Luna -28-
Er biegt wortlos vom Weg ab. Als wir zwischen den Zweigen durch sind, unter der Krone, bleibt er stehen. Ich stemme mich aus dem Sitz des Rolli und drehe mich zu Maik um, um ihm einen Kuss zu geben. Dann bitte ich ihn, mir zu helfen, mich auf den Boden zu setzen. Er fasst mich lächelnd an den Schultern und lässt mich langsam zu Boden gleiten. Dabei geht er selbst in die Hocke und setzt sich schließlich neben mich auf die Wiese. Den Augenblick genießend lehne ich mich bei ihm an. Maik legt mir seinen Arm über die Schultern und lässt den Moment auch stumm auf sich einwirken.
„Du hast diesen Zwillingsbaum in unserem Heimatort als mystischen Platz ausgewählt,“ beginne ich vorsichtig. „Was hältst du davon, wenn wir – solange wir hier sind – diesen Platz als unseren gemeinsamen Ort wählen?“
Ich schaue zu ihm auf und ergänze:
„Wenn du nichts dagegen hast mich immer hierher zu bringen, wie heute! Denn damit wären wir sowieso immer zu Zweit.“
Er lächelt und auch seine Augen leuchten, als er mich dann anschaut.
„Sehr, sehr gerne, LUNA!“
Aufgrund der Nennung meines Rollennamens drehe ich mich nun im Gras, um auf alle Viere zu kommen und lecke seinen Handrücken. Maik zieht lachend seine Hand weg und umarmt mich. Er sagt:
„LUNA, MÜDE!“
Ich lege mich auf die Seite und bette meinen Kopf in seinen Schoß. Dann forme ich einen Kussmund und schaue schmachtend zu ihm auf.
Er beugt sich zu mir herunter, die Einladung annehmend, und wir küssen uns bis ich atemlos bin. Ich löse mich von ihm und flüstere mit geschlossenen Augen:
„Dieser Moment sollte nicht vorübergehen!“
Maik antwortet mit gedämpfter Stimme:
„Wir müssen aber zum Abendessen zurück sein und in unseren Zimmern schlafen.“
Ich schaue ihn an und frage:
„Aber wir kommen oft hierher?“
„Gern, wenn du magst!“ bestätigt er mir den Wunsch.
„Hier sind wir vor neugierigen Blicken geschützt und können Herrchen mit Hündin spielen…“ stelle ich fest.
Maik beantwortet das mit einem Lächeln. Wir bleiben noch eine Weile im Gras, dann hilft er mir auf. Ich setze mich in den Rolli und Maik schiebt mich zum Weg zurück. Das ist hier im Umfeld der Weide für mich allein ein Problem, denn immer wieder stoppen mich Löcher in der Grasnarbe. Ich habe sie mir genauer angeschaut, aber einen Eingang zu einer Nagerhöhle kann ich nicht entdecken.
Maik sagt mir, als ich ihn darauf anspreche, dass Tante Katharina ihm gesagt hat, im März/April brüten Enten unter der Weide. Hier sind sie und ihr Gelege vor Raubvögeln geschützt. Nachdem wir den Weg erreicht haben, spazieren wir zu Maiks Onkel und Tante zurück.

*

Die restliche Zeit der zwei Wochen bei Maiks Onkel und Tante hat Maik Pflicht und Spaß so über den Tag verteilt, dass er vormittags auf dem Hof mitarbeitet, in der Mittagspause den Tagesbericht für seinen Ausbildungsbetrieb schreibt und den Nachmittag mit mir zusammen ist. Fast täglich sind wir dafür unter der Weide am Ufer des Feuerteiches.
Maik nimmt dafür ein Hunde-Halsband und –Leine mit. Unter der Weide arretiere ich den Rolli, während Maik mir das Halsband anlegt. Dann beuge ich mich vor und gleite so aus dem Rolli, wie ich es zuhause immer mache, wenn ich mit Beauty auf allen Vieren spielen will. Um nicht mit grün gefärbten Knien an der Jeans zurück zu kommen, ziehe ich für die Nachmittage mit Maik immer eine Shorts an.
Maik klinkt die Leine ein und führt mich erst einmal etwas unter der Weide herum. Dann lässt er mich SITZ machen und löst die Leine vom Halsband. Er geht ein paar Schritte weg und dreht sich wieder zu mir um. Jetzt sagt er:
„LUNA, ZU MIR!“
Ich hebe meine Knie vom Boden und laufe auf Fäusten und Zehenballen auf ihn zu, um vor ihm wieder in SITZ-Position zu gehen. Dann schaue ich ihn erwartungsvoll an. Er zeigt ein fröhliches Lächeln und greift nach mir. Nun fährt er mir sanft durch mein Haar und sagt stolz:
„Gutes Mädchen, Luna!“
Anschließend entfernt er sich wieder ein paar Schritte und ruft mich noch einmal zu sich heran. Das wiederholt er mehrmals, dann nimmt er eine Plastikflasche aus einer Tasche in der Rückenlehne meines Rollis und lässt mich trinken.
Danach nimmt er das Strandtuch von der Sitzfläche des Rollis und breitet es auf der Wiese aus. Er setzt sich darauf und ruft mich wieder zu sich, um danach MÜDE zu sagen. Also lege ich mich neben ihn. Auch Maik hat sich zurückgelegt. Wir dösen eine Weile. Ich fühle mich himmlisch in seiner Nähe.
Als Maik dann wieder aufsteht und zum Rolli geht, drehe ich mich und schaue ihm interessiert hinterher. Er nimmt den zusammen geschobenen Walking-Stick in die Hand. Ich dachte, er wollte mit mir den Berg höher hinauf spazieren, als er ihn heute Nachmittag mitgenommen hat. Jetzt zieht er ihn auseinander, während er zu mir zurückkommt.
„Eine Übung noch,“ sagt er, „dann packen wir zusammen und spazieren langsam zurück.“
Er verbindet die Leine wieder mit dem Halsband und sagt:
„SITZ!“
Also setze ich mich wieder auf meine Fersen.
Kaum sitze ich, zieht er leicht an der Leine und sagt:
„BEI FUSS!“
Ich komme in den Vierfüßler-Stand hoch und nähere mich ihm. Er geht los und ich versuche, an seiner Seite zu bleiben. Maik hält in einer Hand den Walking-Stick und in der anderen Hand die Leine. Als ich zufällig einen Schritt schneller bin als er, weil ich die Knie aus der Wiese anhebe, hält er mir den Walking-Stick vor die Nase.
Erschreckt schaue ich zu ihm auf. Doch er scheint nicht böse zu sein, denn er lächelt mich an.