Nicci (26)
Er hat mir nach dem Umzug einige Tage Zeit gelassen, meine Sachen in seiner Wohnung zu verteilen, und dann zur Ruhe zu kommen. Eine Woche nach dem Umzug zeigt er mir eine flache schwarze Schachtel. Ich nehme sie und ziehe den Deckel ab. Darin finde ich in samtener Polsterung einen silberfarbenen Ring von fast zwanzig Zentimeter Durchmesser. An einer Stelle ist ein dünner, etwa zwei Zentimeter durchmessender Ring daran befestigt.
Ich nehme den Ring aus der Schachtel und betrachte ihn von allen Seiten.
„Das ist dein Halsreif,“ erklärt mir Peter. „Er besteht aus Edelstahl. So nehmen Normalos an, es sei ein Schmuckstück. – Ich meine, Unrecht haben sie damit ja nicht. Allerdings ist es ein Schmuckstück mit Gebrauchswert.“ Bei den letzen Worten lächelt er mich spitzbübisch an.
Ich strecke mich, gehe auf die Zehenspitzen und drücke ihm einen Kuss auf seine Lippen. Er umarmt mich unterhalb meiner Achseln und erwidert den Kuss.
Dann nimmt er den Halsreif und öffnet den Verschluss. Jetzt sehe ich, dass er aus zwei Halbringen mit Gelenk besteht. Ich beuge meinen Kopf und Peter legt mir den Metallring an. Mit einem dünnen Inbus-Schlüssel verschließt er ihn. Dann fasse ich den kleinen Ring mit Daumen und Zeigefinger und schaue mir meine Neuerwerbung im Garderobenspiegel an. Es stimmt! Sollte Alexander uns einmal besuchen mit seiner Familie, wird er meinen Halsreif durchaus als Schmuckstück betrachten. Auch draußen auf der Straße oder im Beruf würde niemand daran Anstoß nehmen.
Ich drehe mich noch einmal zu Peter um und bedanke mich mit einem Kuss. Mir wird meine Situation bewusst und ich frage ihn, während ich zu Boden schaue:
„Was hat der Herr nun mit seiner Hündin vor?“
Ich muss selbst über meine Wortwahl grinsen und schaue zu ihm auf. Er lächelt mich an und sagt:
„Nichts Besonderes! Wir machen da weiter, wo wir aufgehört haben. Draußen bist du je nach Situation auf zwei oder auf vier Beinen. Hier drinnen ebenso. Hier drinnen wirst du wohl mehr auf vier Beinen sein, draußen öfter auf Zweien. Was ich zum Verhältnis Owner – Doggie gesagt habe, dazu stehe ich weiterhin: Du tust, was ich sage, im Vertrauen darauf, dass ich auf dein Wohl achte. Ich führe die verantwortungsbewusst und fürsorglich. Ich achte darauf, dass du dich bei mir sicher, beschützt und geborgen fühlen kannst!“
„Darf ich arbeiten und für mein Auskommen selber sorgen?“
Nun neigt Peter den Kopf etwas und schaut mich zweifelnd an.
„Wie siehst du uns?“ fragt er. „Siehst du uns als Paar, dass alles gemeinsam unternimmt? Oder als zwei Einzelpersonen, die zufällig zusammenleben, um dadurch die Lebenshaltungskosten zu teilen? – Gern kannst du dich hier auf freie Stellen bewerben, aber ich wäre dafür, dass alles Geld in einen gemeinsamen Topf fließt, aus dem alles bezahlt wird! – Natürlich kannst du dir einen gewissen Betrag zurücklegen, um später nicht mittellos dazustehen!“
Ich schaue betreten zu Boden. Peter fasst mein Kinn und hebt den Kopf an, so dass ich ihm in die Augen sehen muss. Er schaut mich mit liebevollem Blick an.
„Das gilt übrigens auch, wenn du hier keine Arbeit findest! Ich eröffne ein Konto auf deinen Namen, auf das ich monatlich eine kleine Summe per Dauerauftrag überweise, damit du nach mir nicht hungern musst!“ ergänzt er.
Ich fühle eine große Erleichterung. Es stimmt, viele Männer heutzutage kümmern sich nicht um die Frau, weil sie ihr eigenes Geld verdient. Gemeinsame Kosten werden über ein Haushaltskonto abgewickelt, auf das gerade soviel Geld eingezahlt wird, um laufende Rechnungen begleichen zu können. Er aber denkt noch so, wie ich das von meinen Eltern kenne.
Wir gehen ins Wohnzimmer und Peter setzt sich auf die Couch. Im Hintergrund läuft leise der örtliche Radiosender. Ich gehe vor der Couch auf alle Viere und lehne meinen Kopf an seinen Oberschenkel. Gedankenverloren streichelt er mir über das Haar. Nach einer Weile beginnt er wieder zu sprechen:
„Es gibt in einer Ehe – meistens dann, wenn viel Vermögen dahintersteht – die Möglichkeit eines Ehevertrages, worin festgelegt ist, was wer bekommt im Falle einer Trennung. Auch was wer darf und was nicht während der Ehe, kann darin festgelegt werden. In den meisten Fällen verzichten die Eheleute auf einen solchen Vertrag. Dann gelten im Falle einer Trennung die gesetzlichen Bestimmungen, die auch auf einen Interessenausgleich abzielen.
Will ich aber nur mit einem Freund/Freundin zusammenziehen, muss ich mir im Vorfeld überlegen, wie das finanziell geregelt werden soll. Heute macht man es halt so, dass jeder für sich selbst verantwortlich ist und Teilverantwortung für das Gemeinsame übernimmt. Daran ist nichts Falsches!
Ich bin beziehungsgeschädigt – du weißt. Eine Heirat kommt für mich vorerst nicht infrage! Dennoch übernehme ich gern alle deine Kosten, solange du nichts verdienst. Ich bin nicht auf mich fixiert, sondern für mich gehörst du ganz selbstverständlich dazu! Sobald du verdienst, sollte dein Gehalt allerdings ebenfalls auf mein Konto fließen – als wären wir verheiratet. Wir haben dann mehr Geld zur Verfügung und überlegen gemeinsam, wofür wir es ausgeben. Das verspreche ich dir!“
„Hm,“ mache ich.
Seine Streicheleinheiten lassen mich in einem wohligen Gefühl ‚baden‘. Eine Weile sage ich nichts dazu, sondern lasse seine Worte auf mich einwirken. Bei ihm könnte ich mich wirklich ‚fallen lassen‘, denke ich mir. Er ist nicht ich-fixiert, wie mein Ex, sondern sein Fokus liegt auf mir. Das habe ich schon mehrfach gespürt, seit ich ihn kenne. Das muss ich jetzt sofort ansprechen:
„Aber nicht, dass du über deine Fixierung auf mein Wohl das deine vergisst!“
„Ich bin nicht alleine,“ meint er nur. „Wir sind zu Zweit. Solltest du so etwas feststellen, darfst du mich ruhig darauf aufmerksam machen!“
Ich lächele und reibe meine Wange an seinem Oberschenkel.
„Ist gebongt!“ antworte ich. „Aber warum sprichst du jetzt von einem Vertrag?“
„Es gibt im BDSM auch die Möglichkeit eines TPE-Vertrages,“ erklärt mir Peter nun. „Darin werden die Rechte und Pflichten von Herr, sowie Sub schriftlich festgehalten. Das dient hauptsächlich zu deiner Absicherung. Hält sich Einer nicht an die Abmachungen, kann der Andere aufstehen und gehen.“
„So etwas tun aber sicher nur Leute, die sich nur zu Sessions treffen…“ gebe ich zu bedenken.
„Richtig, wenn wir uns ab und zu treffen hat solch ein Vertrag seine Berechtigung. Der Inhalt dessen kann man in einem Vorgespräch aushandeln und zwischendurch immer wieder ergänzen, sollte das ein Vertragspartner für nötig halten. Kommen Gefühle zwischen den Vertragsparteien auf, wird der Vertrag zunehmend unwichtig…“