkontakt mehr, als ich wassertretend auf der Stelle verharre.
„Komm,“ fordere ich ihn auf. „Magst du nicht schwimmen?“
Er schüttelt kurz den Kopf und antwortet mir lächelnd:
„Ich kann nicht schwimmen. Mein Schwimmlehrer damals in der Grundschule ist an mir verzweifelt und hat sich dann um meine Klassenkameraden gekümmert. Aber wie du siehst, habe ich keine Angst vor Wasser.“
„Aber wieso?“ frage ich schweratmend und wassertretend zurück.
„Ich weiß es auch nicht,“ antwortet er, verlegen lächelnd. „Liege ich auf diesem Schwimmbrett und bewege nur die Arme oder nur die Beine, wie der Schwimmlehrer es sagt, dann klappt es. Danach hat der Schwimmlehrer mir seine Hand unter den Bauch gehalten und mich aufgefordert, Arm- und Beinbewegungen gleichzeitig zu machen – und schon ging es abwärts, als der Schwimmlehrer die Hand wegzog. Wahrscheinlich hatte ich nicht den richtigen Rhythmus und während die Armbewegungen Vortrieb erzeugten, holte ich die Beine nach vorn und der Vortrieb war weg? Wie dem auch sei: So geht es auch.
Warum ich mit dir jetzt ins Schwimmbad gegangen bin, hat den Grund: Du sollst Spaß haben und dabei Vertrauen zu mir aufbauen. Ein echter Hund funktioniert auch nicht ‚auf Knopfdruck‘ wie ein Roboter. Er ist ein Lebewesen mit Gefühlen. Als solches wird ihm auch gelegentlich der Schalk im Nacken sitzen und sein Alphatier oder sein Herrchen necken. Es liegt am Herrchen, wie weit er solch ‚ungezogenes Verhalten‘ zulässt – und ich bin da sehr offen.“
„‘Sehr offen‘ heißt, du lässt es zu, wenn ich dich in der Rolle respektlos behandele?“ frage ich ungläubig zurück. Wieder ein Mosaiksteinchen, das ihn weniger dominant erscheinen lässt, als ich mir Dominanz vorstelle, nach dem was ich im Netz erlebe.
Er zwinkert und antwortet:
„Jedenfalls solange, bis ich dem Treiben durch ein Kommando ein Ende bereite!“
Ich schwimme nun in weiten Zügen in die runde Aussparung, in der Querdüsen einen Wirbel erzeugen und lasse mich ein paar Runden herumtragen. Hier ist das Wasser niedrig und eine gemauerte Sitzbank ermöglicht das ‚Karussellfahren‘ im Sitzen. Inzwischen hat Peter mich erreicht und lässt sich neben mir im Kreis herumwirbeln. Wir lächeln uns an und ich lehne mich an ihn. Er umfasst daraufhin meine Schultern.
Nach einigen Minuten steht er wieder auf und verlässt den Strudel.
„Hunde,“ sagt er, „bewegen sich nicht wie Frösche durch das Wasser. Sie haben einen anderen Schwimmstil. Sollten wir einmal zu einem Dogplay-Event fahren und dort ist ein Wasserbecken, dann solltest du deren Schwimmstil vorher geübt haben.“
„Wie meinst du das?“ frage ich zurück. Auch ich habe den Strudel verlassen und stehe nun neben ihm in für mich oberschenkeltiefem Wasser.
„Kannst du kraulen?“ fragt er zurück.
„Jaaa…“ dehne ich und schaue seitwärts zu ihm auf.
„Dann braucht es nicht mehr viel, um wie ein Hund schwimmen zu können! Mit Wassertreten bleibst du auf der Stelle über Wasser… Ich zeige dir bei Gelegenheit mal eine Sequenz auf DVD. – Komm, wir gehen mal in den Außenbereich!“
Peter bewegt sich nun durch das Wasser auf den Kunststoffmatten-Vorhang zu, der Außen- und Innenbereich trennt. Nach einigen Schritten stoße ich mich ab und werfe mich auf das Wasser. Ich kraule zum Vorhang und warte dort wassertretend auf Peter. Hier hat das Wasser wieder seine größte Tiefe von ein Meter sechzig und ist damit genauso tief wie ich groß bin. Als Peter mich erreicht, hole ich Luft und tauche unter dem Vorhang durch.
Drüben komme ich wieder hoch und schaue mich nach Peter um. Ich sehe, wie er eine der Kunststoffbahnen zur Seite drückt und nach draußen kommt. Sein Kopf ist bis zu den Schultern über Wasser. Blitzartig taucht der Gedanke in mir auf, ihn zu stoßen, damit er einmal das Gleichgewicht verliert. Aber dann verwerfe ich den Gedanken doch.
Wir haben noch eine Zeitlang Spaß im Becken, dann gehen wir unter die Duschen und in die Umkleide zurück. Unterwegs auf dem Parkplatz spreche ich ihn doch einmal darauf an:
„Was wäre, wenn mich eben ‚der Schalk im Nacken‘ – wie du es nennst – dazu animiert hätte, dich im Wasser umzuwerfen?“
Peter schaut mich lächelnd an.
„Das ist mir schon einmal passiert – ganz unabsichtlich in einem vollen Becken… Kein Problem! Wasser hat eine höhere Dichte als Luft. Ich gerate zwar unter Wasser, aber ich hatte mein Gleichgewicht schnell wieder und mich wieder aufgerichtet. Natürlich musste ich dann prusten und mir das Wasser aus den Augen reiben, aber das war es dann auch.
Man könnte vielleicht auch davon reden, dass ich dabei Glück hatte: Hätte ich den Bodenkontakt verloren, hätte es wohl etwas gedauert, mich wieder aufzurichten. Ob das dann ohne fremde Hilfe geglückt wäre? Ich weiß es nicht. Aber ich bin ja nicht allein! Ich kann doch sicher annehmen, dass du deinem Herrn hilfst in so einem Fall?“
Beim letzten Satz zwinkert er mir zu und ich fühle mich bemüßigt, meinen Arm um seine Brust zu legen. Peter legt nun auch seinen Arm kurz um meine Schultern, denn wir haben inzwischen sein Auto erreicht.



Nicci (6)
„Bis nächstes Wochenende, mein Mädchen,“ antwortet er.
Dann dreht er sich in Richtung Parkhaus und winkt mir noch einmal kurz zu. Ich winke lächelnd zurück. Schließlich geht er zügig auf das Parkhaus zu und ist bald meinen Blicken entschwunden. Ich muss noch eine Viertelstunde auf meinen Bus warten. In meinem Kopf herrscht ein heilloses Durcheinander von Gedanken und Gefühlen.

*

Als ich vor ein paar Tagen auf dem Heimweg im Bus sitze, habe ich mich in eine Zukunft mit Peter geträumt. Was hat er mir auf der Terrasse des Bahnhofs-Cafés alles gesagt? Er würde mich niemals ‚links liegenlassen‘, sondern sich stets um mich kümmern. Er würde mir Alltagsgeschäfte, wie Amtsformulare und Verträge abnehmen, die ich ihm überlasse – nachdem er mit mir darüber geredet hat, was mein Ziel in diesen Angelegenheiten ist. Er würde für mich sorgen und mich pflegen, falls das einmal nötig werden sollte…
Das wäre himmlisch, wenn das einmal wahr werden würde! Bei ihm würde ich mich dann sicher fühlen können, würde ich mich geliebt, geschützt und gepflegt fühlen können. Dazu gehört allerdings grenzenloses Vertrauen. Ich mag ihn jetzt schon sehr, aber ob sich solch ein Vertrauen einstellt, das muss sich erst noch zeigen!
Gestern habe ich Peter während der Arbeit ein kleines Gedicht per SMS aufs Handy geschickt:
Mit Haut und Haaren bist Du Mein
Mit Herz und Seele obendrein
Mit Händen und Füßen umarm‘ ich Dich
Mit Augen und Lippen umgarn‘ ich Dich
Du bist mein schönstes Geschenk
Und nur der Himmel weiß,
Dass ich an Dich denk‘
Nachmittags ist dann seine Antwort auf gleichem Weg zurückgekommen.
Du – wo immer Du auch bist
Was immer Du auch fühlst…
Ich bin in Deiner Nähe und fühle mit Dir
Denn Du bist für immer ein Teil von Mir!
Nun aber mal ehrlich! Schreibt so der klassische dominante Mann? Ich habe bisher zwar noch keinen dominanten Mann Aug in Aug kennengelernt, nur getextet, aber die haben alle sehr direkt sexistisch getextet! Keiner hat so gefühlvoll reagiert wie Peter. Allerdings, ich erinnere mich: Er hat auch von mir verlangt, meine Gefühle nach außen zu tragen, sie nicht in meinem Herzen einzuschließen. Ob das seine Masche ist?
Ich habe ihm meine Adresse fürs Navi gegeben und ihn gefragt, was ich anziehen soll, wenn er kommt.
„Zieh an, was du magst!“ hat er darauf geantwortet. „Etwas bequemes, in dem du dich wohlfühlst!“
Ich soll ihn also weder nackt empfangen, noch in irgendwelchen frivolen Kleidungsstücken, die seine Lust auf mich steigern. Das finde ich bemerkenswert! Ich habe mich also für meine Jogginghose entschieden und ein bauchfreies Top. Darunter ein knappes Unterwäscheset in zartrosa.
Nun ist die Zeit da, an der er eintreffen will. Es ist seine erste Fahrt zu mir. Er kann also die Zeit noch nicht abschätzen, die er zu mir braucht. Ich sollte mich nicht verrückt machen! Eine Viertelstunde Verspätung ist durchaus möglich, selbst wenn man sich von einem Navi leiten lässt. Mein Herz schlägt bis zum Hals!
Ich habe romantische Musik aufgelegt und mich auf mein Sofa gesetzt, die Beine angezogen und in die Sitzkissen gedrückt. Nach einer Weile beuge ich mich vor, umfasse meine Fußgelenke und stütze mein Kinn auf dem rechten Knie. Plötzlich klingelt es…
Ich springe auf und muss meinen Stand erst einmal stabilisieren. Dann laufe ich die paar Schritte zur Wohnungstür, um die Haustür aufzudrücken. Das Summen der Anlage holt mich aus meinen Träumen und wenig später steht Peter vor mir. Er drückt mir lächelnd eine Tüte Gummibärchen in die Hand, um mir dann in die Augen zu schauen.
„Hey, Nicci, wie geht es dir?“ fragt er.
„Hm, im Moment etwas verpeilt,“ antworte ich ehrlich und ergänze lächelnd. „Ich freue mich, dich zu sehen!“
Er ist inzwischen hereingekommen und ich habe die Wohnungstür wieder geschlossen.
„Wie war deine Fahrt?“ frage ich, während wir ins Wohn-Schlafzimmer gehen.
„Hm,“ meint er. „Es gab ein paar Probleme auf der Autobahn, aber sonst ging es ganz gut.“
Wir setzen uns nebeneinander auf mein Sofa gesetzt mit einem Abstand von einem halben Meter etwa. Sofort stehe ich wieder auf.
„Sorry, was magst du trinken?“ frage ich.
„Hast du ein Erfrischungsgetränk?“ fragt Peter lächelnd zurück.
„Cola?“
„Gern.“
Also gehe ich kurz in die Küche, fülle zwei Gläser mit Cola und ein Schälchen mit einer Party-Nussmischung. Damit auf einem kleinen Tablett komme ich zum Couchtisch zurück, setze mich wieder auf meinen Platz und stelle sein Glas vor ihn hin.
„Du siehst wunderbar aus!“ gibt er mir ein Kompliment.
„Danke,“ sage ich und fühle mich gerade etwas unsicher in meiner Haut.
In die entstehende Pause sagt Peter lächelnd: „Prost!“ und hebt sein Glas in meine Richtung.
Automatisch nehme ich mein Glas, hebe es kurz an, erwidere sein Zuprosten und trinke einen Schluck, während meine Augen an ihm hängen. Was wird er als nächstes machen?
„Gibt es etwas, das in eurer Stadt gerade angeboten wird?“ fragt er nun. „Kirmes vielleicht… Oder magst du durch einen Zoo oder Park spazieren? Liegt ein Freizeitpark oder ein Erlebnisbad in der Nähe?“
Ich bin erstaunt. Was bezweckt er damit?
„Eine Kirmes hatten wir vor einigen Wochen. Im Herbst ist noch einmal eine Chance für einen Kirmesbesuch! Ein Freizeitpark gibt es in etwa 60km Entfernung. Zoo und Park in 20km Entfernung in der Nähe des Bahnhofs in der Innenstadt – oder den, den wir draußen vor der Tür haben. Hier jogge ich gerne nach der Arbeit. Eine Viertelstunde mit dem Bus entfernt gibt es auch ein Erlebnisbad. Von daher sind wir hier voll ausgestattet.“