Nicci (3)
Leider ist er zurzeit nicht online, also schicke ich ihm eine Nachricht auf sein Postfach:
Hallo Petowner,
gerne unterhalte ich mich unverbindlich mit dir, wenn wir mal gleichzeitig online sind. Ich habe noch viele Fragen zum Petplay!
Liebe Grüße zurück,
Beauty
Ich lese noch ein wenig in der Community, dann schalte ich ab, denn dieser PETOWNER ist in der Zeit nicht on gekommen. Ob wir uns jemals auf der Seite treffen?
Am nächsten Tag bekomme ich eine Email auf mein Handy. Ich schaue nach und sehe, dass sie vom ‚Administrator‘ der Community kommt. Es ist eine kurze Benachrichtigung, dass sich eine Mail dort in meinem Postfach befindet.
Ich mache erst noch meine übliche Joggingrunde, dann setze ich mich an meinen Laptop und logge mich in die Community ein. In meinem Postfach bleibt, nachdem ich die Spammails gelöscht habe, eine liegen:
Hallo Beauty,
*lächel* du kannst mich gerne löchern. Ich bin offen für alle Fragen deinerseits und beantworte sie nach bestem Wissen und ehrlich! Das Wichtigste ist jedoch - finde ich -, dass wir uns irgendwie treffen, damit wir uns unterhalten können. Nicht real! Dafür ist es noch zu früh! Aber wenn wir uns hier so oft verpassen, wäre ein Messenger überlegenswert. Damit du mir deine Handynummer nicht nennen musst, versuche mich doch über meine Email-Adresse auf Hangouts zu erreichen.
Liebe Grüße
Petowner
‚Hm, Hangouts?‘ geht mir durch den Kopf.
Whats app habe ich auf meinem Handy. Dafür müssen wir tatsächlich unsere Handynummern austauschen. Da hat er recht! Das ist mir auch noch zu früh. Ich gehe auf sein Profil und schreibe mir seine Email-Adresse ab.
Nachdem ich den Laptop auf die Seite gelegt habe, rufe ich Google auf meinem Handy auf und suche nach ‚Hangouts‘. Kurz darauf kann ich mir den Messenger auf mein Handy laden. Und eine Viertelstunde später sende ich in Hangouts ein „Hallo, Beauty hier“ an seine Email-Adresse.
Es dauert einige Stunden, ich will gerade ins Bett gehen, als mein Handy piept. Ich öffne Hangouts und kann lesen:
Hallo Beauty, entschuldige, dass es so spät geworden ist heute. Magst du mir sagen, wann du morgen Zeit zum Chatten hast?
Ich antworte ihm:
Von 18 bis 21 Uhr bin ich eigentlich täglich erreichbar
Kurz darauf lese ich:
Okay, dann schreib ich dich morgen um 18 Uhr an, wenn ich darf? Hab eine entspannende Nachtruhe und schöne Träume
Ich lächele und schreibe zurück:
Schlaf du auch gut! Bis morgen
Am nächsten Tag kann ich mich im Büro kaum konzentrieren. Der Tag zieht sich wie Kaugummi in die Länge. Endlich ist es 16Uhr und ich kann nach Hause fahren. Beim Joggen kann ich mich auch nicht recht konzentrieren und breche meine Runde vorzeitig ab. In der restlichen Dreiviertelstunde beschäftige ich mich mit Belanglosem. Endlich piept mein Handy.
Hallo Beauty, alles okay bei dir?
Ich lächele. Mir ist, als fällt ein Gewicht von mir ab.
Aber klar. Und bei dir?
;) Bei mir auch! Welche Fragen brennen dir denn auf der Seele?
Oh, da gibt es einige. Du musst wissen, dass ich neu in dem Metier bin. Zuerst muss ich dich loben: Du kehrst mir gegenüber nicht den DOM heraus, wie das so viele Kerle in ihren Mails in der Community tun.
Hm, die brauchen das anscheinend… Ich bin der Meinung, ein Herr muss erstens dominant sein und nicht dominant tun. Also er kann SEINER Sub sagen, was sie tun soll, so sie das mag – aber nicht einer noch Unbekannten gegenüber, die man erst kennenlernen will! Zweitens bedeutet in meinen Augen Dominanz nicht ‚herumkommandieren‘, sondern sich um das Wohl der Sub kümmern, sich um sie sorgen, sie führen…
Führen? Was verstehst du darunter?
Nun, sicher nicht das, was die Anderen darunter verstehen, die dich gleich ‚herumkommandieren‘! Ich will die Sub erst einmal kennenlernen. Ich will wissen, wobei sie sich wohlfühlt. Ich bin neugierig auf ihre Ansichten – und dann führe ich sie mittels Vorschlägen genau dahin. Ich bestimme wohl den Weg…
Siehst du, da unterscheidest du dich von vielen Anderen. Und über deine Art und Weise Dominanz auszuüben, möchte ich gern mehr erfahren
Als wir uns an diesem Abend verabschieden und ich auf die Uhr schaue, bin ich erstaunt, dass wir schon 22 Uhr durch haben. Jetzt muss ich aber machen, dass ich ins Bett komme, um morgen früh pünktlich den Bus zur Arbeit zu erreichen.
An den nächsten Abenden erfahre ich, dass ihm das Dogplay am meisten liegt und dass er geschieden und solo ist – die ideale Jagdbeute für mich! Aber ich muss noch mehr wissen, bevor ich mich mit ihm vielleicht in Bahnhofsnähe in ein Cafe setze und sehe, ob Sympathie überspringt.
In der Community setze ich meine Meinung unter jeden seiner Beiträge, nachdem ich sie mir aufmerksam durchgelesen habe. Stolpere ich über eine Passage, frage ich speziell danach und fordere ihn auf, sie mir zu erklären. Ich stelle fest, dass er sich darüber freut, dass überhaupt jemand die Kommentarfunktion benutzt. Es entwickelt sich hier und da eine kleine Diskussion.
Später frage ich ihn auf Hangout:
Hi Petowner, grüß dich. Ich hoffe, du bist nicht sauer über meine Aktivitäten in der Community?
Er antwortet mir:
Ach was, Beauty. Ich freue mich, dass es zur Beschäftigung mit den von mir angesprochenen Themen kommt! Ich diskutiere gern mit den Leuten. Schafft man es dabei, mich von anderen Werten zu überzeugen, nehme ich auch gerne Abstand von meiner Meinung.
Nein, nein. Ich finde, dass du die richtigen Werte vertrittst! Da ich aber noch neu auf dem Gebiet bin, brauche ich schon hier und da eine vertiefende Erklärung. Ich freue mich, dass du sie mir mit unendlicher Geduld und einfachen Worten lieferst. Das halte ich nicht für selbstverständlich!
Du, ich halte mich nicht für das Maß aller Dinge! Ich muss meine Leser immer da abholen, wo sie stehen.
Weißt du, Petowner… Ach was, ich bin die Nicci
*Lächel* Ich heiße übrigens Peter
Wie wirst du eigentlich von deinen Doggies genannt, Herrchen… Herr?
*lach* Wenn die Doggie den Titel braucht, soll sie mich so nennen. Früher hatten die Männer in den Familien noch das Sagen. Das war selbstverständlich. Da rüttelte früher noch niemand dran. Trotzdem hat die Frau ihren Mann nicht Herr genannt – und trotzdem hat sie sich seinem Urteil gebeugt. Heute – wenn dir mein Urteil im Alltag wichtig ist, wenn du meine Sub wärst, dann tust du was ich sage – ohne mich Herr zu nennen. Wenn du meine Entscheidung für falsch hältst, musst du nicht blind folgen, sondern sagst mir deine Meinung. Schließlich wird sich ein Kompromiss finden! Ich breche mir keinen Zacken aus der Krone, wenn ich schließlich sage: Wir machen das so und so – und was wir machen ist weitgehend „auf deinen Mist gewachsen“!!