Nicci (36)
Ich bestätige ihr das.
„Außenaufnahmen im Wald kann man bei dem Wetter vergessen…“ stellt sie fest.
Mit zweifelndem Gesichtsausdruck nickend sage ich:
„Ja, wenn Schnee mit auf das Bild soll, wären Dezember/Januar besser geeignet. Aber ihr könnt gerne einen der Räume so dekorieren, wie ihr das braucht!“
„Das Angebot nehmen wir gerne an! Sagen Sie - oder dürfen wir uns duzen? – Dieser Hof hier… Seit wann wird hier Petplay praktiziert?“
„Ihr habt von Andy erst erfahren, dass es uns gibt? Ja, Petplay wird hier schon länger gelebt – privat in der Freizeit. Die Freundin des Hofbesitzers hat ihn darauf gebracht… Später lernte sie meinen Freund im Chat kennen. In den Gesprächen über die gegenseitigen Erfahrungen kam heraus, dass die Viehwirtschaft quasi den Bach runter ging. Mein Freund hat die Beiden dann darauf gebracht, sich umzuorientieren. Seitdem existiert das Heuhotel und dieses Café – und hinten heraus gleiches für Petplayer. Seitdem arbeiten wir zu Viert auf dem Hof. Inzwischen würden wir gern Mitarbeiter einstellen… Die sollten dann allerdings aus der Petplayer-Szene kommen!“
„Ja? Läuft das so gut hier?“
„Im Sommer haben wir viele Touris vorne, Radwanderer auf dem Hunsrück-Höhenweg. Wanderer aus der Umgebung nutzen das Café zum Pausieren. Jetzt in der Jahreszeit ist kaum etwas los! Das Petplay-Segment muss erst noch bekannt werden. Da wären wir euch verbunden, wenn ihr eure Eindrücke hier unter euren Bekannten aus der Szene verbreiten würdet…“
„Das werden wir bestimmt. Dürfen wir dann mal unsere Zimmer sehen?“
„Aber gern!“
Ich habe mich nach dem Servieren der Getränke zu ihnen gesetzt. Nun stehen wir zusammen auf und ich führe die Gruppe durch die Küche in den Flur, der in den Garten führt.
„Lasst ihr die Gäste immer durch die Küche laufen?“ fragt die Wortführerin erstaunt.
„Wir wollen halt nicht, dass die Normalos vorne mit den Pets hinten in Kontakt kommen,“ erkläre ich.
„Das wäre auch nicht gut,“ stimmt sie mir zu. „Ich stelle mir aber gerade vor, hier ein Event zu veranstalten, und Dutzende würden dann durch die Küche laufen…“
„Darüber haben Peter und Bernd auch schon nachgedacht. Ihr habt sicher die Weggabelung am Hofeingang gesehen? Da stellen die Männer dann ein Hinweisschild hin, der zum Parkplatz außen neben den Gebäuden führt. Dann wird auch hinten ein Tor geöffnet. – Der Aufwand ist ihnen für einzelne Petplayer zu groß.“
Ich öffne ihnen gerade die Tür zur Terrasse als Peter, von draußen kommend, das Haus betreten will.
„Ah,“ sagt er lächelnd. „Da seid ihr ja schon. Ich bin Peter.“
Peter begrüßt alle drei mit Handschlag. Die Wortführerin lächelt zurück und stellt sich und ihre Begleitung vor:
„Hallo, ich bin die Silke. Und das sind Lena und Markus.“
„Habt ihr kein Gepäck?“ fragt Peter.
„Doch,“ erklärt Silke. „Wir haben es erst einmal im Auto gelassen. Wir wollten zuerst die Location kennenlernen.“
Peter grinst breit.
„Markus kann den Wagen an das Tor dort hinten fahren. Von dort braucht ihr eure Ausrüstung nicht durch das Haus schleppen!“
„Das finde ich nett!“ freut sie sich und nickt Markus zu.
Peter weist mit ausgestreckter Hand quer über die Wiese zu dem mannshohen massiven Holztor, während er mit ihnen auf den Eingang des Anbaus zugeht.

*

Wir haben im Internet-Chat einen Mann kennengelernt, der unser Faible teilt. Nach einigen Gesprächen in denen wir festgestellt haben, dass wir gar nicht so weit auseinander wohnen, hat er berichtet, dass er einen Hundezwinger im Garten hat. Das bringt mich auf eine Idee. Ich suche schon länger eine Location für eine Fotosession. Als er dann fragt, wo wir denn zumeist sind, wenn wir in die Stadt kommen, vertröste ich ihn auf die „Schwarze Nacht“ und nenne ihm den Club.
In den folgenden Tagen texten wir unregelmäßig miteinander. Er erzählt dabei von der Petplayer-Community im Internet. Anderthalb Wochen darauf treffen wir ihn tatsächlich auf dem Event. Da wir ihn sympathisch finden, spreche ich ihn auf unser Anliegen an. Andy lehnt jedoch mit dem Hinweis auf seine Nachbarn ab. Er sagt aber, er kennt da jemand, der einen einsamen Bauernhof bewirtschaftet. Den könne man sicher dafür gewinnen. Er könne ja schon einmal vorfühlen, bietet er uns an. Gern nehme ich sein Angebot an. Im Laufe der Nacht tauschen wir noch weitere Informationen aus. Andy sagt, er wäre schon einmal dort gewesen. Auch texten wir von unserem gemeinsamen Faible und ich gebe ihm bereitwillig Auskunft darüber, wie ich mir den Ablauf der Fotosession vorstelle.
Wenige Tage später meint Andy, dass die Leute, die er da kennt, nichts gegen eine Fotosession einzuwenden haben. Er gibt uns die Nummer und sagt, wir sollten uns beim ersten Gespräch auf ihn berufen. Am nächsten Tag rufe ich dort an.
„Hallo, mein Name ist Silke Appenzeller. Wir haben vor einiger Zeit Andy kennen gelernt, der davon sprach, schon einmal bei Ihnen übernachtet zu haben. Sie sind doch Petplayer?“
„Hallo, guten Tag,“ begrüßt mich die Frau am anderen Ende der Leitung. „Sie sprechen mit Nicole Schneider. Ja, wir sind Petplayer und führen ein Heuhotel. Den Andy kennen wir. Was ist ihr Anliegen?“
„Dann hat er Ihnen sicher von uns erzählt,“ meine ich. „Wir suchen eine passende Location für eine Fotosession, und da hat er uns euch empfohlen. Wir, das sind außer mir noch meine Hündin Lena und ihr Freund Markus.“
„Wann haben Sie denn vor zu kommen?“ fragt die Frau.
„Wenn es möglich wäre – in etwa zwei Wochen das Wochenende? Oder ist das zu kurzfristig?“ frage ich zurück.
„Nein, das geht schon klar,“ antwortet sie mir. „Sie brauchen ein Zimmer für ihre Begleitung und ein weiteres für sich?“
„Ja, genauso habe ich mir die Aufteilung gedacht!“ bestätige ich.
Wir reden noch kurz über das Finanzielle, dann verabschieden wir uns. Sie wünscht uns noch eine gute Anreise.
Am Freitagnachmittag des vereinbarten Wochenendes kommen wir nach einer stundenlangen Fahrt mit einer größeren Pause an einer Autobahn-Raststätte auf dem Bauernhof an. Markus biegt dazu von der Landstraße mit beiderseitigem breiten Radweg auf einen schmalen Wirtschaftsweg ab. Schließlich führt uns der Navi auf einen Parkplatz vor einem schlichten zweistöckigen Bauernhaus. Rechts und links von uns befinden sich Wirtschaftsgebäude. Ich frage mich, ob wir hier richtig sind. Ein Hotel habe ich mir anders vorgestellt, und von anderen Petplayern ist auch nichts zu sehen. Dass das Anwesen mitten in der Natur, weit von anderer menschlichen Ansiedlung weg liegt, stimmt jedoch. Hier könnte man wirklich entsprechendes aufziehen, denke ich mir.