Luna -22-
Der Film startet und ich kann den Titel lesen. Er heißt „The Pet“. Ich bin gespannt.
In dem Film geht es um einen reichen Mann, dessen Hündin gestorben ist. Es war ein Irish Setter namens LARA. Er lebt anscheinend nur für sein Hobby. Seine Frau ist als Unternehmensmanagerin weltweit unterwegs und er hatte seine Hündin selbst trainiert und mir ihr eine Menge Preise gewonnen. Zu dem Haushalt gehören noch ein Fahrer und eine Haushälterin.
Als nun seine Frau beruflich für ein halbes Jahr von Kalifornien in die Schweiz fliegt. Sucht er eine junge Frau, um sie als seine Hündin zu trainieren. Auf diese Idee brachte ihn ein Geschäftsfreund, der gleichzeitig einer Organhändler-Organisation angehört. Der Mann hat ebenfalls eine junge Frau in seinem Haushalt, die er als Hündin trainiert.
Dann schwenkt der Film um und stellt uns eine junge Frau in einer schlimmen seelischen Lage vor. Ihr gehört eine Katze, die sie in eine Tierklinik gebracht hat. Der Arzt dort sagt ihr, dass die Katze auf dem OP-Tisch verstorben sei. Sie hätte ein Schädel-Hirn-Trauma durch stumpfe Gewalt erlitten.
Dann kommt ein junger Mann ins Bild, der sich als der Freund der Frau herausstellt. Ein Trinker, den die Katze wohl genervt hat. Die Frau fragt ihn, ob er ihrer Katze was angetan hat. Das beantwortet er mit Schulterzucken und einer abwertenden Handbewegung, „was ist denn schon eine Katze…“.
Dann wird uns die junge Frau als Blumenverkäuferin auf dem Wochenmarkt vorgestellt. Der reiche Mann kommt hinzu, um Blumen für das Grab seiner LARA zu kaufen. Dabei kommen sie ins Gespräch und er lädt sie nach Feierabend in ein Schnellrestaurant ein.
Dort wird er konkreter. Er bietet ihr 10.000 Dollar, wenn sie sich von ihm zu einem Experiment überreden lässt, nämlich ein Wochenende lang bei ihm als seine Hündin zu leben. Sie findet es komisch und testet ihn, indem sie sich neben ihn auf den Boden setzt und sich von ihm mit dem Nachtisch füttern lässt.
Da sie finanzielle Sorgen hat, geht sie darauf ein. Sie hebt misstrauisch erst einmal einen größeren Betrag von der überwiesenen Summe ab und bezahlt ihre Miete und die Rechnung der Tierklinik. Dann holt sie der Fahrer ab und bringt sie zu dem Anwesen des Mannes. Dort besprechen sie den Ablauf des Wochenendes bei einem guten Essen und er zeigt ihr den Halsreif, der früher seiner LARA gehört hat. Sie soll ihn anlegen und er zeigt ihn ihr in einem Handspiegel.
Dann soll sie sich ausziehen, weil Hunde schließlich auch keine Textilien tragen. Sie zögert erst, ist aber dann doch dazu bereit. Dann machen sie einen Ausflug in den Park, der zum Haus gehört und hier lässt er sie ein Stöckchen apportieren. Dazu läuft sie auf zwei Beinen, bückt sich am Ziel und übergibt dem Mann das Stöckchen, als sie wieder bei ihm ist. Ihm gefällt das Spiel, so dass sie es mehrfach wiederholen muss. Die Nächte verbringt sie in einem geräumigen Käfig.
Dann ist das Wochenende um. Sie darf sich ankleiden und wird vom Fahrer zu ihrer Wohnung zurückgebracht. Vorher bietet ihr der Mann weitere 10.000 Dollar, wenn sie sich entschließt, weitere sechs Monate sein Doggie sein zu wollen. Für den Fall gibt er ihr einen Vertrag mit, den sie unterschreiben soll.
Zuhause findet sie ihren Freund in der Wohnung. Er ist betrunken und eröffnet ihr, dass er mehrere hundert Dollar gefunden hat. Er fragt sie, wo sie das Wochenende über gesteckt hat. Sie antwortet jedoch nicht, sondern geht ins Bad und ins Schlafzimmer, packt ihre Sachen in eine Tasche und verlässt die Wohnung. Sie sucht sich ein Gästezimmer und ruft am nächsten Tag den Mann an, bei dem sie das Wochenende verbracht hat. Sie soll auf den Fahrer warten, der sie zu ihm bringt.
Es entwickelt sich ein enges Verhältnis ohne Sex zwischen ihr und dem Mann. Sie schläft in einem geräumigen Käfig im Entrée des Hauses. Der Mann geht mit ihr hinunter zum Strand, wo sie sich frei austoben kann. Dabei hört man ihre Gedanken:
„Das ist wirkliche Freiheit! Ich bin hier bestimmt geliebt, beschützt, sicher, real. Ich kann vertrauen.“
Sein Geschäftsfreund kommt eines Tages zu Besuch und er lässt sich zu einer Wette hinreißen, dass sie in einem Wettlauf schneller ist, als dessen menschliche Hündin. Er trainiert sie daraufhin.
Es wird Winter und er fährt mit ihr zu einem Treffen der Organhandelsgruppe, um sie dort als seine Hündin vorzuführen. Auch die andere menschliche Hündin ist dort. Er gewinnt seine Wette, verliert bei der Veranstaltung jedoch seine Eigentumsmarke. Dies nimmt die Organisation zum Anlass bei ihm aufzutauchen und ihr ein Anästhetikum zu spritzen, um sie mitzunehmen.
Dafür hätte die Organisation ihm 200.000 Dollar gezahlt. Ein Bekannter hilft ihm allerdings, die Leute zu zwingen unverrichteter Dinge wegzufahren. Dennoch stirbt sie wenig später an dem gespritzten Mittel, und er trauert über den Verlust.
Als der Film geendet hat, bleibe ich eine Zeitlang stumm sitzen. Maik spürt meinen seelischen Zustand, denn er sagt:
„Der Film sagt eigentlich, wie man es gerade nicht tun sollte. Der Hintergrund mit dieser Organhandels-Organisation, für die Menschen nur Ersatzteillager sind und keine fühlenden Lebewesen, gefällt mir absolut nicht! Auch dass der Mann denkt, mit ausreichend Dollars könne er sich alles leisten – und später ihren Wert in Dollars ermittelt, finde ich höchst verwerflich…“
„Richtig,“ pflichte ich Maik bei. „Von ihrer Seite sieht das Dogplay ganz anders aus! Sie ist vom Leben gebeutelt worden, ihr Freund hat sich als Grobian erwiesen, für den Tiere auch nur Gegenstände sind. Nun hat sie da jemand kennen gelernt, bei dem sich ihre Alltagssorgen in Luft auflösen. Sie fasst so viel Vertrauen und Zuneigung, dass sie die Verantwortung für sich in seine Hände legt. Das bedeutet außerordentliche Verantwortung in seinen Händen, der er jedoch nicht gerecht wird, weil er als reicher Mann alles durch die Dollarbrille zu betrachten scheint.“
„Da hast du bei mir Glück,“ versetzt er lächelnd. „Ich bin nicht reich, und kenne die Bedeutung der Gefühle. Was die Frau im Film sagte, dass sie sich in ihrer Situation als sein Doggie wirklich frei fühlt, dass sie sich sicher, geliebt, beschützt fühlen kann, dass sie ihm voll vertrauen kann – dass trifft schon eher auf uns zu. Ich werde dich niemals weitergeben und ich werde stets deine Gefühle achten!“
„Dir macht es wirklich nichts aus, wenn ich mal zicke?“ frage ich ihn. Ich habe mich etwas gedreht und schaue augenzwinkernd zu ihm auf.
Er schüttelt den Kopf.
„Wirklich nicht! Du bist schließlich kein Roboter, der prompt auf Anweisungen reagiert, sondern ein fühlendes Lebewesen, eine eigenständige Persönlichkeit.“
Ich recke mich ein wenig und gebe ihm einen Kuss auf die Wange. Er nimmt mich daraufhin in die Arme und nähert sich meinem Mund mit dem seinen.
Nach einem langen Kuss, der mich ganz entspannen lässt, redet er weiter:
„Weißt du, wie ich das sehe?“
Ich schüttele den Kopf und schaue gespannt zu ihm auf.