Nicci (20)
„Was ich bei vielen Männern im Internet immer feststelle ist, dass sie Frauen als Sexobjekt, als Spielzeug, und damit als Gegenstand ihrer eigenen Lusterfüllung ansehen. Sie sagen, sie kümmern sich, übernehmen Verantwortung – aber sobald die Session beendet ist haben sie das vergessen und verweisen auf die Selbstverantwortung der Frau. Die Frau will also ihre Eigenverantwortung nicht aufgeben und kann sich daher nicht wirklich fallen lassen.“
„Hier hast du zwei Egoisten, die sich treffen um ihre eigene Lust zu befriedigen und dann wieder ihrer Wege gehen, meist ohne einen Blick zurück. Wenn doch, dann geht die Beziehung von beiden nie über eine Freundschaft hinaus. Im ihren Gedanken bleiben beide für sich, wissen alles besser als der Andere, nehmen kaum einen Rat an. Lassen sich nur aus Kalkül helfen…“
„Du möchtest mich durchs Leben führen, über mich entscheiden…“
„Falsch! Wenn ich ÜBER dich entscheiden wollte, würde ich mich nicht mit dir abstimmen, würde nicht vorher mit dir über anstehende Dinge reden. Ich nehme mir zwar das Recht des letzten Wortes, aber was gemacht wird, entspringt entweder einem Kompromiss, oder du hast mich im Gespräch vorher überzeugt, oder ich konnte dich überzeugen. Ich sorge mich um dein Wohl. In deiner Rolle übernehme ich auch deine Pflege…“
Hier muss ich grinsen. Nach unserem Waldspaziergang vorige Woche hat er mich nach allen Regeln der Kunst gebadet.
„Du bist völlig anders, als man sich einen Herrn im BDSM vorstellt!“ stelle ich zum wiederholten Mal fest.
„Vergiss doch einfach den Begriff BDSM,“ schlägt er vor und zwinkert mir zu. „Was wir machen, nennt sich ‚Dogplay‘ – und das gibt es in vielen Schattierungen…“
Inzwischen haben wir gegessen und Peter hat mir geholfen den Tisch abzuräumen. Wir setzen uns auf meine Bettcouch und schauen einen Film. Dabei lege ich bald meinen Kopf in seinen Schoß und er streichelt mich gedankenverloren, während wir der Handlung des Films folgen.
Schließlich bauen wir gemeinsam die Couch zum Bett um und werden zärtlich miteinander.

*

Nach dem Aufwachen am nächsten Morgen, dem Samstag, mag ich gar nicht aufstehen. Ich kuschele mich bei Peter an. Darüber wacht auch er auf. Er legt seinen Arm um mich und gibt mir einen zärtlichen Kuss.
„Guten Morgen, Liebes,“ flüstert er mir ins Ohr. „Ich hoffe nicht, dass ich dich bange gemacht habe – gestern mit der grauen Theorie?“
„Welche Theorie?“ frage ich.
Im Augenblick weiß ich nicht, worauf er hinaus will.
„Na, die vielen Stolperfallen, die eine Beziehung über kurz oder lang zerstören können… Eine Beziehung muss ständig am Leben erhalten werden…“
„Ach das!“
Ich lache und nehme seinen Kopf in meine Hände, um ihn in die rechte Position für einen Zungenkuss zu bringen. Peter erwidert den Kuss, dass ich ein Kribbeln im Bauch spüre und ein Bein über seinen Oberschenkel lege.
„Wir haben beide unsere Vorerfahrungen…“ sinniert er in einer Atempause. „Du bist das wichtigste Lebewesen auf diesem Planeten für mich. Dich werde ich nie mehr loslassen – wenn du genauso denkst!“
„Das tue ich, Liebster!“ verspreche ich ihm.
Nun löst er sich sanft und allmählich von mir und rutscht zur Bettkante, um sich dort aufzusetzen.
„Wenn du dich in deine Rolle fallenlassen magst, mache ich uns gleich das Frühstück,“ sagt er und streichelt dabei über meine Wange.
Ich lächele ihn an und nicke ihm kurz zu. Peter steht auf und geht ins Bad. Kurz darauf ist er wieder zurück und zieht sich an. Dabei schaue ich dem Spiel seiner Muskeln zu. Als er fertig ist zieht er die Rollläden hoch und geht in die Küche. Während er dort das Frühstück bereitet, rutsche ich von der Schlafcouch und gehe auf allen Vieren ins Bad, dessen Tür er offengelassen hat. Ich richte mich auf und schließe die Tür.
Als ich fertig bin, öffne ich die Tür wieder und komme auf allen Vieren ins Wohn-Schlafzimmer zurück. Peter ist inzwischen fertig und sitzt erwartungsvoll am Esstisch. Ein Teller steht für mich neben ihm auf dem Boden. Ich laufe zu ihm und reibe meine Wange an seinem Oberschenkel. Er streicht mir dabei sanft durch mein Haar. Dann beuge ich mich über die mundgerecht kleingeschnittenen Brötchenstücke mit Schinken und andere mit Marmelade. Als ich zu ihm aufschaue greift er die Saugflasche und hält sie mir hin, damit ich trinken kann. Bald haben wir zu Ende gefrühstückt.
Peter erhebt sich, stellt die Reste und das Geschirr zusammen und trägt sie in die Küche. In einer Zimmerecke liegt der längliche Kunststoffball. Er gibt ihm mit dem Fuß einen Stoß in meine Richtung, dann sortiert er die Sachen in den Kühlschrank und die Spülmaschine.
Ich halte den Ball auf und beginne damit auf allen Vieren zu spielen. Nachdem Peter in der Küche fertig ist, kommt er zu mir in den Wohnraum und beginnt das Bett wieder zur Couch umzubauen. Das Bettzeug legt er in den Stauraum und schiebt die Couch wieder zusammen.
Einer Eingebung folgend lasse ich vom Ball ab und klettere auf die Couch, um mich dort auf dem Bauch lang zu machen. Dann linse ich schräg zu Peter hoch. Was wird er jetzt tun?
Peter lacht auf und setzt sich auf die Kante. Er beginnt mir den Rücken so zu massieren, dass ich schon bald wohlige Laute von mir gebe. Gerade beginne ich die Situation so schön zu finden, dass sie nicht mehr aufhören möge, als Peter aufsteht und lächelnd meint:
„Wir sollten darüber die Arbeit nicht vergessen! Komm, wir wollen uns mit Kommandotraining beschäftigen. Das ist genauso wichtig.“
Grummelnd verlasse ich die Couch und setze mich auf meine Fersen, ihn erwartungsvoll anschauend. Peter führt mich durch etwa zwanzig Kommandos. Ein paar davon kenne ich schon aus den vergangenen Sessions. Andere sind mir neu. Er motiviert mich mit Lob und hat eine Tüte mit Süßigkeiten geöffnet, um mir da heraus Belohnungen in den Mund zu stecken.
Im Laufe des Trainings habe ich jegliches Zeitgefühl verloren, so dass ich überrascht bin, als Peter das Training stoppt. Er schickt mich auf die zusammengefaltete Decke in der Zimmerecke an der Balkontür und sagt, dass er sich um das Mittagessen kümmern will. Ich solle ruhig ein wenig vor mich hin dösen in dieser Zeit.