Montag, 20. Juli 2020
Luna -34-
Ich sage: Lass die innere freie Frau ihre Arbeit machen, aber achte auch darauf, dass die freie Frau die Devota nicht völlig zurückdrängt. Die freie Frau muss dann nämlich akzeptieren, dass in ihr eine devote Frau existiert und letztlich – wenn sie sich nach reiflicher Prüfung unterwirft – nach außen tritt und der Herr den Schutz übernimmt, den die innere freie Frau zuvor übernommen hatte. Die innere freie Frau muss akzeptieren, dass sie ‘nur’ vertretungsweise – solange kein Herr da ist, der den Titel wirklich verdient – den Schutz übernommen hatte und dass ihre Aufgabe beendet ist, sobald ein Herr ins Leben der Frau tritt und die Devota hervorkommt. Die Schutzhülle wird abgeworfen wie die Puppe, aus der ein wunderschöner Schmetterling hervorkommt und die Devota steht dann nackt vor dem Herrn.
Die Devota hat den Drang, ihrem Herrn zu dienen und ihm darin zu gefallen. Sie fühlt sich wohl auf Knien und wartet auf Anweisungen. Die Devota schützt sich selbst nicht, das ist nicht ihre Aufgabe. Das übernimmt die innere ‘freie Frau’ und später der Herr. Also, in gewisser Weise ist die innere Devota ein ‘wildes Tier’, dass immer irgendwie unter Kontrolle gehalten werden muss.”
Meine Augen leuchten. Ich habe aufmerksam zugehört und ergänze seinen Gedankengang, nachdem wir einige Minuten still aneinander gekuschelt auf der Couch gesessen haben.
„Wäre ich nicht in deiner Obhut, muss mein Kokon – die ‘freie Frau’ – viel Energie aufwenden, um die innere Devota unter Kontrolle zu halten, wenn diese geweckt wurde und voller Sehnsucht nach außen drängt. Wenn aber – wie bei uns – die Devota einen Herrn gefunden hat, der so viel für sie tut wie du, dass sie sich vollkommen fallenlassen kann, dann kann sie sich völlig ausleben und die ‘freie Frau’ nun in die hinterste Ecke ihrer Seele verbannen.“
Ich mache eine Pause und denke über die gesagten Worte nach. Dann ergänze ich:
„Sie ist immer noch vorhanden! Aber sie hat nun ihre Ruhe. Dazu gehört hundertprozentiges Vertrauen! Ich bin dir dankbar, dass du mir die nötige Zeit gegeben hast, dieses große Vertrauen zu erlangen.”
Ich strecke mich etwas und drücke ihm einen herzhaften Kuss auf den Mund. Maik hält mich an den Schultern und erwidert meinen Kuss leidenschaftlich.
„Andrea,“ beginnt Maik, und dreht meinen Kopf, dass ich ihn anschauen muss. „Ich liebe dich! Du schenkst mir so viel Freude, weil wir gemeinsam lachen, aber auch weinen können. Wenn wir diskutieren und du plötzlich einfach anfängst, mich zu necken. Wenn du vor mir kniest, während ich dir dein Halsband anlege und ich dieses leise Zittern fühle. Wenn dein Temperament mich übermannt, es mich manchmal einfach mitreißt und ich dich an anderer Stelle zügeln muss: so ist das eben, einen Wildfang zu haben.
Dennoch gebührt dir mein Respekt und Vertrauen. Was uns verbindet, lässt uns erblühen ohne einander zu erdrücken. Wenn du neben mir liegst und ich deinen Nacken küsse, wenn du aufgeregt bist und ich deine Hand nehme, wenn du Kummer hast und ich dich in meine Arme schließe, und selbst wenn du einfach nur in meinen Armen schläfst, dann sage ich dir ganz ohne Worte ‘ich liebe Dich’ und ich bin mir sicher, du hörst diese unausgesprochenen Worte selbst während du schläfst.
Dein Humor, Warmherzigkeit, Lebensfreude, Intellekt - dein ganz eigener Charme und ja, ich muss es zugeben, auch dein Körper hatten mich sehr schnell in den Bann gezogen und lassen mich bis heute nicht mehr los. Ohne dich wäre ich kein Herr und ganz sicher nicht ein so glücklicher Mann wie ich es mit dir bin. Bei dir erst fühle ich mich komplett und endlich auch angekommen. Du bist mein und ich bin dein und ich wünsche mir, dass dies immer so bleiben wird.”
„Du hast in deine Überlegungen auch meine Gehbehinderung einbezogen?“ muss ich nun doch fragen.
Er sagt kein Wort. Stattdessen steht Maik von der Couch auf, dreht sich zu mir um und beugt sich zu mir herunter. Mit einem Glitzern in den Augen nimmt er mich in seine Arme. Unwillkürlich umfasse ich seinen Nacken. Er hebt mich an und geht mit mir im Arm ein paar Schritte im Kreis. Dann setzt er mich vorsichtig wieder auf die Couch, um sich gleich darauf neben mir nieder zu lassen. Ich ziehe seinen Kopf in die Nähe meiner Lippen…
„Wir sind zwei liebende Seelen,“ flüstert Maik. „Was bedeuteten da schon körperliche Unzulänglichkeiten…“
“Das ist die schönste Liebeserklärung, die je eine Devota von ihrem Herrn erhalten hat!” hauche ich und gebe ihm einen leidenschaftlichen Kuss.



Luna -33-
„Weißt du noch, dass du diejenige warst, die mich darauf gebracht hat? Dein Faible für Anime. – Dieser japanische Comic, in dem drei unterschiedliche Hündinnen sich in Mädchen verwandeln und sich nun in der Menschenwelt zurechtfinden müssen… Du bist aber keine Hündin, und du warst früher keine!
Du musst dich nicht in der Menschenwelt zurechtfinden. Umgekehrt entsteht daraus aber eine gewisse Faszination, die auch mich mit der Zeit erfasst hat:
Du verwandelst dich in deiner Phantasie in eine Hündin und musst dich nun in der Hundewelt zurechtfinden. Du lässt dein inneres Tier heraus und lebst deine Gefühle aus, wie auch Beauty das tut. Das Zusammenleben von Hunden und Menschen erleichtern die Hundekommandos und wie du dich ‚hündisch‘ äußern kannst, zeigen dir die Gestiken und Mimiken.“
„Das ist es ja! Einerseits fürchte ich das Unverständnis der Mitmenschen, andererseits fasziniert mich, was du mir mit großem Sachverstand gezeigt hast!“
„Niemand muss etwas von LUNA erfahren! Sobald Andere dabei sind bist du Andrea.“
Ich nicke und drücke meine Wange an seine Achsel.
„Du hast mir einmal gesagt, die Liebe zwischen Besitzer und Tier ist vergleichbar der Liebe zwischen Mutter und Kind. Damit ist die aktive Fürsorge gemeint. Ich fühle, dass ich das große Los gezogen habe. Es kommen Umwälzungen auf mich zu. Bald habe auch ich den Abschluss. Ich muss mich also langsam um eine Ausbildung kümmern. Beauty lebt nicht mehr lange. – Es wäre schön, wenn wir nach den nächsten Sommerferien zusammenziehen könnten…“
Nun ist ‚die Katze aus dem Sack‘! Was wird Maik jetzt sagen? Ich schaue ihn ängstlich an.
Er hält mich nur noch fester in seinen Armen und lächelt mich mit einem glücklichen Gesichtsausdruck an.
„Es ist noch ein gutes halbes Jahr, Andrea! Bewerbe dich in einem Beruf, der dir Spaß macht. In der Zwischenzeit wird sich bestimmt etwas ergeben. Meine Ausbildung dauert noch etwa drei Jahre. Dann warte ich bis deine Ausbildung zu Ende ist und schließlich ziehen wir nach Süddeutschland. Bis Onkel Hans sich ganz aus der Bewirtschaftung des Hofes zurückzieht, wird es noch Jahre dauern. Er wird mir das Ruder nur allmählich in die Hand geben.“
Während er das sagt, beginnt er meinen Rücken von der Schulter bis zur Hüfte und zurück zart zu streicheln, was ich mit geschlossenen Augen genieße.
„Wenn Frauen mit der Sehnsucht im Herzen, zu jemandem gehören zu wollen, allein vor dem Spiegel stehen,“ sinniert er leise, „sehen sie sich immer ganz: sie sehen die Devota (auch wenn sie frei sind) und sie sehen die freie Frau (selbst wenn sie unfrei sind). Die freie Frau verschwindet nicht, sobald sie sich untergeordnet hat. Die freie Frau kämpft immer noch und sie wird immer wieder hochkommen und sagen ‘Pah, ich hab‘s doch gesagt, du solltest dich nicht unterwerfen!’
Die Frauen können sich nackt im Spiegel anschauen und sehen, wie hilflos sie dann wirken und wie reizvoll, wie verletzlich und schön. Oder sie packen sich in hochgeschlossene Klamotten und schützen sich, wie es die freie Frau in ihnen möchte. Die freie Frau in ihnen ist eine Art Schutz, den alle Frauen brauchen. Jedes Lebewesen braucht Schutz und da Frauen von Natur aus eben verletzlich und schön sind, müssen sie sich halt schützen
Verständlich, wenn sie plötzlich Angst bekommen, sobald die Devota in ihnen zum Vorschein kommt. Denn diese Seite in ihr präsentiert sich vollkommen hilflos und verletzlich, auf Knien, demütig, ergeben, vollkommen offen, nackt - völlig ausgeliefert dem Mann ihres Vertrauens. So ist doch vollkommen klar, dass die freie Frau dagegen rebelliert und innerlich Alarm schreit! Davor hat die freie Frau in ihnen Angst. Und zu Recht, denn der Wolf kann das Schaf in Stücke reißen - der Mann könnte die Devota missbrauchen, ihre Hilflosigkeit ausnutzen, sie einfach nur benutzen und dann wegwerfen. Davor warnt die freie Frau in jeder Frau und davor haben viele Frauen halt Angst!
Es ist die Pflicht der inneren freien Frau, sich den Mann genau anzuschauen und zu prüfen! Das sollte sie im Vorfeld gut tun und das sollte eine noch freie Frau auch ruhig zulassen.