Nicci (42)
Peter bleibt etwa auf der Mitte der Wiese stehen und wartet auf die Doggies. Als sie ihn erreichen, hält er den Ball hoch. Nicci und Jasi machen Männchen, als betteln sie um das Spielzeug. Aber Peter wirft den Ball ein paar Meter weg. Die beiden Doggies drehen sich leicht seitlich und lassen sich wieder auf alle Viere herunter. Dann laufen sie zum Ball. Jasi erreicht ihn als erste und stößt ihn mit dem Kopf seitlich weg. Sie lässt Nicci als nächste an den Ball, die ihn zu ihr zurückstößt.
Peter ist den Beiden gefolgt. Jasi schaut kurz auf und lässt den Ball zwischen ihren Vorderpfoten hin und her rollen. Will sie Peter verwirren? Der tritt nach dem Ball, trifft ihn jedoch nicht. Jasi hat eine Pfote zurückgenommen, so dass der Ball seitlich wegrollt, wo Nicci sich dem Ball annimmt. Peter wendet sich nun Nicci zu. Sie stößt den Ball weg und Peter wendet sich, um dem Ball nachzusetzen. So geht das mindestens zehn Minuten lang. Dann wirft sich Peter wie ein Rugbyspieler auf den Ball und hat ihn in der Hand beim Aufstehen. Jetzt lässt er den Ball vor seine Füße fallen und bevor Nicci und Jasi den Ball nehmen können, schießt er ihn weg. Nun erfolgt das, was Peter vorhergesagt hat.
Ich mache große Augen und halte die Kamera drauf. Nicci und Jasi gehen in die Hocke und springen auf. Dann laufen sie im Zwei-Füßler-Gang hinter dem Ball her. Sie sind fast gleichzeitig in der Gartenecke, gehen dort wieder auf alle Viere und scheinen sich um den Ball zu streiten. Peter nimmt eine Pfeife in den Mund und bläst hinein. Daraufhin lässt Jasi von Nicci ab und überlässt ihr den Ball. Sie stößt ihn in Richtung auf Peter zu. Unterwegs wechselt der Ball noch mehrfach die Doggie, bis der Ball bei Peter angekommen ist. Er nimmt den Ball auf und streicht beiden Doggies über die Halbmaske auf dem Kopf. Dann kommt er zum Wintergarten zurück und die Doggies folgen ihm.
Lena hat es während des Ballspiels nicht im Wintergarten gehalten. Sie steht auf allen Vieren am Rand der Wiese und schaut dem Grüppchen entgegen. Als Peter Lena erreicht hat, sagt er:
„Hey, Lena. Du möchtest mitspielen?“
Lena nickt.
Peter lässt den Ball vor ihr fallen und betritt den Wintergarten. Während die drei Doggies draußen miteinander spielen, fragt er mich:
„Hast du gesehen, was ich meinte?“
Ich nicke und frage zurück:
„Ja, aber ist das denn noch Dogplay?“
„Du meinst, weil wir uns damit vom Verhalten echter Hunde entfernt haben? Wir nehmen das nicht so genau! Wichtig ist, dass die Human Doggies ihre Gefühle leben. Das als Ausgleich zur menschlichen Kultur, die auf rationales Verhalten aufgebaut ist, und Emotionalität als Schwäche betrachtet. Und die Owner sich für die Doggies engagieren, den Doggies Verantwortung im Alltag abnehmen, so dass sie sich voll Vertrauen fallenlassen können.“
„Hm, das sind doch Ideale! Die Realität weicht zu oft von den Idealen ab!“
„Wenn man seine Ideale leben will, schafft man das auch, Silke! Es gibt allerdings einerseits zuviele Menschen, die Petplayer allgemein für pervers halten. Den Spruch ‚Der Mensch ist doch kein Tier!‘ habe ich schon oft gehört, und danach hat sich dieser Mensch von mir zurückgezogen… Dabei gibt es genug Menschen, für die Haustiere quasi zur Familie gehören. Es sind Hausgenossen, mit denen die Leute mitfühlen.
Andererseits gibt es zuviele Kerle, die sich Owner nennen, denen aber das Gehirn in die Hose gerutscht zu sein scheint. Die haben nur eins im Sinn: ‚Wie krieg ich die Frau ins Bett?‘ Verantwortung? Das fürchten sie wie der Teufel das Weihwasser! Nachdem sie ihr Vergnügen hatten, wird die Frau zum Teufel gejagt und eine Andere ins Visier genommen…“
„So sieht leider die Realität aus!“ seufze ich.
„Aber nicht, wenn man Freunde gefunden hat, die das Gleiche denke wie man selbst! Zusammen kann man leichter seine Ideale ausleben, als allein. Außerdem braucht es natürlich eines Einkommens, dass es Einem erlaubt seine Ideale zu leben.“
„Und das habt ihr?“ frage ich interessiert.
„Die Touris machen uns nicht reich, aber es reicht aus. Wenn wir zwei bis drei weitere Leute fänden, vorzugsweise aus der Szene, dann müssten wir noch weniger Kompromisse machen. – Das gilt übrigens auch für Andere, die es schaffen von einem Einkommen mindestens zu zweit zu leben.“
„Du weißt selbst, wie schwer das heutzutage ist, wo man oft sogar mehrere Jobs braucht, um wenigstens alleine über die Runden zu kommen. Da ist man abends zu müde, um noch einem Hobby nachzugehen oder einen Fetisch auszuleben.“
„Man muss halt einerseits überlegen, was man hat und wie man damit ein Bedürfnis bei anderen Leuten weckt, so dass sie Einem Geld bringen, um von Einem ihr Bedürfnis befriedigt zu bekommen. Wir hier sind von der landwirtschaftlichen Schiene auf die Touri-Schiene umgestiegen, weil der Hunsrück-Höhenweg uns die Leute geradezu frei Haus liefert, die früher vorbei geradelt sind. Auch Ausflügler mit Autos kommen her, um in der Natur spazieren zu gehen und hier bei Kaffee und Kuchen zu rasten.
Andere können sich auf Grund ihrer Hobbys überlegen, womit sie bei den Leuten ein Bedürfnis erzeugen, damit die Leute freiwillig ihr Geld zu ihnen tragen, um ihr Bedürfnis befriedigt zu bekommen.“
„Was hieße das für mich? Wie könnte ich soviel neben meinem Bürojob verdienen, dass davon auch Lena und Markus leben könnten?“
Peter zieht die Augenbrauen hoch.
„Vorsicht! Lass dich nicht ausnehmen, Silke! Wenn du eine männliche oder weibliche Human Doggie hast, die du magst, kannst du sie mit einbeziehen. Hier aber sollte mindestens Markus ein eigenes Einkommen haben. Wenn von zwei Einkommen drei Personen gut leben können, ist das okay!“
„Und wie soll ich mein Hobby zu Geld machen?“
„Du betreibst dein Hobby doch schon ziemlich professionell! Gib Anzeigen auf, in denen du anbietest Hochzeitsfotos zu machen, und Fotos von anderen Familienfesten. Die werden hochbezahlt! Informiere dich, was andere Fotografen dafür nehmen. Und dann versuche Aufträge von Werbeagenturen zu ergattern. Du hast erzählt, dass du mit Lena in Fetisch-Clubs gehst, dort als Herrin mit Hündin auftrittst mit einem Lichtbild als Hintergrund oder einer Lichtbild-Show. Dafür seid ihr ja auch ursprünglich hergekommen. – Bekommt ihr für die Show Geld vom Club-Besitzer?“
„Klar! Sonst würden wir kaum auf die Bühne gehen! Aber viel ist das nicht.“