Samstag, 23. Januar 2021
IWIPAPA - Stamm der Mutter Erde - 56
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Ich, Karl Emmerich, bin wieder in Deutschland zurück. Ich habe noch mitgeholfen, die neue Dorfgemeinschaft der Iwipapa in Melanesien aufzubauen. Die Lage der Insel wird aus verständlichen Gründen ein Geheimnis bleiben.
Das Erste, was ich in der Heimat in Angriff nehme, ist, in einschlägigen Foren im Internet nach einem Bauernhof zu suchen, dessen Besitzer entweder selber Petplayer ist, oder der seinen Hof Leuten mit diesem Fetisch zur Verfügung stellt. Bis dahin habe ich zwei Zimmer in einem Dorfgasthof angemietet. LELE und RAKA’U haben mich nicht gehenlassen, ohne mitgenommen zu werden.
Das bedeutet für sie allerdings, dass sie europäische Kleidung tragen und auf den Hinterbeinen gehen zu müssen. Sobald wir allerdings alleine sind, gehen beide ungefragt wieder auf alle Viere. Bald haben wir gefunden, was wir suchen und ich kann mich wieder meiner liebsten Tätigkeit widmen, dem Schreiben.
Meine soeben vergangenen Erlebnisse werden auf dem Papier zu einem Krimi, dessen Protagonisten, wie bei dem vorherigen Buch die IWIPAPA -der Stamm der Mutter Erde- ist, aber dieses Mal haben russische Oligarchen darin auch einen großen Anteil, denen ein Teil der Palm Jumeira in Dubai gehört.
Das Buch zieht nicht nur etymologisch Interessierte an, wie das erste Buch. Das Zweite hat kriminalistische Spannung, nautische Informationen über die alte Sternennavigation und natürlich Erzählungen einzelner Doggies über ihren Alltag zum Einen bei den Iwipapas und zum Anderen unter europäischen Petplayern, denen allerdings der Respekt vor der Kreatur abhanden gekommen scheint.
Mit meinem Hauswirt, dem Besitzer des Bauernhofes, komme ich des Öfteren über das Petplay ins Gespräch. Irgendwann fällt mir das Bild einer römischen Insula in die Hand. Ich zeige ihm das Bild und frage ihn:
„Was würden Sie davon halten, wenn Sie den Hof verkaufen und wir unsere Einnahmen zusammenlegen würden: Wir würden damit eine Insula finanzieren, in der unten ein Geschäft, Restaurant, Café, Bar, nebeneinander liegen, und darüber in mehreren Etagen Ein- bis Vierzimmerwohnungen zum Vermieten offenstehen. Ein Innenhof lädt zum Flanieren ein.“
„Hm,“ meint der frühere Bauer. „Und welche Gemeinde gibt Land dafür zum Bebauen frei?“
„Wir müssen strategisch vorgehen,“ antworte ich. „Wir legen unser Geld in der örtlichen Spar- und Darlehenskasse an, werden Genossen in einer solchen Genossenschaftsbank und geben vor, den Tourismus in deren vergessene Weltgegend zu ziehen. Die Bank beantragt für uns dann die Umwidmung von Weideland in Bauland. Die Gemeinde spekuliert auf höhere Steuereinnahmen.“
„Das hört sich ideal an, aber ob das später alles so ideal wird…?“
„Dazu gehören viele Faktoren: Erstens braucht es einen Architekten, der sich mit den Bodenverhältnissen auskennt, oder weiß, welche Spezialisten er hinzuziehen muss. Dann ausreichend Werbung in den unterschiedlichen Foren für Ferienwohnungen bis hin zu festen Mietverhältnissen, ganz auf den individuellen Bedarf abgestimmt.“
In den folgenden Monaten bewerben wir zuerst einmal den Bauernhof bei Ärzten, Anwälten und ähnlichen Berufsgruppen, die raus aus dem Großstadtgewusel wollen und nebenbei noch Pachteinnahmen einstreichen wollen, für das Umland, ohne dafür ‚den Finger krumm zu machen‘. Dennoch dauert es ein gutes Jahr bis wir einen vielversprechenden Interessenten finden, der bereit ist die halbe Million zu zahlen.
In dieser Zeit haben wir Kontakt zu einem Architekten bekommen. Dieser Mann empfiehlt uns ein Küstengrundstück an der Nordsee, das jetzt noch als Weide für Rinder und Schafe genutzt wird. Wir überweisen nun unser Geld an die örtliche Genossenschaftsbank. Konten sind schnell eröffnet, zwei kleine Wohnungen schnell angemietet. Danach legen wir einen beträchtlichen Betrag auf ein Genossenschaftskonto und sind nun berechtigt, an Genossenschaftssitzungen teilzunehmen.
Nun regen wir an, Umsatz durch Tourismus in den Ort zu bringen. Die örtlichen Politiker in den Sitzungen werden hellhörig und wollen mehr über unser Konzept wissen. Bald haben wir die nötigen Genehmigungen und kaufen der Gemeinde das Grundstück ab.
Der Architekt beauftragt nun eine Tiefbaufirma, einen Bereich von hundert mal hundert Metern anderthalb Meter tief auszubaggern und den Aushub rundum zwanzig Meter breit fest zu stampfen. Gleichzeitig soll eine riesige Betonwanne die Wände der Baugrube verfestigen. Der Aushub soll an der Spitze geteert werden, so dass Anliefer-LKWs den Bereich umfahren und an der noch zu erstellenden Hauswand zum Anliefern parken können. Dazu gehört auch eine geteerte Zufahrt von der Landstraße zum Bauplatz.
Anschließend wird ein Kanal gebaggert und von Buhnen aus Baustahl gegen die Nordsee abgetrennt. Der Aushub soll rechts und links des Kanals abgeladen und verfestigt werden. Schließlich wird ein Hochwasser-Schutztor eingebaut und die Baustahl-Buhnen entfernt. So könnten potentielle Feriengäste in der INSULA mit ihren Booten kommen und ‚gehen‘.
Als dies alles fertig ist, beginnen die Hochbauten. Eine fünf Meter hohe wasserdichte Wand wird rundum hochgezogen und von wasserdichten Toren alle zehn bis fünfzehn Meter unterbrochen. So sind wir selbst gegen Sturmfluten gesichert. An der Landseite bauen wir ein Parkhaus für Feriengäste ein, das bei Hochwasser abgeschottet werden kann.
In dem Rest der Tiefgeschosse wird es später Lager- und Wirtschaftsräume geben für die Geschäfte auf Paterre, sowie Räume für die Hauswirtschaft, wie zum Beispiel der Heizungsraum. An drei Seiten werden in der Mitte Treppen eingebaut, über die die Gäste die INSULA betreten können. Oben am Eingang finden sich diese Leute dann gleich in einem Foyer wieder, wo sie begrüßt werden und ihnen eine Wohnungsnummer zugewiesen wird. Mit einer Karte des Gebäudes versehen, dürfen sie danach über Treppen und Gänge ihre Wohnung beziehen.
Die INSULA hat Wohnungen mit und ohne Balkon, nach außen gerichtet oder nach innen. Das Gebäude ist ein quadratischer Komplex von hundert Meter äußerer Kantenlange. Innen befindet sich ein Hof von fünzig mal fünfzig Metern mit Rasen, Büschen und Bäumen zum Flanieren. Die Geschäfte im Erdgeschoß haben ihre Schaufenster alle zum Innenhof hin, unter einer gemauerten Balustrade mit Säulen und Bögen.
In den einschlägigen Petplayer-Foren werben wir um Mitarbeiter für die Hauswirtschaft. ‚Mein Bauer‘, der den größten Eigenkapitalanteil in die INSULA gesteckt hat, übernimmt als Hausmeister die Verwaltung des Gebäudes. Wer möchte, darf eine Wohnung im Gebäude anmieten. So hat er einen denkbar kurzen Arbeitsweg. Auch suchen wir Selbständige, die die Geschäfte in Paterre übernehmen wollen.
Nach gut zwei Jahren kann so der erste Betrieb als Ferienanlage beginnen.

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