Luna -34-
Ich sage: Lass die innere freie Frau ihre Arbeit machen, aber achte auch darauf, dass die freie Frau die Devota nicht völlig zurückdrängt. Die freie Frau muss dann nämlich akzeptieren, dass in ihr eine devote Frau existiert und letztlich – wenn sie sich nach reiflicher Prüfung unterwirft – nach außen tritt und der Herr den Schutz übernimmt, den die innere freie Frau zuvor übernommen hatte. Die innere freie Frau muss akzeptieren, dass sie ‘nur’ vertretungsweise – solange kein Herr da ist, der den Titel wirklich verdient – den Schutz übernommen hatte und dass ihre Aufgabe beendet ist, sobald ein Herr ins Leben der Frau tritt und die Devota hervorkommt. Die Schutzhülle wird abgeworfen wie die Puppe, aus der ein wunderschöner Schmetterling hervorkommt und die Devota steht dann nackt vor dem Herrn.
Die Devota hat den Drang, ihrem Herrn zu dienen und ihm darin zu gefallen. Sie fühlt sich wohl auf Knien und wartet auf Anweisungen. Die Devota schützt sich selbst nicht, das ist nicht ihre Aufgabe. Das übernimmt die innere ‘freie Frau’ und später der Herr. Also, in gewisser Weise ist die innere Devota ein ‘wildes Tier’, dass immer irgendwie unter Kontrolle gehalten werden muss.”
Meine Augen leuchten. Ich habe aufmerksam zugehört und ergänze seinen Gedankengang, nachdem wir einige Minuten still aneinander gekuschelt auf der Couch gesessen haben.
„Wäre ich nicht in deiner Obhut, muss mein Kokon – die ‘freie Frau’ – viel Energie aufwenden, um die innere Devota unter Kontrolle zu halten, wenn diese geweckt wurde und voller Sehnsucht nach außen drängt. Wenn aber – wie bei uns – die Devota einen Herrn gefunden hat, der so viel für sie tut wie du, dass sie sich vollkommen fallenlassen kann, dann kann sie sich völlig ausleben und die ‘freie Frau’ nun in die hinterste Ecke ihrer Seele verbannen.“
Ich mache eine Pause und denke über die gesagten Worte nach. Dann ergänze ich:
„Sie ist immer noch vorhanden! Aber sie hat nun ihre Ruhe. Dazu gehört hundertprozentiges Vertrauen! Ich bin dir dankbar, dass du mir die nötige Zeit gegeben hast, dieses große Vertrauen zu erlangen.”
Ich strecke mich etwas und drücke ihm einen herzhaften Kuss auf den Mund. Maik hält mich an den Schultern und erwidert meinen Kuss leidenschaftlich.
„Andrea,“ beginnt Maik, und dreht meinen Kopf, dass ich ihn anschauen muss. „Ich liebe dich! Du schenkst mir so viel Freude, weil wir gemeinsam lachen, aber auch weinen können. Wenn wir diskutieren und du plötzlich einfach anfängst, mich zu necken. Wenn du vor mir kniest, während ich dir dein Halsband anlege und ich dieses leise Zittern fühle. Wenn dein Temperament mich übermannt, es mich manchmal einfach mitreißt und ich dich an anderer Stelle zügeln muss: so ist das eben, einen Wildfang zu haben.
Dennoch gebührt dir mein Respekt und Vertrauen. Was uns verbindet, lässt uns erblühen ohne einander zu erdrücken. Wenn du neben mir liegst und ich deinen Nacken küsse, wenn du aufgeregt bist und ich deine Hand nehme, wenn du Kummer hast und ich dich in meine Arme schließe, und selbst wenn du einfach nur in meinen Armen schläfst, dann sage ich dir ganz ohne Worte ‘ich liebe Dich’ und ich bin mir sicher, du hörst diese unausgesprochenen Worte selbst während du schläfst.
Dein Humor, Warmherzigkeit, Lebensfreude, Intellekt - dein ganz eigener Charme und ja, ich muss es zugeben, auch dein Körper hatten mich sehr schnell in den Bann gezogen und lassen mich bis heute nicht mehr los. Ohne dich wäre ich kein Herr und ganz sicher nicht ein so glücklicher Mann wie ich es mit dir bin. Bei dir erst fühle ich mich komplett und endlich auch angekommen. Du bist mein und ich bin dein und ich wünsche mir, dass dies immer so bleiben wird.”
„Du hast in deine Überlegungen auch meine Gehbehinderung einbezogen?“ muss ich nun doch fragen.
Er sagt kein Wort. Stattdessen steht Maik von der Couch auf, dreht sich zu mir um und beugt sich zu mir herunter. Mit einem Glitzern in den Augen nimmt er mich in seine Arme. Unwillkürlich umfasse ich seinen Nacken. Er hebt mich an und geht mit mir im Arm ein paar Schritte im Kreis. Dann setzt er mich vorsichtig wieder auf die Couch, um sich gleich darauf neben mir nieder zu lassen. Ich ziehe seinen Kopf in die Nähe meiner Lippen…
„Wir sind zwei liebende Seelen,“ flüstert Maik. „Was bedeuteten da schon körperliche Unzulänglichkeiten…“
“Das ist die schönste Liebeserklärung, die je eine Devota von ihrem Herrn erhalten hat!” hauche ich und gebe ihm einen leidenschaftlichen Kuss.