Nicci (33)
„Das ist also auch nichts, bei dem ihr annähernd gleich seid,“ meint Peter, als wir ihn erreichen.
Er steht auf und geht auf das Tor des Anbaus zu. Auch Bernd steht nun auf. Während er mit Jasi den Parcour durchläuft, folgen wir Peter. Er öffnet einen Flügel des Tores und ist kurz drinnen verschwunden. Als er wieder herauskommt und das Tor schließt, trägt er einen Fußball unter dem linken Arm. Damit geht er schnell in die Mitte der Wiese und schaut sich dann nach uns um.
Wir sind ihm weiter gefolgt, also lässt er den Ball fallen und schiebt ihn mit dem Fuß zu uns herüber. Nicci hat die Ellbogen gebeugt und auf diese Weise ihren Schultergürtel und den Kopf tiefer gestellt als ihr Becken. Mit den Hinterbeinen tänzelt sie einige Zentimeter hin und her. Dann macht sie zwei oder drei Schritte auf den Ball zu und stupst ihn seitlich weg. Nun dreht sie ihren Kopf ein wenig, so dass es scheint, als ob sie mich aus den Augenwinkeln beobachtet. Ich laufe auf Händen und Knien dem Ball hinterher, stoppe ihn und schaue mich verwundert zu Nicci um. Wo ist sie geblieben? Sie ist tatsächlich schneller als ich!
Nicci steht lächelnd schräg hinter mir und beugt sofort wieder ihre Ellbogen, und beginnt auch das leichte tänzeln wieder, als ob sie eine Aktion von mir erwartet. Peter hat ja gesagt, wir sollen zusammenspielen. Ich gebe dem Ball einen Stoß und Nicci startet in Richtung Ball, überholt ihn, dreht sich und stoppt ihn, um ihn sogleich in meine Richtung zurück zu stoßen. Allerdings muss der Ball von etwas auf der Wiese abgefälscht worden sein. Er rollt an mir vorbei. Ich drehe mich, sehe Nicci an mir vorbei hetzen und habe den Ball gleichzeitig mit Nicci erreicht, da sie den Ball wieder überholt, sich gedreht und ihn in seinem Lauf gestoppt hat.
So beschäftigen wir uns eine ganze Weile mit dem Ball. Nicci passt dabei auf ihre Art auf, dass der Ball nicht in den Parcours gerät. Ich habe inzwischen das Zeitgefühl verloren, so sehr macht mir das Spiel Spaß. Nach einiger Zeit kommt auch Jasi hinzu und wir tollen zu dritt über die Wiese.
Plötzlich fällt der Ball in den Pool am Rand der Wiese. Jasi ist am nächsten dran. Bis wir den Rand des Pools erreicht haben, ist sie schon hinein gesprungen und schiebt den Ball mit ihrem Kopf an den Beckenrand. Ihre Bewegungen im Wasser erscheinen mir etwas unbeholfen, langsam. Ich fürchte schon, dass sie möglicherweise nicht schwimmen kann. Aber warum wäre sie dann ins Wasser gegangen?
Ich schaue vom Rand zu, bereit ebenfalls hinein zu springen, um ihr zu helfen. Jasi schwimmt ganz anders! Es ist nicht der übliche Schwimmstil. Sie schwimmt beinahe wie ein Hund! Mit großen Augen schaue ich zu, wie sie den Ball an den Beckenrand bringt, Nicci mit einer Pfote danach angelt und Jasi mit Kopf und Schulter schiebt. Dann ist der Ball draußen und Jasi dreht um, paddelt zur Treppe und verlässt das Becken auf allen Vieren.
Peter und Bernd stehen inzwischen bei uns. Während Bernd seine Jasi mit einem Badetuch trocken rubbelt, nimmt Peter den Ball auf und trägt ihn an den Rand der Wiese beim Anbau. Dann winkt er mit einer großen Geste und ruft:
„Nicci, Maddox, ZU MIR!“ während er in Richtung Terrasse geht.
Wir laufen im Bogen über die Wiese, immer mit Blick auf Peter, bis wir ihn an der Terrasse erreicht haben. Hier wuschelt er uns durch das Haar und sagt:
„Maddox, Nicci, MÜDE!“
Während ich mich nach einer Decke, Kissen oder Korb umschaue, weil MÜDE bei meiner Ex-Herrin das Kommando für KÖRBCHEN gewesen ist, legt sich Nicci an Ort und Stelle auf die Seite. Ich zucke kurz mit den Schultern und lege mich ebenfalls auf die Platten der Terrasse. Kurz darauf kommt auch Bernd mit Jasi und er lässt sie genauso neben uns hinlegen. Dann folgt er Peter ins Haus.
Bald darauf kommen beide zu uns auf die Terrasse zurück und verteilen das Abendessen. Als ich mich erheben will, um den Schritt zu meinem Napf zu machen, fühle ich mich wie ein alter Mann. Die Muskulatur zittert, dass ich Mühe habe mich auf allen Vieren zu halten. Nachdem ich meine Knie gespreizt habe, klappt es besser. Nicci und Jasi sind aktiver, wie ich aus den Augenwinkeln bemerke.
Nachdem ich meinen Napf geleert habe, gehe ich zu meinem vorigen Platz und lege mich dort ab. Peter trägt das Geschirr ins Haus zurück und Bernd nestelt an der Hauswand herum. Dann zieht er ziehharmonikaförmig einzelne Elemente hervor, die an einer Schiene unter dem Sonnendach der Terrasse entlanglaufen, das etwa zwei Drittel der Terrasse überdeckt. Nun ist ein zugiger Wintergarten entstanden, denn ich spüre einen Luftzug unter den Elementen.
Peter ist in der Zwischenzeit mit einem großen Monitor auf die Terrasse zurückgekehrt. Nachdem er das Gerät aufgebaut hat, hilft er Bernd sein Werk zu beenden. Anschließend fragt er mich:
„Maddox, kennst du kurze Videos aus dem Netz bis hin zu Kinofilmen zum Thema Dogplay?“
Ich wiege den Kopf.
„Hm, da gibt es einiges aus dem Ausland. Unter anderem ein Doggie in einem Kostüm als Dalmatiner aus England. Oder zwei, drei Vorschauvideos zum Film ‚The Pet‘. Ich fand letztere als zu speziell als dass ich mir den Film gekauft hätte…“
„Du kennst den Film also noch nicht? Ich muss dir teilweise Recht geben: Der Hintergrund der Geschichte des Films, die GSO – ‚Global Slave Organisation‘ – und den Organhandel mag ich an dem Film absolut nicht. Auch ist das Forschen Ihres Herrn nach ihrem finanziellen Wert auf Basis des Organhandels ein Spiel mit dem Feuer und hat nichts mit Verantwortung für seine Doggie zu tun!
Blendest du dieses Drumherum aber aus, dann kannst du eine innige Doggie-Owner-Beziehung erleben…“
„Okayyy,“ dehne ich zweifelnd. „Dann lass mal sehen…“
Peter nimmt eine DVD aus der Hülle und schiebt sie seitlich in den Monitor. Bald darauf startet der Film. Es wird erzählt, dass ein reicher Mann viele Preise mit seinem Irish Setter bekommen hat, durch sein Training mit dem Hund, mit dem ihn ein inniges Verhältnis verbunden hat. Der Hund ist verstorben und nun sucht er Ersatz.
Er findet Ersatz in der Blumenverkäuferin Mary, die dem BDSM gegenüber nicht abgeneigt ist, und deshalb einverstanden ist, sich von ihm als seine Hündin trainieren zu lassen. Ihrer Entscheidung hilft auch sein finanzielles Angebot nach. Sie fühlt sich damit abgesichert. Im Verlauf der Verbindung fühlt sich immer enger zu ihm hingezogen. Sie fühlt sich sicher und geborgen, geschützt und angenommen von ihm.
Da offenbart sich eine weniger menschliche Seite Seines Charakters, der Besitzerstolz, der schließlich zur Katastrophe führt. Seine Trauer um sie gegen Ende des Films ist daher für mich nicht so tiefgehend wie sie sein müsste. Er trauert quasi nur um den Verlust von Besitz, nicht um den Verlust eines emotional nahestehenden Lebewesens.
hrpeter am 07. August 20
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