Nicci (17)
Peter dreht sich zu mir und stützt sich auf seinen Ellbogen. Wir schauen uns an. Er beugt sich über mich und küsst mich, während seine freie Hand über meinen Körper wandert und mich erschauern lässt.
„Ich werde mich stets um dein Wohl sorgen und verantwortungsvoll um alles kümmern! Wir werden über alles sprechen. Ich werde deine Einschätzung immer berücksichtigen! Du bist mein Ein und Alles!“
Ich lasse seine Zärtlichkeiten noch eine Weile zu. Als er Anstalten macht aufzustehen, bin ich leicht enttäuscht. Dann sagt er:
„Der heutige Tag ist noch nicht vorbei. Wir wollen ein wenig Kommandotraining machen.“
Ich lächele seufzend und komme hoch in die SITZ-Position. Lächelnd kommentiert Peter das:
„Wenn ich mich um die Feinheiten kümmere, heißt das: Du musst deine Knie ein wenig mehr auseinandernehmen und deine Hände oder Fäuste dazwischen aufsetzen. Dann sitzt du auf deinen Fersen. – Okay, so sitzt du in der Position!
Wenn du wartest hast du selbst schon eine leicht andere Position eingenommen: Nämlich kurz bevor du dich bewegst, hast du die Knie vom Boden abgehoben. – Das wäre die Position verbunden mit der Gestik ‚Achtung‘.“
Ich hebe eine Augenbraue an und löse die Knie vom Boden. Jetzt berühre ich nur mit den Fäusten und den Zehen bis zu den Zehenballenden den Boden, wie ein Hundert-Meter-Läufer in der Startposition. Peter greift in einen Beutel, den er vom Tisch nimmt und zeigt mir ein Gummibärchen.
„Na, Nicci, willst du das haben?“ fragt er lächelnd und nähert sich mit der Hand meinem Mund.
Ich spitze die Lippen, aber er hockt sich vor mich hin und führt das Gummibärchen vor meinem Gesicht tiefer. Prompt beuge ich meine Ellbogen, um daran zu kommen. Mit seiner freien Hand drückt er auch meinen hinteren Rücken tiefer und als ich so ganz auf dem Boden kauere, sagt Peter „PLATZ“ und steckt mir das Gummibärchen zwischen die Lippen.
Während ich die Süßigkeit kaue, nimmt Peter ein zweites Gummibärchen in die Hand und führt es vor meinem Gesicht seitlich und im kleinen Bogen nach oben. Ich versuche es zu erreichen und lege mich dabei unwillkürlich auf die Seite. Das kommentiert er mit „MÜDE!“ und gibt mir auch dieses Gummibärchen in den Mund. Dann fährt er mir zärtlich durch das Haar und lobt mich währenddessen:
„Das hast du ganz gut gemacht, mein Mädchen!“
Ich freue mich darüber und drücke meinen Kopf fester in seine Hand.
Bis es draußen dämmert hat Peter auf diese Weise etwa zwanzig verschiedene Kommandos durchgespielt. Dann sagt er „HOPP!“ und legt seine Hand auf die Couch. Gern klettere ich auf seine Couch und mache mich dort lang. Er setzt sich an ein Ende, so dass ich meinen Kopf in seinen Schoß legen kann. Dann schaltet er den Fernseher und einen DVD-Player ein und wir schauen zusammen einen Film.
Es geht darin um Petplay. Allerdings ist der Hintergrund, vor dem die Story spielt, eher düstern. Organhändler interessieren sich für die Frau in der Rolle des Pet mit dem Ergebnis, dass die Frau stirbt. Als der Film zu Ende ist, bleibe ich erst einmal ruhig liegen. Nach einem kurzen Augenblick sagt Peter:
„Ein schöner Film von gegenseitiger Sorge um das Wohl des Anderen. Allerdings, warum müssen solche Geschichten immer das Motiv ‚armes Mädchen – reicher Mann‘ bedienen? Wenn Geld im Spiel ist, gibt es keine Gefühle, sondern nur die Suche nach dem jeweils eigenen Vorteil! Auch seine Recherche nach ihrem Wert auf der Internetseite dieser Organhändler zeigt ein Besitzdenken – keine Gefühle. Dass er dann ein paar Tränen verdrückt nach ihrem Tod… Das sind für mich Krokodilstränen! Keine echte Trauer um den Verlust einer geliebten Person!“
Ich drehe mich auf den Rücken und schaue ihm in die Augen.
„Du ‚kaufst‘ mich nicht mit Geld. Du kümmerst dich um meine Belange – hast du gesagt!“
„Ja, Nicci! Und dazu stehe ich. – Wenn du deine Arbeitsstelle und deine Wohnung kündigst, bin ich da und helfe dir beim Umzug! Später beschütze ich dich, wo ich kann…“
Ich lege meine Arme um seinen Hals und ziehe mich hoch, um ihm einen intensiven Kuss zu geben.

*

Als wir am nächsten Morgen nebeneinander in seinem Bett wach werden, scheint die Sonne durch den Spalt zwischen den beiden Vorhängen. Ich bleibe noch eine Weile liegen, an Peter gekuschelt. Auch er genießt die Nähe. Ich bin sicher, er ist genauso glücklich wie ich, und mag mich nicht missen.
Nach einer Weile dreht er sich langsam zu mir herum. Er streichelt zärtlich meine Wange und Hals, bis er die Schulter erreicht. Nun wende ich ihm meinen Blick zu und schaue ihm in die Augen, deren Blick mich ebenfalls streichelt. Ich lege meinen Arm um ihn und gebe ihm einen Guten-Morgen-Kuss.
„Geh du ruhig schonmal ins Bad,“ flüstert er mir mit sanfter Stimme zu. „Ich mache derweil schon das Frühstück fertig.“
Lächelnd zwinkere ich ihm zustimmend zu und setze mich auf. Statt das Bett auf meiner Seite zu verlassen, rolle ich mich spontan über Peter. Der lacht und hält meinen Oberschenkel fest. Ich entwinde mich ihm lachend. Da er sich nun aus dem Bett schwingt, beeile ich mich lachend ins Bad zu kommen und schließe die Tür hinter mir. Aber er rüttelt nicht an der Klinke…
Als ich schließlich angezogen zum Esstisch komme, ist dort schon alles bereit.
„Kochst du eben noch den Kaffee und toastest die Brötchen?“ fragt er, küsst mich flüchtig und verschwindet seinerseits im Bad.
Also lege ich zwei Brötchen auf den Toaster und starte die Kaffeemaschine. Dann öffne ich die Vorhänge, schüttele das Bettzeug auf und schalte das Radio ein. Die Maschinen in der Küche melden Vollzug mit einem Piepton, und ich bringe Kaffee und Brötchen an den Tisch. In dem Moment kommt Peter hinzu.
„Danke dir,“ sagt er lächelnd und nimmt mich liebevoll in den Arm.
Er setzt sich zu mir über Eck an den Tisch und beginnt zu frühstücken. Auch ich schneide mir ein Brötchen auf. Dann lege ich die beiden Hälften auf das Brettchen und schaue ihn an. Mir ist etwas eingefallen, das ich gleich klären möchte:
„Du hast gestern gesagt, ein Herr beschäftigt sich in seiner Freizeit nur mit seiner Doggie. Du hast auch aufgezählt, was es alles für Möglichkeiten gibt, sich miteinander zu beschäftigen. Hast du eigentlich keine Zeiten, an denen du dich nur mit dir und dem Hobby beschäftigst? Oder gibt es keine Zeiten, an denen du dich mit Kumpels triffst?“
„Du denkst jetzt an Verhaltensweisen deines Ex?“ fragt Peter zurück.
Ich nicke und schlage die Augen nieder. Peter legt seine Hand auf meine und hebt mein Kinn an, dass ich ihm in die Augen schauen muss.
„Ich habe ein anderes Verständnis von Beziehung! Für mich sind wir keine zwei Einzelpersonen, die tagsüber ihr eigenes Leben führen und nachts miteinander schlafen… Für mich heißt Beziehung, dass wir auch tagsüber gemeinsame Erlebnisse haben, dass wir uns beide um das Wohl des Anderen bemühen.“
„Hocken wir also ständig wie Glucken aufeinander?“ frage ich, während sich eine steile Falte auf meiner Stirn bildet.
Peter lacht mich an.