Donnerstag, 28. Januar 2021
IWIPAPA - Stamm der Mutter Erde - 61
Die Wahine verlassen bald selbständig die Insula und bringen mir die unterschiedlichsten Kräuter, Wurzeln, Stängel, Blätter, Blüten, um sie anhand des Buches zu klassifizieren. Wir stellen anhand der Rezepte im Buch Medikamente her und vernichten sie wieder. Nach einigen Monaten kennen die Wahine die heimischen Heilkräuter und wie man sie anwendet. Das ist wichtig für ihr Selbstbewusstsein!

*

Wir haben Juli im Jahr nachdem die IWIPAPA bei uns eingezogen sind und wie selbstverständlich viele alltägliche Gewerke im Erdgeschoß übernommen haben. Unser Verein, der gleichzeitig als Eigentümer der INSULA gegenüber Bank, Versicherungen und Verwaltung auftritt, und sich für die finanzielle Absicherung unserer Neubürger stark macht, bekommt von den IWIPAPA viel zurück.
Inzwischen ordern wir lieber gedämpfte Lebensmittel aus deren Küche, als Lebensmittel aus amerikanischen oder italienischen Schnellrestaurants. Gehen uns Möbel kaputt, kaufen wir deren Möbel ein.
Natürlich werben wir immer noch in ganz Deutschland um Urlauber aus dem Petplayer-Milieu. Und so kommt es, dass in diesem Juli ein PKW vorfährt. Der Fahrer steigt aus und kommt zu der Concierge im landseitigen Foyer hoch. Er zeigt die Anrechtskarte für sich und seine Frau vor und fragt, wo er seinen Wagen abstellen könnte.
„Fahren Sie mit ihrem Wagen ein kurzes Stück nach links an der INSULA entlang,“ erklärt sie ihm höflich. „Sie sehen schon ein Hochwasser-Schutztor offenstehen und gleich dahinter eine Rampe, über die sie zu ihrem Parkplatz kommen. Haben Sie keine Angst, wenn das schwere Tor hinter Ihnen wieder zufährt. Parken Sie auf einem freien Platz und folgen Sie der Beschilderung, die Sie aus dem Parkhaus herausführt! Notieren Sie auf ihrer Anrechtskarte nur noch die Nummer ihres Parkplatzes.“
Der Mann geht zurück zu seinem Fahrzeug, indem seine Frau wartet. Dann fahren sie in die Tiefgarage ein und schauen sich nach dem Ausgang um. Sie sehen ein Treppenhaus, wo sich eine Treppe um einen Aufzug herumwindet und entscheiden sich für den Aufzug. Dort drücken sie den Knopf 0, neben dem ‚Foyer‘ steht.
Nachdem der Aufzug hält, ziehen sie ihre Koffer in das Foyer, indem der Mann eben noch die Information zur Tiefgarage erhalten hat. Sie erhalten hier nun die Nummer ihrer Ferienwohnung und einen Plan der INSULA. Dieser Plan ist ein kleines Heft mit Zeichnungen, Fotos und Erklärungen.
„Schau mal hier,“ sagt er zu seiner Frau, auf dem Weg zurück zum Aufzug. „Die INSULA hat vier Schenkel A bis D mit jeweils etwa 25 Wohnungen auf drei Etagen. Unsere Wohnung ist die B314. Das heißt, wir können erst einmal mit dem Aufzug auf die Ebene 3 fahren. Dieser Schenkel wird mit A bezeichnet. Dann geht es im Uhrzeigersinn weiter. Hinter einer Feuerschutztür müssen wir nur noch die 14 finden.“
Gesagt, getan. Fünf Minuten später stehen beide vor ihrer Ferienwohnung, die sich noch mit einem altertümlichen Schlüssel öffnen lässt. Sie treten ein und schauen sich oberflächlich um. Es ist alles genauso, wie in den Buchungsunterlagen beschrieben. In einer Ecke des Wohnzimmers steht ein offener Transportkäfig für Großhunde. Sie legen ihre beiden Rollenkoffer auf das Doppelbett im Schlafzimmer und räumen den Schrank ein.
Anschließend geht die Frau des Paares ins Wohnzimmer zurück und öffnet die Fenstertüren. Nachdem sie die Türen festgestellt, hält sie sich an dem Balkongeländer fest, das die beiden senkrechten Türzargen außen miteinander verbindet und der Absturzsicherung dient. Sie beugt sich ein wenig hinaus und schaut nach rechts und links.
Vor sich sieht sie ein kleines Wäldchen, eher noch ein Buschland mit kleinen Bäumchen, die ein wenig über die Büsche hinausragen. Hier und da von kleinen Lichtungen unterbrochen. Rechts kann sie das Meer erkennen mit einem schmalen Strand davor und links in einiger Entfernung die Landstraße, über die sie eben gefahren sind, um zu ihrem Ziel zu kommen.
„Hey, Wuffel!“ ruft sie. „Komm zu Frauchen und schau dir das mal an!“
Kurz darauf steht ihr Mann neben ihr und gibt ihr einen Kuss auf die Wange, bevor auch er einen Blick in die Landschaft wagt.
„Was meinst du?“ fragt er. „Sollen wir uns als Erstes den Innenhof einmal anschauen und was wir für Geschäfte vorfinden?“
„Hm-m“, gibt sie als Antwort. „Aber dann solltest du gleich im Outfit auftreten! Schließlich sind hier nur Petplayer.“
‚Wuffel‘ zieht sich also eine schwarze Hose und ein langärmeliges schwarzes T-Shirt an, schwarze Sneakers, Knieschoner und Pfotenhandschuhe. Zum Schluß lässt er sich bei der Hundemaske helfen, und sie legt ihm ein Hundehalsband um, an dem klimpernd eine Marke in Form eines Knochens hängt, auf dem sein Hundename ‚WUFFEL‘ eingeprägt ist.
Frauchen klinkt eine Leine mit dem Karabinerhaken an das Halsband. Danach verlassen sie die Wohnung. Sie schließt ab und lässt den Schlüssel in ihre Handtasche fallen. Nun gehen sie zum Treppenhaus zurück und nehmen wieder den Aufzug. Auf Händen und Knien die Treppen aus dem dritten Stock hinunter zu gehen, ist ihr zu langsam und hält sie für Wuffel zu beschwerlich.
Auf der Ebene 0 angekommen, orientiert sie sich kurz und geht dann zu der Tür, die zum Innenhof hinausführt. Wuffel folgt ihr.
Frau Mailänder betritt mit ihrem Wuffel den Innenhof und bewegt sich langsam, Schritt für Schritt auf eine steinerne Bank zu, die unter einem Baum aufgestellt ist, damit Wuffel auf Händen und Knien neben ihr her krabbeln kann.
Sie bleibt abrupt stehen, als eine Doggie in dunkler Hautfarbe und Kraushaar trabend auf Händen und Füßen ihren Weg kreuzt. Die Doggie ist außerdem noch nackt, bis auf ein ledernes Geschirr. Erschreckt lassen sie die Doggie passieren.
Als die Doggie in einer Tür verschwunden ist, ähnlich der, durch die sie den Innenhof betreten haben, sagt Wuffels Herrin zu ihm:
„Komm, Wuffel. Ich denke, wir flanieren erst einmal unter der Balustrade an den Geschäften entlang…“
Sofort ändert sie die Richtung und Wuffel versucht ihr hinterher zu kommen. Frauchen hat jetzt einen schnelleren Schritt drauf. Unter der Balustrade angekommen, wartet sie bis Wuffel aufgeschlossen hat und schaut sich das Schaufenster des Geschäfts näher an, aus der die Doggie herausgekommen ist.